„Hast du ihn erreicht?"
Tom nickte nur mit hängendem Kopf und sie verstand ihn. Da lag ein gigantisches Vermögen in Goldbarren und wartete darauf, ihrem Peiniger in die Hände zu fallen. Aber all das nahm Lina gerne in Kauf, wenn sie dafür nur Ben zurückbekam. Tom stellte das Aufnahmegerät ein, während sie ihren Blick über die Holzkisten wandern ließ:
„Sie werden bald hier sein."
„Ich weiß."
Er fügte nichts mehr hinzu und konzentrierte sich auf das Telefon. Lina dachte beim Anblick dieser Goldmenge daran, dass ihre Gegner sie nach der Übergabe mit Sicherheit nicht laufen ließen. Es hing alles davon ab, ob es ihnen gelang, zu fliehen. Und das war erst sinnvoll, wenn sie ein Geständnis auf Band hatten. Sie warteten eine Weile in dem vordersten Raum der Mine, bis sie Motorengeräusche wahrnahmen. Lina schluckte schwer und ein Schauer lief ihr über den Rücken. Wo zum Teufel war die Polizei? Die könnten sie jetzt gut gebrauchen. Durch den Eingangsspalt waren Geländewagen zu erkennen und aus einem stieg der Boss aus, der seine gezwungenen Helfer sogleich entdeckte. Er grinste diabolisch:
„Ihr hattet also Erfolg?"
Lina trat zähneknirschend vor:
„Ja, hatten wir. Ich will jetzt sofort meinen Freund sehen!"
Das dröhnende Lachen vieler Männer hallte über den Platz. Der Boss stemmte die Hände in die Hüften:
„Zuerst einmal sehen wir uns das Gold an."
Seine Geiseln führten die Gruppe den langen Gang entlang, bis sie den großen Stollen betraten, in dem die unzähligen Goldschätze lagen. Der Anführer vergaß seine Gefangenen und riss begierig den Deckel von der Kiste, die direkt vor ihm stand. Die morsche Seitenwand gab nach und die Goldbarren fielen zu Boden. Er grinste seine Männer an:
„Seht ihr, Jungs. Jetzt sind wir alle reich."
Ohne große Verzögerung machten sich die Söldner daran, die schweren Kisten aus dem Stollen zu befördern. Der Boss wandte sich an seine ‚Gäste':
„So, und nun zu euch."
Bevor Lina die Chance bekam, etwas zu sagen, schob Tom sich vor sie:
„Ja, was ist mit uns? Sie haben uns erpresst und als Geiseln genommen!"
„Ja, und? Mein Lohn dafür ist gigantisch. Und das Wunderbare daran ist: Die Einzigen, die mir dabei gefährlich werden könnten, werden das nicht mehr erleben."
Eine unschöne Vorahnung breitete sich in Lina aus. Jetzt bestätigte sich, was sie längst geahnt hatten. Ihr Leben würde nach der Übergabe enden:
„Das heißt also, ihre Versprechen sind wertlos? Wie war das mit ‚wenn ihr mir helft, lasse ich euch frei'?"
„Das habt ihr doch nicht wirklich geglaubt, oder?"
Auf ein Handzeichen packten einige der Männer die Gefangenen und zogen sie in eine etwas angelegenen Ecke der Eingangshalle. Fesseln verdammten die beiden zur Bewegungslosigkeit und Lina standen vor Zorn die Tränen in den Augen:
„Sie mieses Schwein!"
Der Anführer lachte nur und ignorierte ab sofort seine Geiseln. Er widmete seine Aufmerksamkeit lieber den unzähligen Kisten, die in rascher Folge auf den Vorplatz gebracht wurden. Sobald sie alleine waren, zischte Lina, um Toms Konzentration auf sie zu lenken:
„Hey, hast du alles?"
Er deutete mit dem Kinn auf seine Brust:
„Ja, habe ich, nur wird uns das nichts bringen. Wir sind tot, bevor wir irgendetwas erreichen können."
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Urlaub - Was tust du, wenn du alles verlierst?
Tajemnica / ThrillerBen und Lina freuen sich auf ihre Urlaubsreise in die USA. Der erste Urlaub seit Ewigkeiten. Es scheint alles wunderbar zu laufen, doch vor Ort geraten sie in einen Sturm. An und für sich nicht so schlimm, wäre nicht Ben während des Sturms verschwun...