Familie Greymoor

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Wir halten vor einem pompösen Tor an und meine Mutter drückt auf einen kleinen grünen Knopf, der womöglich die Klingel darstellen sollte.

Mir fällt ein großes Wappen auf, das mit einer bronzenen Lilie geschmückt ist und das kahle Tor schöner wirken lässt. Mum schenkt mir einen verständnisvollen Blick, den ich mit einem gezwungenen Lächeln erwidere.

Eine Kamera richtet sich auf uns und ein Ton erscheint, bevor sich die Pforten zum weiteren Weg öffnen. Da das Anwesen rundherum mit spitzen vergoldeten Zäunen und dahinter dichten zwei Meter großen Büschen versehen ist, hat man kaum eine Möglichkeit einen Einblick auf die Erbauung zu werfen.

Nur das Dach des Hauses überragt die zugeschnittenen Pflanzen. Überall sind Kameras, die auch Fussgänger, die an dem Haus vorbeigehen, aufnimmt. Schrecklich diese reichen Menschen.

Wir fahren einen Schotterweg entlang, bis sich vor uns eine Art Kreisel breit macht, dessen Mitte einen Springbrunnen dekoriert. Protziger geht es nicht, aber ich kann nicht anders, als mit geöffnetem Mund das Anwesen und dessen dazugehöriges Gelände zu bestaunen.

Der Rasen ist perfekt gemäht und die kleinen Bäumchen darauf sind in verschiedene Formen zurechtgeschnitten. Kurze Lichter am Wegrand sorgen für eine Abgrenzung der Grasfläche und sind seitlich am Schotterweg angebracht.

Als wir vor der Villa anhalten überkommt mich ein Gefühl der Übelkeit. Scham breitet sich aus. Das ist gar nicht unsere Liga und ich will in solch einer auch nicht mitmischen.

»Lass uns aussteigen. Das kriegen wir hin.«, sie zwinkert mir zu, als sie den Schlüssel umdreht und den Motor abstellt.

Ehe ich mich aus unserem alten Volvo gequetscht habe, vernehme ich schon eine überaus sympathisch wirkende Männerstimme. »Herzlich Willkommen in unserem Heim!«

Als ich aufblicke sehe ich einen bestimmt zwei Meter großen älteren Mann mit breiten Schultern und kantigem Gesicht. Seine Haare, die sich an ein paar Stellen schon weißlich kräuseln, sind nach hinten gekämmt.

Er trägt einen modernen Designeranzug in dunklem Marineblau, sowie schwarzglänzende Lackschuhe. Er wirkt überraschend nett, als er die Steintreppen runtergeht und die Arme ausbreitet, um zuerst meine Mutter und dann mich mit einer herzlichen Umarmung zu empfangen.

»Fühlt euch wie zuhause.«
»Vielen dank, Richard.«, meine Mutter hebt leicht die Mundwinkel an.
Richard?!
Wieso nennt sie ihren Chef beim Namen?

«Bitte nach ihnen Ladys.«, er zeigt uns mit einer Handbewegung die Richtung zum Eingang und begleitet uns den Weg hoch.

Die Eingangstür ist in einem Rundbogen geschnitten und mit hochwertigem Mosaikfenstern bestückt. Das Anwesen selbst besitzt einen gigantischen Balkon und dessen Struktur besteht aus hochwertigem Sandstein.

Wir betreten das Foyer und bestaunen den, mit hochwertigen Marmor überzogenen, Boden, der mit einer geschwungenen Treppe, die in den ersten Stock führt, ausgestattet ist. An der Decke prahlt ein enorm großer Kronleuchter, an dem Diamanten glitzern und darunter steht ein runder Tisch aus Mahagoni Holz, auf dem eine teuer erscheinende Vase mit verschiedenfarbigen Blumen den Eingang schmückt.

Mr. Greymoor ist unsere Fassungslosigkeit nicht entgangen und steht einladend vor einem offenen Durchgang, der sich rechts von uns befindet. Es duftet schon köstlich, als wir in das Esszimmer hineingehen. Der langgezogene Tisch ist gedeckt und die Kerzen darauf brennen auch schon.

Oh man, hätte mir meine Mutter vorher gesagt, was mich erwartet, hätte ich mich passender Gekleidet.

Alles in Allem macht das Haus einen sehr einladenden Eindruck, auch wenn hier viel pompös erscheint, sorgen die vielen Familienbilder, die farbigen Wände und die warmen Lichter für eine gemütliche Atmosphäre.

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