Ich beschütze dich

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Ganz schön gruselig alleine in der Dunkelheit durch die schlecht belichtete Straße zu gehen, nur um endlich in sein Bett schlüpfen zu können.

Trotz, dass ich weit und breit keine Menschenseele sehen kann, bin ich wachsam. Ich habe zu viele Krimiserien hinter mir, als dass ich ohne jegliche Art von Achtung mitten in der Nacht umherwandere.  Obwohl diese Gegend als sehr sicher gilt, weis man nie, wer einem über den Weg laufen könnte.

Leider habe ich, dank der überrumpelten Aktion meiner Mutter, keine Möglichkeit gehabt, um mein Pfefferspray mitzunehmen. Naja, meine Faust würde auch fürs erste Ausreichen. Irgendwie.

Die Straßenlaternen weisen mir den Weg und durch den Lichtschein kann ich das glitzernde Laub sehen, das den Boden und Asphalt in verschiedenen Farben bedeckt. Der Herbst ist eines meiner Lieblingsjahreszeiten.

Alles tunkt sich in bunten Farben und das herbstliche Wetter mit dem oftmals erscheinenden Nebel lädt einem zum Träumen ein. Das Einzige, was mir oftmals etwas Verwirrung schenkt, ist, dass es immer zu schnell dunkel wird.

Natürlich bin ich ironischerweise die Glückliche, die nach ein paar Metern geräuschvoll Schritte hinter sich vernimmt. Was habe ich bloß für ein Glück, dass gerade jetzt, zu dieser späten Uhrzeit, jemand in einer verlassenen Straße hinter mir läuft?

Ironie des Todes.

Doch als ich mich vorsichtshalber umdrehen möchte, um mich zu vergewissern, wer sich hinter mir befindet, ist niemand zu sehen. Wie kann das sein?

Die Schritte sind immer noch zu hören und wenn mein Gehör sich nicht täuscht, verfolgen sie mich!
Reflexartig bleibe ich stehen und drehe mich paranoid einmal suchend im Kreis und genau in diesem Moment hören auch die Schritte abrupt auf.

Ich muss wohl spinnen. Habe ich mir das nur eingebildet?

Komisch, denke ich mir. Misstrauen lässt die Angst in mir aufsteigen, gehe aber zögerlich meinen Weg weiter. Ich habe es nicht mehr weit bis zu meinem Zuhause.

Die Schritte sind nicht mehr zu hören. Mein müdes Gehirn muss mir einen Streich gespielt haben. Ich fühle mich beobachtet, als würde ich auf einer Bühne mit Publikum stehen, als wären hunderte Augen auf mich gerichtet.

Panik macht sich immer mehr in mir bemerkbar und lässt mein Herz förmlich aus meiner Brust springen, doch ich zwinge mich dazu mich zusammenzureißen. Ich darf mich von diesen ängstlichen Gefühlen auf keinen Fall übermannen lassen. Am Ende würde ich noch wie eine Irre durch die Allee bis zum Haus rennen und mich würde schlimmstenfalls doch noch jemand sehen.

Also tue ich das, was ich immer tue, wenn ich kurz vor einem Totalausfall stehe: Ich bleibe kurz stehen, schließe meine Augen und atme tief ein und aus, ein und ....
»Hey, du.«

Ich spucke meinen eingezogenen Atem regelrecht aus und sehe vor mir einen jungen Mann, um die zwanziger Jahre. Er hat rote Haare, Sommersprossen, blasse Haut und braune Augen, die mich bestechlich anschauen.

Ich wusste doch, dass mich jemand verfolgt hat!
Geschockt starre ich den jungen Mann vor mir an und schweife auf seine Kleidung.

Schwarzer Jogginganzug. Wie ein Stalker ... oder Jogger. Je nachdem, wie man es sehen möchte.

»Was machst du denn um diese Uhrzeit ganz alleine auf der Straße? Weist du denn nicht, dass es gefährlich sein könnte ganz alleine und ohne Schutz in die Dunkelheit zu gehen?«, er leckt sich widerlich über die Lippen, während er mich gierig bemustert.

Ich schaue ihn nur mit verzerrtem Gesicht an, gebe aber keine Antwort und möchte einen großen Bogen um ihn machen, doch er ahmt meine Schritte nach und lässt mich, so schnell wie er ist, nicht den Weg vor mir in mein Zuhause passieren.

I will know how you taste Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt