Ich laufe im Badezimmer auf und ab und höre Geräusche aus dem Zimmer. Er ist also noch immer da. Wartet er etwa auf mich?
Ich schiele zur Dusche rüber und kriege Gänsehaut. Bilder erscheinen vor meinem geistigen Auge und ich sehe, wie er unter der Regendusche steht, sich an der Glaswand lehnt und die Wassertropfen auf seinen Rücken runterprasseln.
Nackt!
Ich habe noch nie einen Typen vollkommen entblößt zu Gesicht bekommen. Ich weis gar nicht, wie ich damit umgehen soll, geschweige denn ihm jetzt noch in die Augen sehen kann.
»Mensch, Alisa reiß dich zusammen!«, murmle ich mir selbst zu. »Er war doch nur nackt.«
Ihm schien es egal zu sein, dann sollte es mir umso gleichgültiger sein.
Ich atme ein paar mal tief durch und gehe aus dem Bad hinaus. Ich brauche unbedingt neue Schlafklamotten. Ich habe in dem pinken Pyjama bestimmt zwei Nächte durchgemacht. Da zwänge ich mich bestimmt nicht nochmal rein.
Drake hat das Feuer im Kamin entfacht, sodass mir direkt mulmig warm wird, und sitzt, zu meiner Erleichterung, angezogen in einem der barocken Sessel, während er in ein Buch vertieft ist. Als ich die Schiebetür hinter mir schließe schaut er zu mir auf und studiert stumm mein Gesicht.
Seine Mundwinkel heben sich, als er sieht, dass ich mit nichts, als einem Handtuch an meinem Leib bekleidet bin. »Du brauchst wohl einen neuen Pyjama.«
Ich funkele ihn grimmig an. »Hätte nicht gedacht, dass du so schnell darauf kommst. Ich habe nicht vor die ganze Nacht über nackt durch die Gegend zu laufen.«
Drake grinst verschmitzt und widmet sich dann wieder seinem Buch. »Ich hätte nichts dagegen.«
Ich stöhne laut auf »Kannst du mir bitte etwas zum anziehen bringen?«
»An diesen Gesprächston von dir könnte ich mich glatt gewöhnen.« Lachend steht er auf und geht an eine Kommode, die sich neben eines der bodentiefen Fenster befindet.
»Fang.«, warnt er mich, bevor er mir einen Bündel Kleidung zuwirft.
Als ich die Sachen entwirre merke ich, zu meinem Erstaunen, dass Hemd und Hose von ihm stammen müssen. Jedenfalls sehen die dunkelblau kartierten Kleidungsstücke so aus, als wären sie aus dem Männersortiment.
»Wenn du dich morgen gut fühlen solltest, gehen wir einige nötige Dinge für dich einkaufen. Solange musst du dich mit meinen Sachen zufrieden geben.«
Ich frage mich insgeheim von wem der Pyjama wohl stammt, den ich die letzten zwei Tagen anhatte.
»Der pinke Pyjama gehörte meiner großen Schwester. Sie lebt schon lange nicht mehr hier. Jedoch sind noch ein paar Sachen von ihr auf dem Dachboden.«
»Hör endlich auf meine Gedanken zu lesen!«
Egal wie sehr ich mich auch anstrenge, ich sehe Drake die ganze Zeit über nackt vor mir. Wie peinlich.
»Ich weis genau was in dir vogeht, Alisa. Auch dass du gerade daran denkst, wie ich nackt in der Dusche stehe« er schmunzelt. »Hat dir gefallen, was du gesehen hast?«
»Wovon r-redest du?« Das stottern geht mir so sehr auf die Nerven, dass ich am liebsten meinen Mund halten möchte.
»So wie du mich beobachtet hast, scheint dir das, was du gesehen hast, gefallen zu haben.«»Ich weis nicht, wovon du redest ... ich gehe mich jetzt umziehen!«
Ich klemme die Kleidung unter mein Arm und möchte ins Bad laufen, doch er packt mich unerwartet am Arm, sodass ich keine Chance habe mich nur einen Schritt weiter vorwärts zu bewegen. Geniert sehe ich erst auf die Stelle, an der er mich festhält und dann in seine kristallblauen Augen. Hitze macht sich in meinem Körper breit und ich bin gezwungen mich von ihm wegzudrehen.
Seine Berührung macht mich nervös.
»L-lass mich los.«
»Nein.«, sagt er mir ernstem Ton.
Ungläubig sehe ich wieder zu ihm auf. »W-was?«
Ruckartig packt er mich über seine Schulter und führt mich zu seinem großen Himmelbett, dabei schlage ich wild um mich und schreie ihn an. »Ich habe nur ein Handtuch um mich!«
Er reagiert nicht darauf, sondern setzt mich quer über das Topper ab und stemmt seine Hände neben meinen liegenden Kopf, dabei sieht er innig zu mir runter. Sein markantes Gesicht mustert mich gierig.
»W-was ist denn?«, frage ich verlegen und versuche seinen Blicken auszuweichen.
»Hast du dich entschieden?«
»J-ja ich denke s-schon.«
»Und was ist deine Antwort?«Ich schlucke schwer. Nun ist die Stunde gekommen, in der ich eine endgültige Entscheidung treffen muss. Sollte ich mich ihm anschließen und sein Angebot annehmen, habe ich später immer noch die Chance ihn abzuweisen. Sollte ich jedoch das Gegenteil tun, werde ich in den kommenden Wochen bestimmt irgendwo tot aufgefunden werden.
Ich flüstere fast. »Ich stimme deinem Angebot zu und werde deine Freundin.«
Seine Augen weiten sich, als wäre er über meine Antwort überrascht, dann aber schmälern sie sich und seine Mimik sieht nahezu triumphierend aus.
»Gut. Ich hätte sowieso kein Nein akzeptiert.«
Drake überlegt nicht lange, beugt sich zu mir runter und überfällt mich mit seinen Lippen.
Erschrocken reiße ich meine Lider auf und starre in seine geschlossenen Augen, deren lange Wimpern geschwungen die Umrandung zieren. Der Kuss ist so zärtlich und gleichzeitig wirkt es so, als wäre es die Versiegelung eines Abkommens. Dann löst er sich langsam von meinen Lippen und sieht mir leidenschaftlich in die Augen.
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I will know how you taste
Romance*WIRD ÜBERARBEITET* Alisa Clinton ist 18 Jahre alt und mit ihrer Mutter in die schöne Kleinstadt New Forthwitch gezogen. Dabei lernt sie den begehrten und gutaussehenden Drake kennen, der ein Geheimnis wahrt ... Wer ist sie wirklich? Kann sie ihrem...