Offengelegte Geheimnisse

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»Warte.«, fordere ich Elly auf, die sich an meiner dicken Kleidung festgeankert hat, um mich aus dieser dunklen Gegend voller Leichen herauszuführen.

Laut Drake ist meine Mutter befreit. Ich würde nichts lieber tun, als ihr in die Arme zu springen, ihren Duft einzuatmen und zu sagen, wie sehr ich sie doch vermisst habe. Aber ich will und kann Drake nicht im Stich lassen. Was ist, wenn er durch die Konsequenzen sterben muss?

Verdammt, dieser Sabbath will mich, mich ganz allein.
Es war die ganze Zeit ich, die an allem Schuld war. Welcher Grund auch immer für diese grausamen Vorfälle dahinter steckt, ich möchte nicht, dass meiner Mutter oder Drake etwas schlimmes widerfährt.

Er hat sich für mich eingesetzt, mich vor den dauernden Gefahren beschützt. Könnte er es auch mit einem Prinzen der Unterwelt aufnehmen?

Ich schlucke schwer und merke, dass meine Kehle trocken und rau wie die Wüstenluft ist. Wenn Drake stirbt dann ... wie könnte ich dann weiterleben? Wie könnte ich mich damit abfinden, dass er hätte leben können, hätte ich mich diesem Höllenengel gefügt?

Hätte ich doch magische Kräfte oder ähnliche Attribute, um Drake beizustehen oder -besser- gegen diesen Engel anzutreten.
Elly sieht mich fordernd an. »Was ist denn?«, zischt sie und runzelt die Stirn, als ich zwischen die dicken Bäume in die Richtung blicke, aus der die Stimmen von Drake, Daemon und Sabbath widerhallen.

Über was auch immer sie gerade reden, es hört sich alles andere als friedlich an.
»Elly, bitte ... lass uns hier bleiben. Ich möchte das Gespräch weiterverfolgen.«

»W-was?«, stammelt sie verwundert über meine Bitte, als hätte sie sich gerade verhört und sieht mich zweifelnd an. »Habe ich das gerade richtig verstanden? Du möchtest hier bleiben ... hier?!« Elly blickt prüfend um sich und wendet sich dann wieder an mich. »Das kannst du nicht ernst meinen, Alisa!«, zischt sie erneut, diesmal drängender. »Wir müssen hier weg, du musst hier weg!«

»Aber Drake ist in Gefahr! ... Und Daemon auch! Du magst ihn. Ich sehe doch, wie du ihn heimlich anstierst, wie du mit ihm redest.« Meine Gesichtszüge verhärten sich in der Dunkelheit und ich hoffe, dass meine Überredungskunst bei meiner Freundin Wirkung zeigt. »Möchtest du die Beiden wirklich ihrem Schicksal mit diesem Tyrann überlassen?«

Elly hebt fragend eine Augenbraue. »Alisa. Ich bewundere deinen Enthusiasmus, aber hast du vielleicht mal eine klitzekleine Sekunde daran gedacht, dass es unmöglich ist Sabbath, wohlgemerkt der Prinz der Unterwelt höchstpersönlich, in irgendeiner Weise aufzuhalten? Wenn er Drake und Daemon schaden möchte, dann kann weder ich, noch du etwas dagegen tun.« Ihre Stimme bricht und sie atmet tief aus. »Lass uns jetzt bitte gehen. Drake und Daemon wissen sicherlich, was sie tun.«

Ich fuchtele mich aus Ellys Griff frei. »Auf keinen Fall!«

Fluchend folgt mir Elly durch das dicke Geäst hindurch, bis wir einen sicheren, geeigneten Platz gefunden haben, um eine freie Sicht auf die stillen Abtrünnigen, sowie Drake und Daemon zu haben.
»Und was jetzt?«, faucht Elly genervt und ich weis, dass sie es nur gut mit mir meint.

»Psst. Sei leise.«, flüstere ich und lenke meine Aufmerksamkeit auf das, durch Feuertonnen, erhellte Gelände.
»Ich weis genau, was du vorhast. Du willst sie benutzen, um deinen rechtmäßigen Platz als Herrscher der Unterwelt einzufordern!«, sagt Drake mit angestrengten Ton.

Man merkt ihm an, wie sehr er versucht sich zusammenzureißen und auch ich werde wütend bei dem Gedanken, dass dieser gottlose Gott mich nur benutzen will.

»Drake, ich denke nicht, dass es eine gute Idee ist, mit unserem Schöpfer so zu reden. Benimm dich und zeig Ehrfurcht.«, warnt ihn Daemon und selbst von meinem Standpunkt aus kann ich die Schweißperlen auf seiner Stirn glitzern sehen. So ein Feigling.

I will know how you taste Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt