Ich wache auf und muss blinzeln. Das grelle Licht sticht mir in die Augen und ich ziehe die Decke über meinen Kopf. Es kommt mir so vor, als hätte ich die Nacht durchgemacht, was in einer gewissen Hinsicht auch der Fall war.
Drake hat mich nach dem Vorfall noch in den Schlaf trösten müssen und ich fühle mich irgendwie immer noch schlecht bei dem Gedanken, dass Drake und sein Bruder sich gestritten haben.
Wieso muss er aber auch so gemein sein? Ich kann mich nicht entsinnen ihm etwas schlechtes angetan zu haben. Daemons Worte gestern Nacht gingen mir bis ins Mark und haben mich wirklich verletzt.
Ich versuche meinen Morgen nicht mit solch runterziehenden Gedanken zu verschwenden und drehe mich zu Drake um, der auf dem Bauch liegt und sich im ganzen Bett breit gemacht hat. Dann hole ich mein neues Handy von der Ladestation und schreibe meiner Mutter, die bestimmt schon auf der Arbeit ist. Zu meinem Glück kenne ich ihre Nummer auswendig. Leider habe ich sie noch nicht gesehen, seit ich das Smartphone eingerichtet habe und möchte, dass sie meine Kontaktdaten hat, sodass sie mich jederzeit erreichen kann. Auch Elly ist schon eingespeichert. Drake gab mir, nach mehrmaligem Flehen, ihre Zahlenfolge. Er war misstrauisch, dass Elly meine Nummer an Liam weitergibt, wobei ich ihm versicherte, dass sie mich bestimmt vorher fragen würde.
Ich gehe mit meinem neuen Gerät ins Bad und mache mich frisch, als plötzlich der nervig laute Klingelton ertönt und ich abhebe.
»Mum?«
»Schatz! Ich habe gerade deine Nachricht erhalten. Gott sei Dank hast du endlich dein Handy eingerichtet. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, ich müsste noch ein paar Tage darauf warten.«
»Du hast mir das Teil doch erst gestern geschenkt.«, lache ich.
»Ja klar, aber ich bin nunmal deine Mutter und mache mir einfach Sorgen um dich.«, nuschelt sie und ich fühle mich gezwungen sie zu beruhigen.
»Das stimmt wohl.« ich kämme mir die Haare und klemme mir das Smartphone zwischen Ohr und Schulter. »Es ist alles gut, Mum. Dass unser Haus durch das Erdbeben zusammengebrochen ist hat uns beide schwer mitgenommen, aber-«
»Alisa, ich bin einfach nur froh, dass es dir gut geht. Alles andere spielt keine Rolle mehr.«
Ich atme schwer aus. »Da hast du wohl recht.«
Die ganze Situation hätte auch anders ausgehen können.
Es herrscht kurz Stille, bis meine Mutter wieder das Wort erhebt. »Was läuft da eigentlich zwischen Drake und dir? Seid ihr wirklich ein Paar? Mr und Mrs Greymoor sind total aus dem Häuschen und reden fast täglich darüber, wie glücklich sie doch sind, dass Drake eine so tolle und hübsche Freundin hat. Da fällt mir ein: Was soll der Begriff Gefährte bedeuten? Versteh mich nicht falsch, aber Drake hatte das Wort benutzt, als wir euch im Zimmer erwischt hatten.«
»Das ist eine etwas längere Geschichte.Ja, wir sind zusammen und das Wort Gefährte soll bedeuten, dass ...« Ich muss kurz überlegen. Ich kann ihr unmöglich die Wahrheit sagen, da sie noch nicht einmal weis, dass Vampire, Hexen und Werwölfe existieren. »Ich denke das ist eine bestimmte Aussprache von Drake, um zu sagen, dass ich seine Freundin bin. Er ist darin etwas eigen.«.
Ich sehe vor meinem inneren Auge, wie sie am Schreibtisch sitzt und angestrengt nickt. »Mich freut es jedenfalls sehr, dass du deinen ersten Partner gefunden hast, mit dem du die Welt der Liebe erkunden kannst. Ich hätte, um ehrlich zu sein, nicht geglaubt, dass du dich auf eine Beziehung einlässt und dann gleich mit einem so gut aussehenden jungen Mann.«
»Mum!«
»Ist ja schon gut ...«, kichert sie. »Ich meine ja nur. Lass uns das Thema wechseln. Wie geht es dir heute? Ich habe das Kleid an dir gesehen, das Drake dir gekauft hat. Du sahst so entzückend aus.« Dann höre ich sie durch den Hörer jauchzen. »Mein kleines Mädchen wird erwachsen!«
Ich muss lachen. »Mir geht es super. Wenn ich es mir recht überlege könnte ich eigentlich morgen wieder in die Schule gehen. Und ja, das Kleid hat mir auch unglaublich gut gefallen. Mir war es aber doch schon etwas unangenehm, dass Drake mir so viele Dinge gekauft hat ... Aber genug von mir. Wie geht es dir eigentlich? Wie läuft die Arbeit?«
»Kind, wenn ein Mann dich mag und dir ein paar Geschenke machen möchte, kannst du es als Kompliment und als Zeichen seiner Zuneigung sehen.«, belehrt sie mich, »Die Arbeit läuft prima und ich habe mich schon richtig gut einleben können. Mr Greymoor ist ein guter Chef und die Angestellten sind auch alle herzallerliebst. Übrigens habe ich noch ein kleines Geschenk für dich, das du heute Abend auspacken kannst.«
»Och Mum, du brauchst mir doch nicht immer wieder was zu schenken.« Trotzdem freue ich mich innerlich und bin gespannt was es sein könnte. »Ich bin froh, dass du da bist und dass ich dich habe, mehr brauche ich nicht.«
»Süß von dir Mäuschen, aber meinem einzigen, über alles geliebten Kind darf ich doch wohl noch etwas schenken« Sie hält kurz inne und ich höre jemanden im Hintergrund mit ihr reden. »... du, ich muss auflegen. Wir haben gleich eine Konferenz. Hab dich lieb Mäuschen und pass auf dich auf!«
»Mach ich, Mum.«
»Tschüss mein Schatz, bis heute Abend.«, sagt sie und küsst in den Hörer.
»Bis heute Abend.«, verabschiede ich mich und lege auf.
Ich würde meiner Mutter so gerne von all dem erzählen, was hier vor sich geht. Es macht mich wahnsinnig sie im Dunklen stehen zu lassen. Gerade weil es so gefährlich für sie und mich sein könnte. Jedoch denke ich kaum, dass sie mir das alles abkaufen wird und selbst wenn, sie würde wahrscheinlich an die Decke gehen und mit mir schnellstmöglich den Bundesstaat wechseln.
Nachdem ich mich im Bad frisch gemacht habe gehe ich wieder ins Zimmer und sehe, dass Drake noch schläft. Mensch, er ist ein richtiger Langschläfer, wobei ich aber hinzufügen muss, dass die letzte Nacht ganz schön anstrengend war. Ich gehe schmunzelnd an das Regal, auf dem Drakes Bücher aneinandergereiht sind und sehe mir die verschiedenen Bänder an. Unter ihnen ist ein Buch, das mich anspricht.
"Anna Karenina"
Ich setzte mich auf einen Sessel und fange an darin zu lesen.
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I will know how you taste
Romance*WIRD ÜBERARBEITET* Alisa Clinton ist 18 Jahre alt und mit ihrer Mutter in die schöne Kleinstadt New Forthwitch gezogen. Dabei lernt sie den begehrten und gutaussehenden Drake kennen, der ein Geheimnis wahrt ... Wer ist sie wirklich? Kann sie ihrem...