Shopping day

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»Bist du fertig?«, fragt Drake, als er ins Bad spaziert, sich locker an die Wand lehnt und mir beim frisch machen zusieht. Sein Erscheinungsbild ist göttlich, obwohl es für mich etwas ungewohnt ist mit einem jungen Mann in blauem Anzug zum shoppen begleitet zu werden, der so ziemlich das gefährlichste Wesen auf dieser Erde ist.

»Gleich.«, antworte ich und trage mir, während ich mich ganz nah an den Spiegel lehne, Wimperntusche und Rouge auf. Dann schweift mein Blick zu Drake und sehe in sein weiches Gesicht.
»Du siehst wunderschön aus. Du hast Make Up noch nicht einmal nötig, um die Blicke auf dich zu lenken.«
So ein schönes Kompliment habe ich noch nie von einer männlichen Person bekommen, oder liegt es nur daran, dass ich nie die Absicht hatte einen Typen kennenzulernen?

Ich trage, für den heutigen Tag, eine Jeans und einen schwarzen Pullover, den mir Drake von seiner Schwester gegeben hat.
Er kommt zu mir und packt mir an den Hintern. »Die Klamotten stehen dir richtig gut.«
Ich schlage empört seine Hände weg. »L-lass das!«
Drake grinst und schiebt sich noch näher an mich, während er meine freie Schulter küsst. »Es erregt mich, wenn du dich genierst.«
Ich lege meine Schminkutensielen beiseite, drehe mich um und stupse ihn leise lachend von mir weg. »Hör auf! Wir müssen jetzt los.«
Er nickt verträumt, reagiert aber nicht, was die Folge hat, dass ich mich aus seinen Fängen befreie und eilig aus dem Zimmer gehe, bevor er noch auf dumme Gedanken kommt.

Wir gehen die Treppen runter. Keiner mehr da. Drake zieht sich seinen grauen Mantel über und reicht mir eine dunkelbraune Winterjacke, die ich dankend annehme und sehe auf den Boden. Da liegen ein paar weiße Sneaker, die meinen ähnlich sehen.
»Ich hoffe, dass sie dir passen.«
Ich schlupfe hinein und nicke erleichtert. Wir laufen den Eingang hinaus und zu meinem Erstaunen schneit es schon. Mein inneres Kind erquickt und springt freudig in die Luft. Ich liebe Schnee. Ohne lange zu überlegen strecke ich meine Zunge raus und versuche ein paar der Flocken damit einzufangen. Drake ist schon einige Meter entfernt, als er sich umdreht und losprustet.
»Was machst du da?«
Ich sehe ihn ungläubig an. »Na den Schnee probieren, was sonst?«
Er runzelt fragend die Stirn, ahmt mich aber daraufhin nach und streckt ebenfalls seine Zunge raus.
Ich grinse.
Er ist wirklich ein vollkommen anderer Typ, wie ich ihn mir vorgestellt hatte.
Er reicht mir seine Hand und wir verfolgen unseren Weg weiter zu einem glänzend roten Ford Mustang mit schnittiger Karosserie.
»Schönes Auto.«, lobe ich seinen Geschmack und es huscht ein triumphierendes Lächeln über seine Lippen, bevor er das Fahrzeug entsperrt und mir die Tür aufhält.
Mir fällt auf, dass er mich vor wenigen Tagen mit einem alten Fahrzeug verfolgt hatte und ich kann nicht anders, als mich aufklären zu lassen: »Sag mal, als du mir letztens hinterhergefahren bist, saßt du aber in einem alten Fahrzeug, das schon schrottreif war.«
Er lacht auf. »Das war das Fahrzeug von Mrs Scott, unserer Haushälterin. Sie war so nett und hat mir ihr Auto geliehen, als Bernard mir deine Nachricht übermittelt hatte und ich dich daraufhin suchen und mit dir reden wollte. Mein Mustang war an diesem Tag blöderweise in der Werkstatt. Da habe ich auf die Schnelle ihr Angebot angenommen und bin mit ihrem Fahrzeug an die Straßen entlanggefahren, um dich zu suchen.«
Ich brauche einen kurzen Moment, bis ich alles verstanden habe. »Achso, das erklärt natürlich so einiges.«
Während ich einsteige fügt er hinzu: »Später richten wir noch dein Handy ein, sodass du für jedermann erreichbar bist.«
Ich stimme zu und plumpse in den bequemen Beifahrersitz. Wie ein Gentleman schließt er mir die Tür und steigt in die Fahrerseite ein.

Wir fahren stillschweigend die Straße, an den Trümmern meines einstigen Hauses, entlang. Ich presse schon fast mein Gesicht gegen die Fensterscheibe und sehe mir ganz genau an, was von meinem Zuhause noch übrig geblieben ist. Die Überreste sind aufeinander gestapelt und der Boden darunter eingebrochen. Um das Gelände herum sind Absperrbänder und Warnschilder angebracht. Gruselig.
Wären wir nicht rechtzeitig herausgekommen und hätte Drake uns mit seiner Schnelligkeit nicht rausgeholt, würden wir vermutlich darunter liegen - und ich nicht mehr leben.
»Tut mir leid für euch.«
»Hmm ...«, gebe ich nachdenklich zurück.
»Wenn du möchtest, können wir auf der Rückfahrt kurz anhalten und du kannst dir das, was von eurem Haus noch übrig geblieben ist, von der Nähe betrachten, bevor der Schutt abgeräumt wird.«, sagt er mit mitleidigem Ton.
»Ja, ich würde mich gerne verabschieden.« Verabschieden von meinem ehemaligen Leben, das wir uns hier in New Forthwitch aufbauen wollten. Meine Mum und ich hatten so viele Pläne und Ideen. Wir wollten in diesem Haus von vorne beginnen und nun?

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