Chaos

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Wir sind in weniger als zehn Sekunden an der Haustür des Anwesens angekommen. Daemon lässt mich runter und ich bin wortwörtlich völlig durch den Wind.

Ich halte meinen Handrücken an meinen Mund. »Ich glaub ich muss kotzen.«
Daemon schielt ernst zu mir rüber. »Nicht jetzt, Nervensäge.«
»Nenn mich nicht s-!«

Plötzlich springt die Tür auf und Drake steht aufgewühlt davor.
»Wo warst du?«, plärrt er mich an.
»Das hat dich einen Scheiß anzugehen.«, lache ich und strecke ihm, noch immer sturzbesoffen, meine Zunge raus. Er sieht mich nur verwundert an und wendet sich dann zu Daemon.
»Was hast du mit ihr gemacht?«
»Ich?«, er grinst und schielt zu mir rüber, die sich hicksend an der Wand abstützen muss, um nicht nach vorne zu kippen. »Ich habe nichts gemacht. Sie hingegen hat sich mit ihrer Freundin fast das Leben genommen. Sowas machen scheinbar Teenager heutzutage gerne.«

Drake sieht mich prüfend an. »Ist sie etwa besoffen?«
»Ein bisschen.«, sagt sein Bruder neckisch und ich bin dabei meine Übelkeit zu bekämpfen.

Drake fasst sich gestresst durch die Haare. »Scheiß drauf. Kommt rein.«
Ich verschlucke mich und fange an zu husten, als ich erschrocken feststelle, dass die Eingangshalle, sowie die Räume daneben vollkommen verwüstet sind.

Das reine Chaos. Zerbrochenes Porzelan, Scherben und beschädigte Dekorationen fluten den Marmorboden. Sogar der Kronleuchter blieb unverschont und hängt schief an der Decke, drohend gleich herunterzustürzen. Was ist hier passiert?

»Drake, was ...« Ich sehe mich ungläubig um und bekomme es mit der Angst zutun.
»Sie sind verschwunden ...«, sagt Drake mit verzweifelter Stimme.
Daemon ist ebenso verwundert über das Ausmaß der Dinge und reibt sich am Kinn.

»Wer ist verschwunden?«
Er atmet schwer aus und läuft nervös den Flur auf und ab. »Unsere Eltern, inklusive Katharina ...« Drake streift sich durch die Haare und kickt dann, vor Wut, gegen ein dickes Buch, das wahllos mit anderen Gegenständen auf dem Boden liegt.

»W-was? Ich verstehe nicht ... Wo sind sie?« Um mich herum dreht sich alles und ich bekomme leichte Atemnot. Was meint er damit, dass unsere Eltern verschwunden sind?

Drake dreht sich impulsiv zu mir um und kommt mit schnellen Schritten auf mich zu. »Was gibt es da nicht zu verstehen, Alisa?! Deine Mutter inklusive meiner Eltern und Katharina sind verschwunden! Du kannst von Glück reden, dass du dich verpisst hast, ohne mir überhaupt mal Bescheid zu geben! Weist du eigentlich was für eine scheiß Angst ich hatte?! Dir hätte etwas zustoßen können.«

Ich drehe mein Gesicht von ihm weg. Obwohl ich weis, dass ich für ihn etwas empfinde, hasse ich ihn für das, wie er mit mir heute umgesprungen ist.
»Wieso solltest du dir Sorgen um mich machen?«, spotte ich und ein trauriges Lächeln huscht über meine Lippen. »Du hast mir schon deutlich genug gemacht, dass du nichts für mich empfindest. Also was sollen diese Spielchen?«
»Was?!«, er schaut verwirrt zu Daemon, der uns uninteressiert ansieht und dann wieder zu mir. »Was redest du da?«

»Sag mir nicht, du kannst dich an das Gespräch heute nicht mehr erinnern.«
»Du bist meine Gefährtin, mehr nicht. Das heißt nicht, dass ich mich nicht um dich sorge.«

»Gefährtin.«, lache ich spöttisch. »Natürlich ... du denkst nur an dich. Dass ich etwas für dich empfinden könnte und du mich mit deinen Worten verletzen könntest, hast du aber nicht berücksichtigt.«
Drake geht verwirrt ein paar Schritte zurück. »I-Ich ... ich ...«

Daemon lacht. »Ach komm schon, Brüderchen. Selbst wenn du Gefühle für sie haben solltest, wirst du sie ihr niemals offenbaren können.«
Drake steht wie angewurzelt da. »D-Du empfindest etwas für mich?«

I will know how you taste Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt