Das Ende

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»Hmm.« Er beäugt mich von oben bis unten. Und mir ist nun klarer denn je, wie peinlich mein Aufzug zu sein scheint. Nicht nur, weil ich mehrere Kleidungsstücke übereinander trage und womöglich aussehe wie eine dicke Kugel, auch meine zerzausten Haare haben was vom Geäst des Baumes als Souvenir mitgenommen.

Natürlich würde man mich in diesem Aufzug nicht ernst nehmen. Ich verspreche mir, mich von seinem belustigenden Blick nicht beirren zu lassen.
»Ich soll sie also alle gehen lassen?«, wiederholt er leise und begutachtet mich weiterhin.

»Ja!«, bestätige ich ihm und beuge mich für einen kurzen Moment zur Seite, um Drakes Körper zu inspizieren, der noch immer reglos auf dem Boden liegt. Es versetzt mir einen schmerzhaften Stich in meiner Brust ihn da so liegen zu sehen.

»Lass meine Mutter, die Greymoors und alle, die dir oder deiner Gefolgschaft leiden zufügen wollten in Ruhe, lass sie leben.«
Ein kurzer Ausdruck der Faszination macht sich in seinem Gesicht bemerkbar, ehe er sich wieder fasst und mich anlächelt.

Seine Hand streift meine Wange und ich zucke zusammen, als ein Gefühl der Wärme meine unterkühlte Haut berührt. »Und was bist du bereit mir dafür zu geben?«
Meine Gedanken schweifen für einen Moment zu meine Mutter, zu Katharina und auch zu Elly, die hinter dem Dickicht gerade dabei zusieht, wie ich mich selbst ins Verderben stürzen werde.

Eine Träne hat sich aus meinem Auge gezwängt und läuft meine Wange herunter.
»Ich ...« Ich überlege nochmal kurz, ehe ich den vollkommenen Entschluss fasse. »Ich werde mit dir gehen.«

»Ach wirklich?«, er lacht leise und seine Fangzähne glänzen mich an. »Meinst du nicht, ich könnte dich auch einfach so mitnehmen, ohne dir einen Gefallen zu gewähren?«

Ich erinnere mich an die Worte, die er zu Daemon sagte.
»Nein, kannst du nicht. Ich muss damit einverstanden sein und dir freiwillig folgen.« Mein Versuch, so ernst wie möglich zu klingen und bestmöglich die Furcht in meiner Stimme zu unterdrücken, scheint ganz gut zu funktionieren und ich bin für eine Millisekunde stolz auf mich.

»Kluges Mädchen.« Er lächelt mich zärtlich an und belächelt nun nicht mehr meine Augen, sondern meine abstehenden Haare, aus denen er einen kleinen Zweig entfernt. Ich halte die Luft an. Sollte der Prinz der Hölle nicht eher rau, bösartig und dominant sein?

Er hebt mein Kinn an und ich sehe in feurige Augen. »Ich habe so lange auf diesen Tag gewartet, Sephora.«
Meine Augen weiten sich, wer zum Teufel ist Sephora? Hoffentlich hat er mich verwechselt und das ist alles ein unglückliches Missverständnis.

»Ich heiße Alisa, my Lord.« Die letzten zwei Wörter klingen ungewohnt ausgesprochen. Aber ich habe gehört, wie Daemon ihn anspricht, also sollte ich das auch tun, um ihm zu zeigen, dass ich Respekt vor ihm habe.

Wieder lacht er leise.
Er scheint gerne zu lachen, was überaus bizarr ist, wenn man bedenkt, dass er der Sohn des Teufels höchstpersönlich ist.

»Für dich Sabbath.« er überlegt kurz und bückt sich dann an mein Ohr runter. »Oder mein Liebster.«
Meine Nackenhaare stellen sich und im richtigen Moment räuspert sich Daemon und unterbricht unsere Unterhaltung.

»My Lord. Nun da ihr eure zukünftige Frau gefunden habt, wäre es möglich nach Vergebung für mich und meinen Bruder zu bitten?«

Ich hebe abgeneigt die Brauen und bin noch immer fassungslos über Daemons Verhalten mir gegenüber. Sabbath hingegen spannt sein Kreuz an und seine krähenschwarze Flügel falten sich ein, dabei erreicht er wieder seine zwei Meter Körpergröße, nachdem er sich wieder aufgerichtet hat.

»Für Vergebung ist es zu spät.«, sagt er streng, schielt dann aber zu mir rüber, die ihn auffordernd anschaut. »Trotz allem ... Ihr seid frei und könnt gehen. Nimm deinen Bruder mit und verschwinde von hier. Sephora bleibt bei mir.«

I will know how you taste Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt