Die Kampfvorbereitung

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Vogelgezwitscher lässt mich aus dem Schlaf erwachen. Es ist ein wunderschöner Morgen und auch wenn ich noch immer das Bedürfnis habe zu schlafen, räkele ich mich und merke, wie Drakes Beine, wie Efeu, um meine geschlungen sind. Ich versuche mich davon zu befreien, doch er reagiert nur darauf, indem er auch noch seinen schweren Arm auf mich legt und sein Gesicht in meine Schulter hineinkuschelt.

»Ich will noch nicht ... bitte.«, nörgelt er im Halbschlaf und drückt mich näher an sich. Es ist so gemütlich, dass auch ich letztendlich einwillige noch ein wenig zu dösen und stelle vorsichtshalber meinen Handy-Wecker auf zehn Uhr dreißig. Egal wann wir heute aufstehen sollten, es ist und bleibt der entscheidende Tag, um uns gegen die Abtrünnigen zu erheben und unsere Eltern aus der Gefangenschaft zu befreien.

Ich schließe die Augen und kuschele mich mit Drake in die Decke ein, als es an der Tür klopft.
»Alisa?«, höre ich eine zierliche Stimme - Katharina.
Ich stehe auf und gehe verschlafen an die Tür, um diese zu öffnen.
»Was ist los?«, frage ich gähnend, als ich die Tür öffne und in ein ängstliches Gesicht sehe.

»Ich hatte wieder einen Albtraum.«, sie zögert kurz und spielt mit ihrem langen blonden Zopf. »Diesmal war ich in einem vertrockneten Brunnen gefangen und habe von oben Stimmen gehört. Sie redeten über unsere Eltern ...«
»Konntest du genau hören, was sie sagen?«
»Sie ... sie ...« Katharina schluchzt und positioniert ihre Finger an meine Schläfe. »Ich zeige es dir.«
»Was meinst du dam-?«

Es ist kalt und dunkel. Wo bin ich?
»Hallo?«, rufe ich und meine Worte hallen den steinernen Wänden des Brunnens hoch in die Freiheit. Keine Antwort. Ich sehe mich um und merke, dass dies wohl Katharinas Traum sein muss, in dem ich mich nun befinde. Ich höre von oben Schritte, die dann in der Nähe des Brunnens verstummen.

»Er kommt einfach nicht mehr zu sich. Was machen wir mit ihm?«
Eine kurze Pause, dann spricht eine andere männliche Stimme mit französischem Akzent. »Wir haben mit dem Foltern wohl doch etwas übertrieben ... Ich hasse diesen Mann. Am liebsten würde ich diesen Urvampir direkt köpfen lassen, aber wir brauchen diesen Widerling noch, um seine beschissene Pest von Familie ausrotten zu können.«

Ich stehe in vollkommener Dunkelheit. Nur das flaue Licht eines Lagerfeuers, das von weit oben aufflackert, lässt mich wissen, dass ich mich in einer Art Lager befindet. An der Oberfläche des Brunnens ist ein Gitter platziert. Womöglich, sodass niemand hineinfallen oder, wie es bei mir der Fall ist, nicht herauskrabbeln kann.

Das ist also Katharinas Traum. Es fühlt sich aber alles so real an. Als wäre ich wirklich in der Finsternis gefangen.

»Ich weis ganz genau, was du meinst, Louis. Aber wir haben nicht all die Jahre auf diesen Moment gewartet, um nun nicht doch ein wenig Frust rauslassen zu können. Schließlich wurden wir schon seit Hunderten von Jahren von diesen Reinlingen erniedrigt und verstoßen.« ich höre ein schweres ausatmen. »Aber denkst du wirklich, dass sich etwas ändern wird, wenn wir an die Macht kommen? Ich will die Greymoors auf keinen Fall in Schutz nehmen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Reinlinge ihre Gründe für ihr Verhalten uns gegenüber hatten. Schließlich haben wir viele Menschen, Vampire und Werwölfe umgebracht und ihnen leid angetan. Wie  gedenkst du dies weiterzuführen, ohne die ganze Bevölkerung auszurotten?«

Ein Knurren ist zu hören. »Was fällt dir ein dein Maul so weit aufzureißen, Ralph? Unser Meister wird schon wissen, was er tut.«

»S-so war das nicht gemeint.«, sagt Ralph mit hörbar zittriger Stimme. »Aber was machen wir mit dieser Frau? Sie ist ein Mensch und könnte uns als Stärkungsquelle dienen, falls wir mal wieder etwas Nahrung brauchen sollten.«

»Nein. Fasst sie nicht an. Wir brauchen diese Frau lebend. Sie ist die Mutter der Gefährtin. Und durch sie werden wir das bekommen, was unser Meister möchte. Falls sie sich nochmal wehren sollte, kettet sie an die Mauer an.«
»Wird gemacht, Louis. Was ist mit Margrethe Greymoor? Sie liegt halb tot im Folterkeller.«

I will know how you taste Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt