Kapitel 13 - Ben, Jerry & My Best Friend
Die nächsten paar Tage mit Niall waren so ziemlich die schönste Zeit, die ich je erlebt hatte. Er war unglaublich süß und zuvorkommend und ich schwebte praktisch von Anfang an auf Wolke Sieben. Wir stritten uns fast nie. Na gut, ein paar Mal kriegten wir uns wegen der Essenswahl in die Haare oder wegen der Tatsache, dass ihm die Presse eine Beziehung mit Selena Gomez andichtete, aber es dauerte meist nur ein paar Minuten, bis diese kleinen Streitigkeiten sich in Luft auflösten. Gerüchte um Niall und andere Mädchen musste ich nun mal in Kauf nehmen, wenn wir unsere Beziehung nicht öffentlich machten, so sehr es auch manchmal wehtat.
Ich lernte seine Freunde besser kennen und musste bald zugeben, dass auch Boybands cool sein konnten. Allerdings mochte ich immer noch nicht alle Lieder von One Direction, was ich ihnen aber verschwieg. Lieber redete ich über die Lieder, die mir gefielen, wovon es gar nicht wenige gab. Ziemlich schnell freundete ich mich mit den Jungs an, besonders mit Louis, der sagte, dass ich praktisch die weibliche Version von Niall wäre, was mich freute, da ich mir momentan keinen tolleren Menschen als Niall vorstellen konnte. Er hatte sämtliche meiner Prinzipien vollkommen auf den Kopf gestellt. Mittlerweile hatte ich bei ihm sogar meinen eigenen Zahnputzbecher und so weit war ich in einer Beziehung noch nie gegangen.
Als er mich am Abend vor meinem neunzehnten Geburtstag nach Hause schickte, war ich erst einmal enttäuscht. Ich hatte gehofft, zusammen mit ihm reinfeiern zu können, aber anscheinend hatte er andere Dinge im Sinn. Oder er hatte meinen Geburtstag schlichtweg vergessen, aber das glaubte ich nicht. Also packte ich brav meine Sachen zusammen, zog meinen Pulli an, der sich auf wundersame Weise nicht mehr an meinem Körper, sondern auf dem Boden befand und machte mich auf den Weg nach Hause, wo mich eine beleidigte Reyna erwartete. In der letzten Woche hatte ich praktisch jede freie Minute mit Niall verbracht und meine beste Freundin wirklich etwas vernachlässigt, also konnte man es ihr nicht übel nehmen.
„Schön, dass du dich mal wieder blicken lässt.“, meinte sie mit pampigem Blick und verschränkten Armen. „Tut mir Leid, Rey.“, erwiderte und schloss sie in meine Arme. „Ich hab dich vermisst. Es ist so still ohne dich. Langsam fang ich schon an, mit dem Staubsauger zu reden.“ Verwundert sah ich sie an. „Seit wann haben wir einen Staubsauger?“ Wir hatten und sonst immer den von unserem Nachbarn Jake ausgeliehen, aber in der Zimmerecke stand nun ein kleiner, glänzend roter Staubsauger.
„Den hat Jake uns geschenkt. Damit wir selber einen haben.“, meinte Reyna etwas rot im Gesicht. Ich musste lachen. Anscheinend hatte ich ziemlich viel verpasst... „Dann warst du doch gar nicht so allein.“, sagte ich grinsend und wuschelte meiner besten Freundin durchs Haar, die mit verlegenem Blick den Kopf schüttelte. „War ich nicht. Jake war manchmal hier.“, erwiderte sie und sprach damit das Offensichtliche aus. Jake war ein zweiundzwanzigjähriger, ziemlich netter Student, der zu Reynas und meiner Freude auch noch ausgesprochen gut aussah, weshalb wir uns seinen Staubsauger viel öfter borgten, als es eigentlich nötig gewesen wäre.
Früher hatten wir und immer einen kleinen Konkurrenzkampf um ihn geliefert, aber jetzt hatte ich ja Niall. Und jemand Anderes wollte ich nicht.
Wir lagen den ganzen Abend zusammen auf unserem riesigen, grauen Flauschsofa und aßen Ben&Jerry’s. Reyna erzählte mir von Jake und dabei leuchteten ihre Augen so sehr, dass es unmissverständlich war, wie glücklich er sie machte. „Wieso hast du mich nicht angerufen und es mir erzählt?“, unterbrach ich sie irgendwann.
„Naja...“, fing Reyna an und sah zu Boden. Sie steckte ihren Löffel ins Ben&Jerry’s, stellte es auf den Tisch und strich sich ihr langes, dunkles Haar aus dem Gesicht. „Dein Leben ist zur Zeit annährend perfekt. Du bist mit einem Popstar zusammen, der dich praktisch auf Händen trägt und - wenn du mich fragst - alles für dich tun würde und ich... ich habe mich ein paar Mal mit dem Mann getroffen, der mir immer seinen Staubsauger leiht und mehr auch nicht. Wir sind nicht mal zusammen, während du mit Niall dein eigenes kleines Märchen erlebst. Ich komm mir einfach so belanglos vor.“ Geschockt sah ich sie an. Wie konnte sie nur so etwas denken? Ich stellte mein Eis ebenfalls auf den Tisch und nahm Reynas Hand.
„Sag so etwas nie wieder!“, bat ich sie eindringlich. „Mein Leben ist nicht halb so perfekt, wie du denkst. Gut, Niall ist so ziemlich der beste Freund, den ich mir momentan vorstellen kann, aber eine Beziehung mit einem Popstar zu führen ist alles Andere als einfach! Wir können uns nicht einfach mitten auf der Straße küssen oder Händchen halten ohne am nächsten Tag in den Schlagzeilen zu sein. Wir können uns kaum draußen zeigen! Ich muss verdammt viele Kompromisse eingehen. Und egal wie sehr ich versuche, mir einzureden, dass Niall auch nur ein normaler Junge ist, werde ich jedes Mal, wenn ihn irgendein wildfremdes Mädchen anspricht, daran erinnert, dass ich ihn im Grunde mit dem Rest der Welt teilen muss.“
Ich atmete tief durch und sah Reyna an, die peinlich berührt zu Boden schaute. „Tut mir Leid.“, murmelte sie und mich Überkam eine Welle von Mitleid. Vielleicht hätte ich etwas verständnisvoller sein sollen. Ich drückte ihre Hand einmal, dann begann ich zu reden, dieses Mal in einem sanfteren Ton.
„Was ich damit sagen will ist, dass nicht zählt, wie eure Beziehung nach außen hin wirkt oder wer er ist. Das einzig Wichtige ist, ob er dich glücklich macht. Niall könnte meinetwegen auch ein Postbote sein, der in seiner Freizeit Comics zeichnet, solange er immer noch der Niall ist, den ich kenne. Und wenn Jake dich glücklich macht und du dich bei ihm fühlst wie bei keinem Anderen, dann habt ihr etwas besonderes, ganz egal, wer er ist, und was er arbeitet. Und so etwas ist es immer wert, erzählt zu werden.“
Als ich mit meiner kleinen Rede geendet hatte, sah Reyna schon um einiges glücklicher aus als vorher. Ich hatte das alles nicht nur gesagt um sie zu trösten. Jedes einzelne Wort davon war wahr, da ich damit im Grunde meine Gefühle für Niall beschrieben hatte.
Mit einem Lächeln auf dem Gesicht schloss mich meine beste Freundin in ihre Arme. „Danke, Lucy. Ich hab dich vermisst.“ Grinsend erwiderte ich ihre Umarmung. Sie hatte mir auch gefehlt. Eine Woche, in der ich meine beste Freundin kaum gesehen hatte, war eine verdammt lange Zeit für mich. „Ich dich auch.“, erwiderte ich. „Ab jetzt sehen wir uns mindestens alle zwei Tage und bequatschen alles!“ Reyna löste sich von mir und nickte energisch. „Auf jeden Fall! Und du schläfst bitte auch mal wieder hier, ich bin es echt nicht gewohnt, eine ganze Wohnung für mich allein zu haben.“ Lachend griff ich nach unseren Eisbechern, deren Inhalt mittlerweile nicht mehr ganz die optimale Temperatur hatte und überreichte Reyna ihren. „Natürlich!“, versprach ich und legte mir die Hand aufs Herz.
Den Rest des Abends schauten wir unsere Lieblingsserien, redeten und stopften uns mit allen möglichen Leckereien voll. Wir hätten den Anfang meines Geburtstags beinahe verpasst, wenn ich nicht um Punkt zwölf Uhr eine SMS von Niall bekommen hätte, die mein Herz schlichtweg zum Schmelzen brachte:
alles, alles gute, meine prinzessin! ich weiß, du magst keinen kitsch, aber das hier muss jetzt sein: du bist die schönste für mich und wirst es auch immer bleiben, auch wenn du jetzt eine alte oma bist! ich denk an dich. nialler xx
Reyna, die mir über die Schulter geguckt hatte, begann jetzt natürlich wie auf Knopfdruck zu fangirlen. Als sie sich etwas beruhigt hatte, schlang sie ihre Arme um mich und quietschte mir ein nicht gerade leises „Happy Birthday, Lucy!“ ins Ohr, das daraufhin erst einmal den Geist aufgab.
Ich erwiderte ihre Umarmung, aber in Gedanken war ich bei Niall. Diese SMS war ja mal dermaßen süß gewesen... Früher hätte ich bei so einer Art Kitsch nur die Augen verdreht, aber wie gesagt: Dieser Junge hatte meine Prinzipien vollkommen auf den Kopf gestellt.
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Also erst einmal ein riesiges, fettes Dankeschön für die lieben Kommentare und die ganzen Votes beim letzten Kapitel!! Wie hab ich das nur verdient? :o
Tut mir echt Leid, dass es so lang gedauert hat, ich schätze, ich hatte die erste Schreibblockade meines Lebens... Außerdem fühl ich mich, als wär ich von drei Zügen hintereinander überfahren worden (d.h. ich bin krank) und könnte eh die ganze Zeit schlafen :P Mir gehts echt dreckig, also bitte seid nicht sauer, wenn das Kapitel hier einfach für den Allerwertesten ist :(
Ich weiß, ich hatte eigentlich ein längeres Kapitel versprochen, aber das ist es irgendwie nicht geworden.. Tut mir Leid!! Das nächste wird länger, ich versprechs!!! (Das hier war eh nur ein Füllkapitel)
Weiter gehts bei 25 Votes :)
Ich hab euch lieb <3
Lu xx
P.S. Ich weiß nicht was dieses gif am Rand bedeuten soll, aber ich habe mal beschlossen, es niedlich zu finden :D
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Wake You Up
FanfictionWenn man nach einer durchfeierten Nacht neben einer wildfremden Person aufwacht und sich an absolut nichts erinnern kann, gibt es Lucy Grantham zufolge zwei Möglichkeiten: 1.) Man packt so schnell wie möglich seine Sachen zusammen und verschwindet l...