Kapitel 2 - Get To Know You
Das Buffet war ein Traum. Es bestand aus drei Riesigen Tischen, die mit allen möglichen Leckereien vollgehäuft waren. Niall bemerkte meinen bewundernden Blick. „Du solltest erst einmal das Abendessen sehen...“, raunte er mir zu. „War das eine Einladung?“, fragte ich kichernd und kam mir im nächsten Moment total blöd vor. Zu meiner Überraschung nickte er. „Natürlich nur wenn du willst.“, sagte er und errötete leicht. „Gern. Aber erst einmal wird gefrühstückt!“, erwiderte ich mit einem breiten Lächeln und stürzte mich auf das Buffet.
Es war nicht einfach, sich zwischen all den Leckereien zu entscheiden, aber schließlich setzte ich mich mit einer riesigen Schüssel mit allen möglichen Frühstückscerealien, die man sich vorstellen konnte und einer Tasse Cappuchino an einen leeren Tisch und wartete auf Niall, der immer noch damit beschäftigt war, sich Essen auf seinen Teller zu häufen. Irgendwann war ich es leid zu warten und ich versenkte meinen Löffel in dem Meer von Cerealien.
Gerade, als ich den Löffel zum Mund führen wollte, erschienen Niall und sein einfach monströser Frühstücksteller in meinem Blickfeld. „Wir haben hier also einen Cerealien-Freak.“, sagte er kichernd. „Und einen Vielfraß.“, erwiderte ich grinsend und deutete auf seinen überfüllten Teller. Er erwiderte mein Grinsen und ließ sich auf den Platz gegenüber von mir fallen. „Na dann guten Appetit!“
Die nächsten paar Minuten war nichts von uns zu hören, als gelegentliches Besteckgeklapper und Kaugeräusche. Erstaunlicherweise wurde Niall sogar noch vor mir fertig. Mit verschränkten Armen sah er mir beim Essen zu und wartete darauf, dass ich ebenfalls fertig wurde. Als ich den letzten Löffel Cerealien heruntergeschluckt und den letzten tropfen Kaffee getrunken hatte, sprang er auf und bedeutete mir, mitzukommen.
Als wir wieder auf seinem Hotelzimmer waren und ich gerade meine Sachen zusammenpacken wollte, hielt er mich am Handgelenk fest. „Warte. Geh noch nicht.“ Ich sah ihn fragend an. „Ich würde gern den Tag mit dir verbringen. Dich besser kennenlernen und so.“ Er errötete leicht und ich tat es ihm nach. Er wollte mich besser kennenlernen... Das konnte ja nur bedeuten, dass er... Ich wurde noch etwas röter. „Ich würde dich auch gern besser kennenlernen.“, erwiderte ich zaghaft.
Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ich weiss auch schon, was wir machen können. Gib mir nur zehn Minuten, ich geh kurz duschen.“ Ich nickte und er verschwand im Badezimmer.
Jetzt hatte ich noch einmal Zeit, mich ganz genau umzusehen. Auf den zweiten Blick wirkte das Zimmer zwar noch genau so edel aber gar nicht mehr so unordentlich. Mir fiel auf, dass die Zettel fast alle Notenblätter waren. War Niall Musiker?
Ich würde heute genug Zeit haben um das herauszufinden, dachte ich und ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Ein ganzer Tag mit Niall... An einem Tag konnte viel passieren.
Ich wurde aus meinen Tagträumen gerissen, als die Badezimmertür aufging und Niall in nichts als einem Handtuch hereinkam. Beim Anblick seines schlanken, aber muskulösen Oberkörpers und seiner nassen Haare blieb mir fast die Luft weg. Verdammt, sah das heiß aus!
Er bemerkte meinen schmachtenden Blick und wir beide sahen peinlich berührt zu Boden. „Wenn du...“ er räusperte sich. „Wenn du willst, kannst du jetzt auch ins Bad.“ Dieses Angebot nahm ich nur zu gern an. Ich fühlte mich ziemlich durchgeschwitzt von der letzten Nacht und eine Dusche kam da genau richtig. Er reichte mir ein Handtuch. „Wenn du irgendwas zum Anziehen brauchst...“ Noch ein Angebot, das ich gern annahm. Mit dem Handtuch und einem dunkelblauen Hoodie bewaffnet betrat ich das Badezimmer.
Die Dusche tat echt gut. Ich beschloss, auf Duschgel zu verzichten, da Nialls von Armani war und ich es nicht unerlaubt verschwenden wollte. Also ließ ich mir einfach das heiße Wasser über den Körper laufen und dachte über die Ereignisse der letzten Nacht nach. Jedenfalls über die, an die ich mich erinnern konnte.
Ich war mir ziemlich sicher, dass ich Niall irgendwoher kannte, aber so sehr ich mich auch anstrengte, ich konnte mich nicht erinnern woher. Das merkwürdige war, dass ich genau wusste, dass wir uns vorher noch nie begegnet waren. Wahrscheinlich spielte mein Gehirn mir mal wieder einen Streich.
Nach etwa zehn Minuten beschloss ich, genug Wasser verschwendet zu haben und stieg in das unglaublich flauschige Handtuch gewickelt aus der Dusche. Erst jetzt fiel mir auf, wie groß das Badezimmer eigentlich war. Neben dem Whirlpool und der Dusche gab es hier sogar noch eine Badewanne. Über dem marmornen Waschbecken hing ein riesiger, golden gerahmter Spiegel, der von Duschen leicht beschlagen war.
Ich trocknete mich fertig ab und schlüpfte in meine Klamotten. Meine Unterwäsche musste ich wohl oder übel noch einmal anziehen, denn ich konnte Niall kaum bitten, mir eine seiner Boxershorts zu leihen. Zu meiner Überraschung passte mir sein Hoodie wie angegossen. Er war weich, roch nach Waschmittel und ein kleines bisschen nach Aftershave. Ein sehr angenehmer Geruch.
Wie ich bei einem Blick in den Spiegel feststellte, passten meine dunkelgrauen Röhrenjeans und die abgeschubberten, schwarzen Dr. Martens, die ich einfach überallhin trug, perfekt dazu. Ich war schon immer ein Fan von Jungspullis gewesen. Sie sahen einfach viel besser aus bei Mädchen.
Ich band mein schulterlanges, braunes Haar zu einem unordentlichen Dutt und wischte mir ein paar Mascarareste aus dem Gesicht, die von der Dusche verschont geblieben worden waren. Alles in allem sah ich in Ordnung aus und da es wahrscheinlich nicht viel besser werden würde, je länger ich im Bad blieb, sammelte ich meine Sachen zusammen und öffnete die Badezimmertür.
Niall lag in Jeans und einem dunkelgrauen Pulli mit V-Ausschnitt auf dem Bett und las eine Zeitschrift. Schade, ich hatte fast gehofft, er würde sein Handtuch anbehalten... Bei dem Gedanken daran schoss mir schon wieder das Blut ins Gesicht. Er hatte mich zwar noch nicht bemerkt, trotzdem versuchte ich, meine Verlegenheit zu überspielen.
„Was arbeitest du eigentlich?“, fragte ich und er blickte von seiner Zeitschrift auf. „Ich bin in einer Band.“, antwortete er etwas zögerlich. Ich konnte ein Grinsen nicht verkneifen. Wenn er nur wüsste, wie sehr ich auf Musiker abfuhr...
„Und was spielst du?“ Er wurde rot. „Ich singe. Eigentlich singen wir alle. Und manchmal spiele ich Gitarre.“ Eine Boyband also. Ich war zwar aus dem Boyband-Alter raus, aber Musiker ist Musiker.
„Habe ich vielleicht schon mal was von euch gehört?“, bohrte ich weiter. Er wurde noch etwas röter. „Wahrscheinlich nicht, wir sind nicht so bekannt.“, stammelte er. Das Thema schien ihm unangenehm zu sein und ich fragte mich wieso. Er schien mir irgendetwas zu verheimlichen und ich hätte zu gerne gewusst, was es war, aber so würde ich es ganz sicher nicht herausfinden.
Also wechselte ich das Thema. „Ich bin fertig. Wollen wir losgehen?“ Dankbar über den Themawechsel nickte er. „Klar. Mein Hoodie steht dir übrigens.“, meinte er zwinkernd und ich errötete leicht. Seit wann wurde ich eigentlich bei jeder Kleinigkeit rot? Ich stammelte ein verlegenes „Danke.“ und machte mich daran, meine Tasche zu packen.
Ein Blick auf mein Handy zeigte mir, dass ich eine SMS von meiner Freundin Reyna hatte. Mit ihr war ich gestern Abend feiern gegangen. Ich öffnete die SMS. „Tut mir Leid, dass ich gestern so schnell verschwunden bin, aber du warst ja beschäftigt ;). Hoffe du bist gut nach Hause gekommen. Reyna xx“
Ich hatte keine Ahnung, wovon sie redete, aber ich hatte den leisen Verdacht, dass Niall mir da auf die Sprünge helfen konnte. „Was genau ist gestern Abend eigentlich passiert?“, fragte ich zaghaft. Er begann schallend zu lachen, was ihm einen ziemlich verständnislosen Blick meinerseits bescherte.
Er lachte einfach weiter. „Niall...“ Ich sah ihn warnend an. Sein Name fühlte sich übrigens auch beim zweiten Mal aussprechen noch schön an. „Ja?“, fragte er mit einem unschuldigen Grinsen.
"Erzähl mir sofort, was gestern passiert ist!"
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Wake You Up
FanfictionWenn man nach einer durchfeierten Nacht neben einer wildfremden Person aufwacht und sich an absolut nichts erinnern kann, gibt es Lucy Grantham zufolge zwei Möglichkeiten: 1.) Man packt so schnell wie möglich seine Sachen zusammen und verschwindet l...