Kapitel 3 - Secrets
"Ich habe was?"
Niall ließ wieder dieses mir mitlerweile ziemlich bekannte Lachen hören und nickte. "Das kann nicht sein.", meinte ich kopfschüttelnd und versuchte mit aller Kraft, mich an den gestrigen Abend zu erinnern und herauszufinden, ob ich tatsächlich auf einer Bar den Macarena getanzt und dazu Call Me Maybe gesungen hatte, was absolut unwahrscheinlich klang, da ich nicht einmal wusste, wie der Macarena ging. Außerdem war die einzige Zeile, die ich aus Call Me Maybe kannte besagtes "Call Me Maybe". Darüber informierte ich Niall mit einem Stirnrunzeln und bat ihn, mich darüber ins Bild zu setzen, was gestern wirklich passiert war. Langsam ging es mir auf den Geist, dass er mir ständig etwas verheilichte. Wieso tat er das überhaupt? Ich konnte Geheimnisse nicht ertragen, vor Allem nicht, wenn andere sie vor mir hatten.
Er machte keine Anstalten, meine Frage zu beantworten. Vielmehr sah er peinlich berührt an mir vorbei.
Nach einem kurzen Moment der Stille beschloss ich, dass es an der Zeit war, Klartext zu reden. "Niall, wenn du mir von Anfang an Dinge verheimlichst, dann wird das nichts..." Sein Blick senkte sich. "Ich weiß.", murmelte er zerknirscht. "Es ist nur verdammt kompliziert..." Das war ja wohl die blödeste Antwort, die man geben, beziehungsweise bekommen konnte. "Was ist kompliziert, Niall?" Ich konnte mir unter "kompliziert" nicht viel mehr vorstellen, dass er irgendein Geheimagent war, der seine Identität um jeden Preis verheimlichen musste. James Bonds Gehilfe oder so. Ich rollte die Augen angesichts des absoluten Mists, den mein Gehirn mal wieder Produzierte. Er schien es falsch zu verstehen und zu denken, dass das Augenrollen für ihn bestimmt war, was dazu führte, dass sein Gesichtsausdruck um einiges flehender war als vorher.
"Ich kann es dir einfach noch nicht erzählen, okay? Aber du wirst es noch erfahren, ich verspreche es dir." Ich überlegte kurz und nickte dann. Damit konnte ich erst einmal leben.
Allerdings dauerte es nicht lange, bis weitere Fragen bei mir aufgeworfen wurden. Zum Beispiel, als er darauf bestand, dass wir das Hotel durch den Hintereingang verließen oder als er trotz des wolkenverhangenen Himmels eine Sonnenbrille aufsetzte - die ihm aber ausgesprochen gut stand. Aber ich beschloss, auf sein Versprechen zu vertrauen und das Stellen von Fragen erst einmal bleiben zu lassen.
Wir liefen durch die für einen nach Londoner Maß ausgesprochen schönen Tag (das letzte Mal die unbedeckte Sonne gesehen hatte ich im Juli) ziemlich leeren Straßen und redeten über alles Mögliche. Die Spannung von vorhin war weitestgehend verschwunden und irgendwie hatten wir das stille Abkommen getroffen, erst einmal mehr über mich zu reden. Ich erzählte ihm, dass ich in einem Coffeeshop arbeitete, aber davon träumte, Drehbuch zu studieren. Wie ich bald feststellte war er ein ausgesprochen guter Zuhörer, der es sogar schaffte, eine Quasselstrippe wie mir zu folgen und immer noch interessiert zu wirken. An den richtigen Stellen gab er kleine Kommentare ab und stellte Fragen, aber nie unterbrach er mich.
Wir gingen dicht nebeneinander und manchmal berührten sich unsere Arme. Ich war ziemlich froh, dass er keine Anstalten machte, meine Hand zu nehmen, denn ich war noch nie ein großer Fan des Händchenhaltens gewesen. Hatte ich schon immer etwas zu schnulzig gefunden. Ich hatte es geschafft, sein unausgesprochenes Geheimnis aus meinem Kopf zu verbannen und hatte überraschenderweise ziemlich viel Spaß daran, einfach nur mit ihm herumzulaufen und zu reden. Bald wusste er alles über meine Lieblingsgerichte, Bücher die ich gelesen und Filme, die ich gesehen hatte, Fernsehsendungen, die ich mochte und Orte, an denen ich gerne meine Freizeit verbrachte. Wir stellten fest, dass wir ziemlich viele Gemeinsamkeiten hatten und ich bemerkte, dass ihn das - genau wie mich - zu freuen schien.
Irgendwann wurde ich neugierig und wollte wissen, wohin er mich führte. Er grinste. "Das wirst du noch sehen, wir sind gleich da." Ich verdrehte die Augen. Immer diese Geheimnisse! Als wir schließlich in eine enge Seitenstraße bogen, machte sich ein großes Fragezeichen auf meinem Gesicht breit. Was sollte denn hier bitte sein? Niall bemerkte meinen Blick und lachte leise, sagte aber nichts. Die Straße wurde immer schmaler und in der Ferne konnte ich eine Sackgasse erkennen. "Niall was soll das?", fragte ich, immer nervöser. Wieder lachte er nur. Also beschloss ich, meine Nervosität zu unterdrücken und ihm einfach mal zu vertrauen, so wenig ich ihn auch kannte.
Mein Vertrauen zahlte sich wenige Minuten später auch aus, als wir vor einem Efeubewachsenen Gebäude anhielten und Niall mir die dunkelbraube Holztür aufhielt. Ich betrat den Raum und verliebte mich sofort in ihn. Die quadratischen Tische, die überall im Raum angeordnet waren, mit rot-weiß-karierten Tüchern bedeckt und an der Decke hingen Ketten aus getrockneten Tomaten. Ein verführerischer Duft nach Pizza lag in der Luft und ich atmete tief ein. Niall lachte wieder sein leises Niall-Lachen, aber dieses Mal lag kein Spott darin. "Gefällt es dir?", fragte seine Stimme dicht an meinem Ohr. Ich nickte lächelnd und gerade, als ich etwas erwidern wollte, betrat ein kleiner, untersetzter Mann ende sechzig durch eine Schwingtür den Raum. "Signore Horan, was für eine Überraschung", rief er mit freudig und kam mit ausgebreiteten Armen auf uns zu. "Und was für eine hübsche Begleitung du da hast!" Ich wurde rot und sah zu Boden. Ich hätte mich jetzt nicht gerade als hübsch bezeichnet... "Da hat er Recht...", raunte mir Niall ins Ohr, was es auch nicht gerade besser machte.
Seine Hand lag auf meinem Rücken, als er mich vorstellte. "Das ist Lucy. Lucy, das ist Antonio." Mit der anderen Hand wedelte er zwischen mir und Antonio, der mich strahlend und mit vielen Zähnen anlächelte, hin und her. Ich ergriff Antonios ausgestreckte Rechte und er schüttelte sie begeistert. "Freut mich, dich kennenzulernen!" Um seine Augen herum waren viele kleine Lachfalten und ich fand ihn auf Anhieb sympathisch.
Wenig später nahmen wir an einem der Tische Platz und bestellten unsere Lieblingspizzen, welche in meinem Fall Funghi und in Nialls Fall Salami waren. Antonio verschwand mit einem Lächeln und einem gemurmelten "Venti Minuti" in der Küche.
"Antonio ist der beste Koch, den man sich vostellen kann.", sagte Niall mit leuchtenden Augen. Das freute mich und meinen angesichts des einfach göttlichen Geruchs laut knurrenden Magen, denn das letzte nicht aus der Mikrowelle, beziehungsweise von einer Fastfoodkette stammende Essen hatte ich vor ungefähr einen Monat gehabt. "Eigentlich müsste er gar nicht arbeiten.", fuhr er fort. "Aber das Kochen macht ihn einfach so glücklich, dass er sich deises Restaurant hier eröffnet hat." Ich wollte gerade fragen, warum Antonio einen so unscheinbaren Ort für seinen Restaurant gewählt hatte, als Niall meine Frage schon von selbst beantwortete.
"Es geht ihm nicht darum, viele Gäste zu haben. Er sagt immer, dass wer sein Essen wert ist, das Restaurant auch finden wird. Ein Freund hat mich mal hier hin mitgenommen und seitdem komme ich fast jede Woche." Ich lächelte. Das war eine schöne Geschichte und langsam konnte ich es kaum noch erwarten, Antonios Essen zu probieren.
Niall lächelte ebenfalls und bat mich, ihm noch mehr über mich selbst zu erzählen. "Langsam fällt mir nichts mehr ein...", erwiderte ich lachend. Er stimmte in mein Lachen ein und fuhr sich durchs Haar. "Dann erzähl mir etwas über deine Familie..."
Stille.
Ich hatte gewusse, dass er diese Frage irgendwann stellen würde, aber trotzdem traf sie mich völlig unvorbereitet.
Was sollte ich darauf antworten?
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Tut mir Leid, schon wieder ein Cliffhanger :D Aber das nächste Kapitel kommt bald! Ich hab keine Ahnung, was ich hier eigentlich geschrieben hab, es war schon ziemlich spät und ich entschuldige mich für Rechtschreibfehler und vergessene Wörter :P
Über Kommentare freue ich mich immer!
Lu xx
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Wake You Up
FanfictionWenn man nach einer durchfeierten Nacht neben einer wildfremden Person aufwacht und sich an absolut nichts erinnern kann, gibt es Lucy Grantham zufolge zwei Möglichkeiten: 1.) Man packt so schnell wie möglich seine Sachen zusammen und verschwindet l...