* Kapitel 7 *

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Der Tag, an dem man heiratete, sollte ein schöner und glücklicher werden, doch im Falle von Jasmine, verlief jener Tag trostlos und während er sich dem Ende näherte, wurde sie immer unglücklicher. Ihr Leben war verkorkst und es schien als hätte Jason jedes Glück mit sich in den Tod genommen. Stunden verbrachte sie damit zum Fenster zu blicken und zu beobachten, wie der Abend kam. Als es schließlich so finster war, dass sie kaum mehr etwas erkennen konnte, erhob sie sich und tastete sich blind zum Schreibtisch vor.
Dort, so wusste sie, standen Kerzen und Zündhölzer bereit. Nachdem sie die Kerzen entzündet und genügend Licht zum Sehen hatte, lauschte sie. Immer wieder hatte man zuvor im Haus etwas gehört, mal waren es Stimmen, dann das Knallen von Türen und anderen Dingen, die darauf hinwiesen, dass es belebt war. Doch nun herrschte eine beinahe unheimliche Stille und sie vermutete, dass alle zu Bett gegangen waren. Nachdem sie auch kein Geräusch aus dem Gemach von Daniel hören konnte, nahm sie eine der Kerzen und verließ damit das Gemach. Die Ruhe der Nacht nutzend, ging sie auf Entdeckungstour. Neugierig begann sie die Zimmer, hinter den vielen Türen im langen Flur zu erforschen. Alle wirkten unbewohnt und das bestätigte ihre Vermutung, dass die Halunken von Daniel allesamt im Erdgeschoss nächtigten. Dies nahm ihr etwas die Angst entdeckt zu werden und auch wenn Pete gesagt hatte, dass sie sich innerhalb der Mauern frei bewegen durfte, wollte sie ungern einen dieser Bastarde begegnen, - noch dazu bei Nacht! Nach der gefühlt hundertsten Tür, entdeckte sie dahinter einen Raum, der sowohl Büro und Bibliothek zu vereinen schien. Da war ein Schreibtisch, so gewaltig, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte und mehrere massive Regale voller Bücher. Der Geruch von Daniel hing in diesem Raum und er verdeutlichte, dass er sich hier oft aufhielt. Vorsichtig spähte sie in den Flur zurück, ehe sie den Raum vollends betrat und die Tür leise hinter sich schloss. Mit flatternden Nerven, da sie wusste, dass sie sich hier wohl nicht aufhalten durfte, stellte sie die Kerze auf dem Tisch ab und besah sich die massiven Regale.
Es gab hier Bücher, die ihren Aussehen nach, schon sehr, sehr alt waren, aber andere wiederum wirkten wie neu. Sie stellte sich vor, wie schön es doch wäre, all diese Bücher lesen zu können. Ob Daniel sie alle studiert hatte? Ihr Blick haftete sich auf ein Buch, dessen Einband bläulich eingefärbt war und die feinen Schriftzüge darauf zogen sie magisch an. Nur von außen gesehen, wirkte das Buch sehr teuer und wertvoll. Nach kurzem Zögern zog sie es aus dem Regal und bemerkte, wie sich ein zusammengefaltetes Papier von den Seiten löste und zu Boden segelte. Rasch hob sie es auf und entfaltete es. Es war eine Zeichnung, so detailgetreu, dass es sie erstaunte. Sie erkannte Daniel sofort, der Maler hatte alles an ihm perfekt eingefangen. Achtlos ließ sie das blaue Buch fallen und lief mit dem Bild näher zur Kerze, um besseres Licht zu haben.
Daniel war nicht alleine gezeichnet worden, neben ihm, auf einem Stuhl sitzend, saß ein kleiner Junge. Daniel stand neben ihm in einer sehr stramm wirkenden Haltung und Jasmine fragte sich, ob dies sein Sohn war. Bei dem Gedanken wurde ihr Mund ganz trocken. Wenn er einen Sohn hatte, warum hatte sie ihn noch nicht gesehen? Versteckte er ihn vor ihr? Und was war mit der Mutter des Kindes? Jasmine wollte lieber nicht weiter darüber nachdenken, es gab ihr ein unschönes Gefühl und so legte sie die Zeichnung zurück in das Buch und dieses zurück in das Regal. Langsam begann sie dann an den ganzen Büchern vorbeizulaufen, ihre Finger dabei über die Buchrücken gleiten lassend, deren Inhalte ihr ein reinstes Mysterium waren. Doch plötzlich stieß sie gegen eine große Kiste, die ihr den Weg versperrte und sie hörte es darin Klirren. Als sie der Kiste eine genauere Untersuchung zukommen ließ, fand sie darin mehrere Flaschen, in denen sich, laut Etikett, extrem Hochprozentiges befand.
Zögerlich nahm sie eine Flasche heraus und ließ sich auf den wuchtigen Stuhl vor dem Schreibtisch nieder. Sie hatte noch nie Alkohol getrunken, doch sie fand, dass es nicht schaden würde, sich ihre beschissene Situation schöner zu trinken. Entschlossen öffnete sie daher die Flasche und verzog das Gesicht, denn das Gebräu roch stark. Doch schließlich gab sie sich einen Ruck und nahm einen großen Schluck. Sogleich bekam sie einen fürchterlichen Hustenanfall. Das Zeug brannte wie die Hölle und erwärmte jeden Winkel ihres Körpers. Es war schrecklich und dennoch berauschend, sodass sie gleich noch einen weiteren Schluck nahm, dann noch einen und noch einen...

Jasniel - Die falsche Lady *Pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt