* Kapitel 34 *

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Mit bandagierten Oberarm, saß Jasmine vier Stunden später, tief eingesunken gegen die Kissen im Bett. Wie sich herausgestellt hatte, war ihre Verletzung nicht so schlimm, wie es dank des vielen Blutes auf den ersten Blick gewirkt hatte. Edward hatte sie dennoch mit mehreren Stichen nähen müssen und gemeint, das eine Narbe zurückbleiben würde. Dies war Jasmine jedoch egal, denn sie hatte schon genug Narben und eine mehr schadete ihr nicht. Von dem Trunk, den sie von Edward gegen die Schmerzen bekommen hatte, wurde sie etwas müde.
Dennoch hielt sie sich eisern wach, denn sobald sie ihre Lider schloss, sah sie Aaron vor ihrem inneren Auge, der über sie gebeugt mit dem Dolch ausholte. Noch immer stand sie unter schock, aber Keks, der wachsam neben ihr auf der Bettseite von Daniel lag, nahm ihr die Ängste. Da er ihr das Leben gerettet hatte, duldete sie das Tier und erwischte sich sogar mehr als einmal dabei, wie sie ihre Hand durch das dichte Fell gleiten ließ. Es war tatsächlich beruhigend.
"Ich frage mich, wie lange Aaron schon das Landgut beobachtet hat. Vermutlich wusste er genau, das Daniel hierher zurückkehren würde", sagte Sabine, die ihr ebenfalls Gesellschaft leistete und schon seit einiger Zeit am Fenster stand, wo ihr Blick prüfend in die Ferne schweifte. Jasmine wusste, das sie Ausschau nach Daniel hielt. Denn nachdem Alex sicher gegangen war, das Jasmine verarztet worden war und das Aaron, den man zum Glück geschnappt hatte, gut verwahrt und bewacht wurde, war er aufgebrochen, um seinen Herrn zu suchen. Das war nun eine gute Stunde her.
"Ich denke, Aaron hätte sich unter anderen Umständen nicht gezeigt. Du hattest nur das große Pech sein Versteck zu finden. Vermutlich hätte er dich und die anderen Frauen getötet und verschwinden lassen. Wir können von Glück reden, dass Keks bei euch war", meinte Sabine und Jasmine erschauderte. Es klopfte an der Tür und sogleich hob der Wolf wachsam seinen Kopf. Mit einem Tablett, auf dem sich eine Tasse mit gut duftendem Tee befand, trat Ingrid ein. Dankbar nahm Jasmine den Tee entgegen und nippte daran, während Ingrid meinte, das sie ihr Kochduell wohl auf ein andern mal verschieben mussten. Jasmine nickte und daraufhin gestand Ingrid, das vor der Tür und auch vor dem Haus mehrere Wachen standen. Niemand wollte das Risiko eingehen, das Jasmine nochmal Verletzt wurde und insgeheim fürchteten alle die Rückkehr des Generals. Jasmine konnte diese Furcht gut nachvollziehen, den sie wusste wie Angsteinflößend Daniel war, wenn die Wut in ihm brodelte. Alle waren sich bewusst, dass er den Angriff auf sie nicht gut auffassen würde.
"Nicholas fürchtet sich von allen wohl am meisten, ich hörte, das er wohl den Befehl vom General erhalten hatte auf euch aufzupassen, wenn ihr das Haus verlasst. Er war nachlässig, wie man an eurem Arm sehen kann und erwartet die Rückkehr seines Herrn mit zitternden Gliedern", erzählte Ingrid und Jasmine konnte nach kurzem Überlegen den Namen einem Mann zuordnen, der zu der Gruppe aus Certezza gehörte. Sie hatte bisher nie ein Wort mit ihm gewechselt. Sabine blickte nun ziemlich erbost zu ihnen.
"Ich habe gesehen, wie sich Nicholas zusammen mit Rico in der Sonne gebrutzelt hat und beide einige Becher an Bier genossen haben. Den Zorn von Daniel hat er durchaus verdient", meinte sie, aber Jasmine teilte diese Meinung nicht. Die Männer konnten nichts dafür, das sie von Aaron angegriffen worden war. Durch das offene Fenster waren nun die nervösen Stimmen der Wachen vor dem Haus zu vernehmen und schnelle Hufschläge näherten sich. Rasch blickte Sabine hinaus und verkündete, dass Daniel kam. Die drei Frauen und auch Keks zuckten zusammen, als kurz darauf die donnernde Stimme von Daniel ertönte, der seinen Wachen eine heftige Standpauke verpasste. Das keiner von ihnen auf die Idee gekommen war, Jasmine in die Wälder zu geleiten, machte ihn rasend. Nicholas, der unter den Wachen vor dem Haus war, bekam es am schlimmsten ab. Zu deutlich war zu hören, wie er von Daniel geschlagen wurde. Das folgende laute Krachen bezeugte, das Nicholas in irgendetwas gefallen war. Jasmine wagte es kaum zu Atmen und mit einem winseln verdrückte sich Keks in die hinterste Ecke des Zimmers als die Haustür aufging und unter enormer Wucht wieder zu geschlagen wurde. Nun waren die Männer im Haus an der Reihe, den Zorn ihres Generals zu spüren und viel zu deutlich erbebte die Stimme von Daniel vor Wut. Jasmine hatte nun irgendwie das dringende Bedürfnis sich vor dem Mann, den sie liebte, zu verstecken. Neidvoll blickte sie daher zu Ingrid, die klugerweise die Flucht anstrebte und aus dem Gemach eilte. Dabei erhaschte Jasmine einen kurzen Blick auf die beiden Wachen vor ihrer Tür. Die Männer zitterten wie Espenlaub und hatten keine Farbe mehr im Gesicht. Sabine beschloss, dass es wohl besser wäre ebenfalls zu gehen und Keks folgte der rothaarigen mit eingezogenen Schwanz hinaus. Entgeistert sah Jasmine ihnen hinterher und nur wenige Augenblicke später ertönte vor der Tür ein mächtiges Donnerwetter. Die beiden Wachen wurden zur Schnecke gemacht. Jasmine taten die armen Männer leid, denn sie trugen beim besten Willen keine Schuld. Der Atem stockte ihr als die Tür sich öffnete und Daniel eintrat. In seinen Augen loderte ein unbändiger Zorn und seine Mimik war kälter als Eis. Wuchtig knallte er die Tür hinter sich zu und Jasmine zuckte zusammen. Fürchtend, das sich sein Zorn auch gegen sie richtete, sah sie ihm angespannt entgegen. Doch in jenen Moment als er sie erblickte, schwand seine Wut und deutliche Sorge war ihm anzusehen. Sorgfältig betrachtete er ihren bandagierten Arm, ehe er mit raschen Schritten zu ihr kam. Mit einem schweren Seufzen setzte er sich und zog sie seine Arme. Sie spürte, wie er durch ihr Haar streichelte und auch wenn er gerade ruhiger wirkte, bewies ihr sein spürbar schneller Herzschlag, wie aufgebracht er war. "Hat es sehr weh getan?", fragte er dann plötzlich. Jasmine konnte sich ein Schniefen nicht verkneifen als sie nickte. Der Schmerz als Edward ihre Wunde genäht hatte, hätte sie beinahe in die Ohnmacht getrieben und ehrlich gesagt hatte sie auch weinen müssen. Doch das wollte sie Daniel lieber verschweigen. Sie konnte ja nicht ahnen, das Alex es ihm schon bis in das kleinste Detail berichtet hatte. Daniel drückte sie fester an sich und erneut entfloh ihm ein schweres Seufzen. Sanft schob er sie jedoch wieder von sich als es an der Tür klopfte und Jamal auf sein herein eintrat. Sogleich wurde die Mimik von Daniel wieder eisern und mit deutlich zuckendem Augenlid stampfte er auf Jamal zu. Grob packte er diesen am Hemdkragen und fragte ihn donnernd, warum im Namen Gottes er es zugelassen hatte, das Jasmine ohne Wache in den Wald gegangen war.
"Ich dachte sie wäre sicher. Die Frauen gehen beim Sammeln nie tief in den Wald hinein wegen den wilden Tieren. Ich konnte doch nicht ahnen, dass Aaron dort war", versuchte Jamal sich zu rechtfertigen. Bei der Erwähnung des Verräters ließ Daniel ihn ruckartig los und verlangte, das man ihn sofort zu ihm brachte. Mit einem mulmigen Gefühl sah Jasmine dabei zu, wie Jamal ihn aus dem Gemach führte und mit welchen mordlustigen Blick Daniel ihm folgte.

Jasniel - Die falsche Lady *Pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt