* Kapitel 20 *

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Es war weit nach Mitternacht, als ein lauter Rums durch das Haus hallte und alle Schlafenden, Jasmine inbegriffen, aus ihren Träumen schreckten. Es hörte sich an als hätte jemand wuchtig die Haustür eingetreten. Verwundert rieb sich Jasmine die Müdigkeit aus den Augen und hörte, wie die Türen im Flur geöffnet wurden und die Dienerschaft aufgeschreckt zur Eingangshalle eilten, wo man kurz darauf Lord Avery etwas rufen hörte. Noch etwas benommen von ihrem Schlaf, stand Jasmine auf und machte sich ebenfalls auf den Weg, um den Ursprung dieses Lärms zu erkunden. Oberhalb der Treppe, die hinab zur Eingangshalle führte, stand beinahe die gesamte Dienerschaft versammelt.
".... unerhört, dass sie hier mitten in der Nacht auftauchen und solch ein Theater machen", hörte sie Avery schimpfen. Rasch drängelte sie sich an den anderen vorbei und warf einen neugierigen Blick in die Halle hinab. Dort standen Avery und Lady Hanna, beide mit zerzausten Haaren und in zerknitterten Morgenmänteln. Ihnen gegenüber standen vier Männer, die Jasmine zunächst nicht erkennen konnte, da sie in einem finsteren Winkel standen. Erst als der aufgeschreckte Butler einige Kerzen entzündete, wurde ihr Blick klarer. Ihr Schreck hätte nicht größer sein können, als sie Daniel erblickte. Hinter ihm standen Pete, Justin und Jamal. Fassungslos rieb sie sich ihre Augen, war sie gerade am Träumen?
"Hinweise führten uns hierher. Es wurde gesehen, das die kleine euer Haus betreten und bisher nicht mehr verlassen hat", sagte Jamal und Jasmine schlug sich erschrocken die Hand vorm Mund. Suchten sie etwa nach ihr?
"Ja und? Das heißt noch lange nicht, dass sie einfach so in mein Haus stürmen können wie eine Bande räudiger Banditen", keifte Lord Avery und Jasmine sah schockiert, das die Haustür tatsächlich eingetreten worden war. Lady Hanna schien die Sache deutlich entspannter als ihr Mann zu sehen, was wohl auch daran lag, weil sie die Männer regelrecht schmackhaft fand. "Dürfte ich erfahren, was sie von meiner neuen Dienerin wollen?", fragte sie und versuchte die Aufmerksamkeit von Daniel zu bekommen. Jasmine bemerkte, wie sein Augenlid zuckte, als er die Lady mit einem tödlichen Blick bedachte.
"Wo ist sie?", fragte er. Jasmine wich rasch etwas zurück und versuchte, sich hinter den anderen Bediensteten zu verstecken.
"Wenn sie es uns nicht sagen, stellen wir das ganze Haus auf dem Kopf", rief Justin und Jasmine fragte sich, was sie verbrochen hatte, das sie so zornig wirkend hier nach ihr suchten und drohten, das Haus zu durchsuchen. Der Atem stockte ihr, als der Blick von Daniel zur Treppe empor flog. Etwas in ihr wollte zu ihm rennen, doch die Angst hielt sie an Ort und Stelle. Prüfend besah er sich die Dienerschaft und sein Blick flog an ihr vorbei. Sie glaubte, er habe sie in der Menge übersehen, doch da fuhr sein Blick ruckartig zu ihr zurück und fesselte sie wortwörtlich. "Hab dich", formten seine Lippen tonlos und schon lief er los. Entsetzt sah sie dabei zu, wie er Lady Hanna beiseite stieß, als sich diese ihm in den Weg stellte und er raschen Schrittes die Treppen erklomm. Panisch stob die Dienerschaft vor ihm davon, nur Jasmine nicht. Sein Blick bannte sie und ihr Herz schien ihr jeden Moment aus der Brust zu springen. Wie in Zeitlupe schien sich der Moment abzuspielen, als er dicht vor ihr stehenblieb.
"Wirst du freiwillig mitkommen?", fragte er und sie blinzelte verwirrt, ehe sie verneinend den Kopf schüttelte. Sein Blick brachte ihre Beine zum Zittern und nicht wissend, was er mit ihr vorhatte, war es besser ihm fernzubleiben.
"Verstehe, dann werde ich mich diesmal persönlich darum kümmern", sagte er, packte sie und zog sie schwungvoll zu sich heran.
"Hiermit entführe ich dich, weil ich dir nicht erlaube mir fernzubleiben, da ich sonst den Verstand verliere", flüsterte er und kaum waren seine Worte verklungen, hob er sie empor und warf sie sich über die Schulter. Dies war der Moment wo sie aus ihrer Starre erwachte.
"Daniel, das kann doch nicht dein ernst sein, lass mich runter", rief sie und begann heftig zu strampeln. Doch er ignorierte ihr wehren und lief wieder die Treppe hinab, wo sie dem blöden Grinsen von Pete und den anderen begegnete.
"Wage es nicht, lass mich los", keifte Jasmine und trommelte mit ihren Fäusten auf den Rücken ihres Exmannes ein.
"Moment mal, wird das hier eine Entführung", keuchte Lady Hanna und zeitgleich scheuchte Lord Avery seine männliche Belegschaft dazu auf, diesem unerhörten Benehmen ein Ende zu setzten. Mehrere Männer eilten nun Daniel hinterher, der zielstrebig die Tür ansteuerte. Doch Pete und die anderen stellten sich ihnen in den Weg. Was dann passierte, sah Jasmine nicht mehr, da Daniel sie in die Nacht hinaus und auf seinem Hengst zu trug.
"Du Rindvieh, was bildest du dir ein", schrie Jasmine und konnte nicht fassen, was hier gerade passierte. Als er sein Pferd erreichte, setzte er sie ab. Sogleich wollte Jasmine davonlaufen, doch er zog sie schwungvoll wieder zu sich zurück und presste seine Lippen auf die ihre. Es war ein verwirrender Moment für sie, denn während sie eifrig versuchte, sich von ihm zu lösen, erwiderte sie seinen Kuss. Woher hatte er nur die Macht so etwas mit ihr zu tun? Mit rasanter Atmung und glühenden Wangen blickte sie ihm entgegen, als er sich von ihren Lippen löste und ihr ein wissendes Lächeln schenkte. Er wusste genau, das er ihren Körper bereits unter seiner Kontrolle hatte und das stieß ihr säuerlich auf. Sogleich schubste sie ihn und wollte flüchten, doch da packte er sie und hob sie in den Sattel seines Hengstes empor. Bevor sie etwas tun konnte, saß er schon hinter ihr, hielt sie mit einem Arm gefangen und setzte seinen Hengst in Bewegung.

Jasniel - Die falsche Lady *Pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt