* Kapitel 25 *

923 84 2
                                    

Stundenlang wurde verbissen nach Aaron gesucht, bis man den Entschluss fasste, das er die Stadt wohl schon längst verlassen hatte. Daniel blieb keine andere Wahl, als die Suche abzubrechen. Sicher waren sich jedoch alle, das Aaron Zuflucht bei Claudia finden würde, wo beide an einem neuen Plan feilen würden. Jasmine wusste, es war gefährlich, doch sie wollte mehr erfahren. Was war mit Siggi? Was hatte es mit der Königskrone auf sich? Und was genau plante Claudia? Was war der Grund dafür, das Menschen einfach ermordet wurden?
Daniel getraute sie sich nicht zu fragen, selbst wenn, er war seitdem Vorfall ständig beschäftigt und in den Tagen darauf, nur selten Zuhause. Tatsächlich vermisste sie ihn sehr und in den kurzen Augenblicken, in denen sich ihre Wege doch mal kreuzten, warfen sie sich brennende Blicke zu. Es war eine trostlose Zeit und sie tilgte ihre Langeweile damit, sich um Haus und Garten zu kümmern. Wie sich herausstellte, waren die Männer ihr dabei eine große Hilfe. Tatsächlich waren alle erschreckend nett zu ihr, selbst Rico. Doch die meiste Gesellschaft leistete ihr Jamal. Er war deutlich fitter geworden und brachte sie oft zum Lachen. Abgesehen von den ganzen Geheimnissen, die Gefahr versprachen und der Tatsache, das sie das Anwesen nicht verlassen durfte, begann sie sich doch ziemlich wohl zu fühlen. Sechs Tage nachdem Vorfall mit Aaron, beobachtete sie, wie ein Bote einen Brief brachte. Sie sah Daniel damit in seinem Arbeitszimmer verschwinden und die Neugier, was darin stand, war sehr groß. Hatte es etwas mit Claudia zu tun?
Beinahe eine Stunde blieb er in seinem Büro, ehe sie sehen konnte, wie er das Anwesen verließ. Entschlossen nutzte sie diese Chance und suchte sein Arbeitszimmer auf. Der Brief lag auf dem wuchtigen Schreibtisch und sie nahm ihn prüfend an sich. Fieberhaft versuchte sie zu verstehen, was darin stand. Wenn sie es richtig entzifferte, war der Brief wohl von Pete. Sie konnte herauslesen, das er alles in die Wege geleitet habe. Auch von einem gewissen Onkel war die rede, dessen Aufenthaltsort jedoch unbekannt sei. Alles andere war für Jasmine aber nicht zu entziffern. Ging es hier um den Onkel von Daniel? Bei diesem Gedanken fragte sie sich, ob Daniel auch noch Eltern oder gar Geschwister hatte. Seufzend wurde ihr klar, wie wenig sie über ihn wusste. Plötzlich hallte die vertraute Stimme von Sabine durch das Haus. Erfreut legte Jasmine den Brief zurück, verließ das Büro und eilte nach unten. Tatsächlich war die Mutter von Pete zu Besuch gekommen und Jasmine begrüßte sie stürmisch. Sabine sah deutlich besser aus, die Schwellungen waren verschwunden. Doch eine Narbe zierte ihr Kinn und vermutlich würde diese für immer bleiben. Das schien Sabine jedoch nicht zu stören, denn sie war bester Laune und ziemlich fit.
"Wie schön dich sehen", meinte Jasmine und Sabine lachte.
"Ich dachte, du könntest ein wenig weibliche Unterstützung gut gebrauchen und mir war, ehrlich gesagt, Langweilig alleine zu Hause", sagte Sabine. Glücklich hakte sich Jasmine bei der Älteren unter und ging mit ihr hinaus, um einen kleinen Spaziergang zu machen. Sabine lobte Jasmine, da ihr nicht entgangen war, wie sehr sich Haus und Garten verändert hatten.
"Also, wie läuft es so bei Jasniel?", fragte Sabine schließlich neugierig.
"Wer oder was soll das denn sein?", erwiderte Jasmine mit einer Gegenfrage und Sabine begann vergnügt zu lachen.
"So werden du und Daniel genannt", erklärte Sabine und Jasmine erschrak. Man hatte ihr und Daniel einen Namen gegeben? Sicher war sie sich, diesen Namen in den letzten Tagen schon öfters unter den Männern gehört zu haben, doch erst jetzt begriff sie, was er zu bedeuten hatte. "Wie sollte es denn deiner Meinung nach bei uns laufen?", fragte Jasmine.
"Seid ihr nun ein Paar oder nicht?", wollte Sabine wissen.
"Ein Paar? Wir beide? Ich denke nicht, das Daniel mit mir ein Paar bilden will, ich denke eher er...", begann sie etwas aufgewühlt, wurde aber von dem Lachen der Älteren unterbrochen.
"Dir ist wohl nicht bewusst, was Daniel für dich empfindet", stellte Sabine fest und Jasmine hatte Mühe, ihr Herz zu beruhigen.
"Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht einmal, was ich empfinde", gestand sie. Sabine blieb stehen. Jasmine tat es ihr gleich und errötete unter dem forschenden Blick, mit dem Sabine sie betrachtete.
"Bringt er dein Herz zum Flattern?", fragte Sabine und Jasmine nickte.
"Vermisst du ihn gerade in diesem Augenblick?".
Ein erneutes Nicken folgte.
"Dann ist doch alles klar, du bist in ihn verliebt", sagte Sabine und Jasmine sog erschrocken nach Atem. War sie das? War das, was sie fühlte, wirklich Liebe? Sie wollte es nicht so recht glauben, vielleicht auch aus Angst, das man ihr das Herz brach. Seufzend griff sie sich an die Brust, dorthin, wo ihr Herz schlug. Wenn das die Liebe war, dann war es ein schönes, aber sehr beängstigendes Gefühl.
"Nur Mut, er empfindet genauso", sagte Sabine und Jasmine fiel aus allen Wolken. Daniel war in sie verliebt? Das konnte sie noch weniger glauben.
"Du hast ihm von Anfang an gefallen. Warum glaubst du wohl, ging es dir so gut, obwohl er dich für Claudia hielt? Hättest du ihn nicht so verzaubert, wäre mit dir das geschehen, was Rico wollte. Anstatt eines Gemaches, hättest du im Keller gehaust. Es war vielleicht nicht leicht, doch wenn man es genauer bedenkt, ging es dir ganz gut. Die wahre Claudia hätte gewiss keine Kleider und ein bequemes Bett von ihm bekommen", sagte Sabine und Jasmine musste sich eingestehen, das Sabine recht hatte. Bis auf einige Einschränkungen war es ihr gut gegangen. Die Vorstellung, das Daniel für sie Liebe empfand, brachte sie ziemlich aus dem Konzept und ihr war klar, wie glücklich sie dies machen würde. Doch hatte sie wirklich so viel Glück, das ein Mann wie er sie liebte? Und selbst wenn sollte sie diesen Gefühlen eine Chance geben, trotz der Gefahr, die Daniel ständig zu umgeben schien? Erschrocken fuhr Jasmine aus diesen Gedanken, als Sabine direkt vor ihr laut in die Hände klatschte.
"Du warst deutlich in deiner Gedankenwelt. Hör zu, ich will dir einen Rat geben. Höre auf dein Herz, denke nicht zu viel darüber nach, das macht es nur komplizierter. Wenn du Daniel magst, dann lass dem geschehen einfach seinen lauf", meinte Sabine, hakte sich bei ihr unter und setzte den Spaziergang fort. Jasmine musste Lächeln, denn sie wusste, genau dasselbe hätte Jason ihr auch geraten. Sie beschloss, diesem Rat auch zu folgen und von jetzt an, alles ihrem Herzen zu überlassen. Selbst wenn es sie in ein Unglück führen sollte, so würde sie dieses überstehen, so wie alles, was sie bisher überstanden hatte.

Jasniel - Die falsche Lady *Pausiert*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt