Kapitel 20

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Wieder einmal war ich in diesem dunklem Raum. Ich wartete nur darauf, das Flügelschlagen des Fremden zu hören. Tatsächlich waren Flügelschläge zu vernehmen und der Wind fuhr mir leicht durch die Haare. Kurz darauf sah ich wieder diese zwei Augen und ich begann zu lächeln. „Na? Weißt du jetzt, wer ich bin?", fragte die Stimme. „Ja! Du bist derjenige, der nach Wirklichkeit strebt. Du bist Reshiram, habe ich recht?" Ich hörte den Fremden kurz lachen und plötzlich blendete mich ein starkes Licht. Ich zog schützend meine Hände vor mein Gesicht, da das Licht immer heller und greller wurde. Als das Licht verschwand, war nur normales Tageslicht um mich und ich öffnete meine Augen. Vor mir stand ein mächtiges, großes und weißes Pokemon, mit einem orang-glühendem Schweif. Das Pokemon raubte mir den Atem und ich flüsterte ein „Reshiram". Ich sah mich kurz um. Hinter Reshiram rauschte ein Wasserfall, der dann in einen Fluss mündete. Links und rechts waren Bäume, die mit Ranken geziert waren. Der Ort war wie aus einem Bilderbuch, einfach unbeschreiblich. „Emily.", sagte Reshiram sanft, damit es die volle Aufmerksam von mir bekam. „Ja?" „Zuerst möchte ich dir sagen, das ich wirklich stolz auf dich bin. Du hast herausgefunden, wer ich bin. Ich wusste, dass ich mich in dir nicht täusche." Ich sah Reshiram liebevoll an. „Aber in deiner Welt, wirst du mich so nicht finden. Du wirst mich erkennen, das weiß ich. Aber ich habe die Form eines Gegenstandes.", wies mich Reshiram darauf hin. Sofort begann mein Kopf zu arbeiten, um hinter dieses Geheimnis zu kommen. „Wenn du mich gefunden hast, bring mich zur Drachenstiege. Jemand wird zur selben Zeit dort mit Zekrom auftauchen.", erklärte das weiße, gutmütige Pokemon fertig. Ich nickte und lächelte. „Ich habe nur noch eine Frage.", sprach ich, als sich Reshiram in die Lüfte erhob und mich neugierig betrachtete. „Wieso hast du mich ausgewählt?" Das Pokemon kicherte. „Weil du ein reines Herz hast und du die Stimmen der Pokemon verstehst.", erklärte Reshiram. Ich winkte zum Abschied, ehe ich neben N aufwachte.

Ich setzte mich auf und rieb mir meine Augen. Mein Blick schweifte zu N, der noch friedlich schlief. Könnte er der andere sein? Derjenige, der Zekrom finden muss? Bei N könnte ich es mir am ehesten vorstellen. Cheren würde Zekrom höchstens an eine seiner technischen Maschinen anschließen und Bell wäre dafür viel zu schüchtern. Ash und Rocko kamen nicht infrage, da sie sich nicht mit der Legende von Einall auskannten und Lilia? Sie wäre sonst auch noch ein Kandidat.

Mit einem Ruck war ich auf den Beinen und streckte meine verschlafenen Glieder. Auch N wurde langsam wach und gähnte herzhaft. „Morgen.", begrüßte ich ihn. „Morgen.", gähnte er zurück und blinzelte noch verschlafen. Wir machten uns Feuer und wärmten uns in einem Topf Kuhmuhmilch. Ich kehrte derweil mit einem Ast, die Asche etwas zurück ins Feuer. Ich war komplett in Gedanken versunken und bemerkte nicht, das N mir schon eine Tasse hinhielt. „Erde an Emily? Ist jemand zu Hause?", fragte er und fuchtelte mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum. Erschrocken blickte ich ihn an: „Tut mir leid." „Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr zurück.", lachte er erleichtert. Ich lachte mit. „Woran hast du gedacht?" N wärmte sich seine Hände an der Tasse und sah mich fragend an. „Kann es sein, dass du ganz schön neugierig bist?", fragte ich zurück, in der Hoffnung, es dabei gut sein zu lassen. Er zuckte grinsend mit der Schulter und sah mich immer noch erwartungsvoll an. „Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, wenn ich dir davon erzähle. Du hältst mich doch für komplett Irre.", murmelte ich nachdenklich. „Ach komm schon, du weißt, das ich so was nicht mache.", meinte er liebevoll und ernst. Stimmt, da hatte er mal wieder recht. „Na schön.", begann ich. „In letzter Zeit, da bekomme ich solche Träume. Träume von Reshiram. Ich muss ihn finden und zur Drachen... was grinst du jetzt bitte so?", fragte ich, als ich in Ns Gesicht sah. Er hatte ein breites Lächeln aufgesetzt und seine Augen strahlten. „Ich habe es doch gewusst, das Zekrom nur dich meinen konnte.", klärte er mich endlich auf. Er hatte so einen Ausdruck im Gesicht, als wolle er auf hüpfen und wie Rumpelstilzchen ums Feuer tanzen. „Wie? Du hast von Zekrom Träume bekommen?", forschte ich noch einmal nach. Mein Hirn konnte noch nicht ganz verarbeiten, was mir Harmonia gerade erzählte. Er nickte und lächelte. „Und hast du Zekrom schon gefunden?", fragte ich, als mein Verstand mir wieder einen Peitschenhieb gab und mich in die Wirklichkeit führte. „Nein. Ich weiß einfach nicht, wo genau ich ihn finden kann. Vielleicht sollte ich im Wüstenresort nachsehen?", überlegte er. Ich nickte. In Ausgrabungsstätten nachzusehen war nicht einmal eine so verkehrte Idee. „Und du? Weißt du, wie und wo du suchen sollst?", fragte er mich, faltete seine Hände und lehnte sich nach vorne. „Nein. Ich habe gerade erst die Bestätigung erhalten, dass es sich um Reshiram handelt. Ich werde das schon noch herausfinden.", meinte ich und starrte in das Feuer.

Nach dem Frühstück, wanderten wir gemeinsam über den Pfad auf Route 5. Langsam näherten wir uns der Wunderbrücke. Davor standen schon drei weitere Trainer. Ich kniff meine Augen etwas zusammen und erkannte, dass es Ash, Rocko und Lilia waren. „Hey, Emily!", begrüßten sie mich, als wir schließlich vor ihnen standen. Ihre Blicke schweiften dann zu dem Grünhaarigen und sie stellten sich erst einmal gegenseitig vor. „Warum steht ihr eigentlich hier?", fragte ich. „Die Brücke wird noch heruntergekurbelt, da gerade eben noch eine Fähre durchgefahren ist.", erklärte Lilia. Hinter uns rumpelte es und die Brücke blieb stehen. Schon kam ein Mitarbeiter angerannt. „Wollt ihr nach Marea City?", fragte er. Wir nickten. „Es tut mir leid, aber irgendetwas hat die Triebzähne lahmgelegt und muss repariert werden. Ihr könnt spätestens heute Abend auf die andere Seite." Entsetzen war in unseren Gesichtern zu sehen. „Wir hätten aber ein Boot, mit dem ihr auf die andere Seite fahren könnt.", sagte der Mitarbeiter der Brücke.

Schon standen wir am Steg. Jeder hatte seine Sachen in das Boot geladen und auch der Mitarbeiter war zugestiegen. Nur, das Boot war voll und hatte kein weiteren Platz. Hier war anscheinend Ende im Gelände. „Und jetzt?", fragte Ash und kratzte sich seinen Kopf. „Ich hätte da einen Vorschlag. Wir könnten hinüberschwimmen und die Sachen sollen mit dem Boot auf die andere Seite transportiert werden.", schlug ich vor. Alle stimmten nach kurzem zögern ein. Meine Idee war krank, das wusste ich, aber wenn wir nicht hier warten wollten, dann war das hier die bessere Lösung. „Falls jemand nicht mehr kann, können ja unsere Wasserpokemon weiterhelfen.", meinte ich und warf Zwottronins Pokeball. „Zwott-Zwott", rief er und sprang sogleich in das Wasser. Ich hechtete hinterher, dann kam Lilia und die Jungs. Ash warf auch zwei Pokebälle und ein Ottaro und ein Mebrana plantschten im Wasser.

Als wir auf der anderen Seite angekommen waren, hievte ich mich aus dem Wasser. „Nie wieder.", stieß ich müde aus. Auch die anderen legten sich erschöpft in die Sonne und trockneten sich. Ich streifte mir meine normalen Sachen über und schleifte mich auf den Weg hinauf.

Wir waren dann relativ zügig in Marea City und schlenderten Richtung Pokemoncenter. Noch bevor wir den Eingang erreichten, verabschiedete sich N und ging auf die nächste Route zu.

Im Restaurant des Pokemoncenter ließen wir uns mit einem Teller Gemüsesuppe auf einen freien Platz fallen. „Wie lange kennt ihr euch eigentlich schon. Ich meine, du und N?", fragte Lilia. „Seit dem ersten Tag meiner Reise. Ich habe ihn im Wald getroffen. Buchstäblich.", erklärte ich und lachte kurz auf. Das Gesicht, das er damals zog, als er hinter dem Baum hervorkam, war einfach zu komisch gewesen und brannte sich in meinen Zellen fest. „Was meinst du mit Buchstäblich?", forschte Ash weiter. „Ich habe gedacht, dass N ein Pokemon sei, und deshalb habe ich ihn mit einem Apfel verscheuchen wollen.", klärte ich sie auf. Die drei sahen sich verdutzt an und begannen dann zu Lachen. Ich schüttelte lachend den Kopf und räumte mein Geschirr in den Geschirrwagen.

„Emily? Hast du Lust, gegen mich zu kämpfen?", fragte mich Ash. „Na klar!", stimmte ich zu und schon umklammerte seine Hand mein Handgelenk. Mann, war dieser Junge ungeduldig. Wir standen am Kampffeld hinter dem Center und einigten uns auf einen eins gegen eins Kampf und warfen unsere Pokebälle. „Dusselgurr, du bist dran!" „Matrifol, komm raus!" Ich war im klarem Typenvorteil, aber ich wusste genauso, das Ash ein starker Gegner war. „Dusselgurr, Ruckzuckhieb!" „Ausweichen und Rasierblatt!", rief Ash. „Zurück damit mit Windstoß!" Dusselgurrs Windstoß war extrem stark und ich hielt mir eine Hand vor mein Gesicht. „Käferbiss!" „Ruckzuckhieb!" Die beiden Pokemon prallten zusammen und mussten beide einen schweren Schlag einstecken. „Flügelschlag!" „Fadenschluss.", konterte Ash. Dusselgurrs Flügel wurden mit Fäden zu seinen Körper gebunden und stürzte deshalb ab. Er konnte nicht mehr fliegen. „Dusselgurr, befreie dich mit Flügelschlag." Doch zu spät! Matrifol schoss gerade eine Rasierblattattacke los und besiegte Dusselgurr endgültig. „Dusselgurr!", rief ich erschrocken und hechtete zu meinen Freund. Ich hob ihn auf den Arm und er sah mich traurig und enttäuscht an. „Keine Sorge. Du warst der Hammer!", ermutigte ich ihn. „Emily! Du bist wirklich stark.", sagte Ash, als er bei mir stand. „Danke, du auch.", gab ich zurück und wir schlugen ein.

Morgen wollte ich trotz Niederlage mein Glück in der Arena versuchen.

Pokemon- Freunde fürs LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt