22.Kapitel

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Jeder kennt doch diesen Schmerz, der dich auf deine eigene Faust beißen lässt. Deine eigene Augen schmerzhaft schliessen lässt und sich Tränen in deinen Augen bilden. Man darf keine Art von Schmerz unterschätzen, denn jeder tut auf seiner eigenen Art weh. Genau wie jetzt. Noch nie habe ich sowas gespürt. Auch wenn mein Vater mir deutlich stärkere Schmerzen hinzugefügt hatte, ist dieser nicht harmlos. Ganz und gar nicht.

,,Auuaaa!" rufe ich qualvoll und halte mich an dem Stuhl fest. Die Frau, die sich vor mich hingekniet hat guckt mich entschuldigend an, obwohl sie keine Schuld hat. Es war meine Schuld. Ich habe mich für diese Wahl entschieden. Aber ich hätte nicht wissen kann, dass es so sehr schmerzt. Wieso habe ich nicht einfach den Klingenrasieren gewählt? Auch wenn sich Stoppeln schon am nächsten Morgen bemerkbar machen würden, wäre es besser, denn diese Qual ist die Hölle. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als das Mädchen den nächsten Kaltwachsenstreifen abzieht, knirsche ich meine Zähne zusammen. Verdammte Scheisse! Aua, Aua, Aua! Das tut so weh. Mit meinem rechten Bein sind wir, in einer halben Stunde fertig geworden. Jetzt sind wir an meinem linken Bein. Und das war der letzte Streifen. Zum Glück. Eigentlich wollte ich es ja mit Rasierern machen, aber die Frauen meinten, dass diese Kaltwachsstreifen mehr bringen. Doch das es schmerzhaft wird hat mir niemand gesagt. Aber es hat sich irgendwie gelohnt. Meine Beine sind so haarlos, wie noch nie. Wenn ich mich selber rasiert hätte, hätte ich immer paar Stellen vergessen, doch dieses mal, dank der Hilfe von der netten Frau, ist es nicht so. An meinem Armen werden wir die Härrchen nicht entfernen, da ich kaum welche habe. Meine Achseln haben wir schon vor meinen Beinen gemacht. Und somit sind wir fertig. Denn andere Bereiche werden wir nicht machen.

,,Ziehen Sie bitte ih-" beginnt die Frau, aber wurde durch das Öffnen der Tür unterbrochen. Ich drehe meinen Kopf dahin und sehe eine unbekannte Frau und Eda hinter ihr. Eine etwas dickere und ältere Frau. An ihren braunen Haaren, erkenne ich graue Strähnen. ,,Ach Gott! Guck mal wir hübsch sie ist Eda!" sagt sie freudig und klatscht und deutet mit ihren Händen auf mich. Verwirrt ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. Wer ist das denn? Eda, die überfordert wirkt legt ihre Hand auf ihre Schulter. ,,Anne, lass uns bitte nach unten gehen. Sie muss sich noch fertig machen. Wir haben auch noch ganz viel Arbeit vor uns." sagt sie an die Frau gewandt. Anne? Ach jetzt sehe ich es. Diese Ähnlichkeit zwischen den beiden kann man auch nicht übersehen. Die Frau ist ihre Mutter. Wenn ich ihre Kleidung so sehe, sieht es so aus als ob sie hier arbeiten würde. Wieso habe ich sie die letzten Tagen nicht gesehen? ,,Wir? Ich bin fertig mit allem, du bist die jenige die jetzt runter gehen sollte Kindchen. Ich werde erstmal dieses schöne Mädchen kennenlernen." bestimmt sie und guckt mich mit einem breiten Lächeln an, was ich leicht erwidere.

Eda schaubt leise aus, aber geht dann raus. Die ältere Frau greift nach einem weiteren Stuhl und setzt sich rechts von mir hin. Kaum wollte sie wieder zum Reden ansetzen, spricht die Rothaarige zu erst. ,,Sie müssen raus. Wir müssen weiter machen." Dieser abwertende Ton gefällt mir nicht. Ich will diese Frau einfach nur rauswerfen oder eine Nagelschere nehmen und ihre übertrieben lange Nägel schneiden. Als ich ein Zungenschnalzen höre, wende ich mir zur älteren Frau. ,,Du solltest jetzt nach unten gehen und uns zwei Kaffees machen Schätzchen." befehlt sie plötzlich kühl. ,,Ach ja? Warum sollte ich das tun? Ich bin nur hier, um ihre Haare zu mach-" ,,Was du ja nicht geschafft hast. Du bist nur hier, um sie zu bedienen. Also gehst du jetzt nach unten und machst das, was ich dir gesagt habe." Mit meinen Augen verfolge ich jede Bewegung von der Rothaarigen. Sie sieht aus, als ob sie gleich platzen würde. Mit ihren Händen, die sie zu Fäusten geballt hat geht sie mit einem Killerblick raus. Es tut gut sie so zu sehen. Hat sie verdient. Kleine Lügnerin.

Ich drehe mich wieder zu der älteren Frau, die plötzlich wieder gut gelaunt ist. ,,Efsaneydi değilmi?" (Efsane war es oder?) fragt sie mich nach meinem Namen. Leicht nicke ich und frage auch nach ihrem Namen. ,,Betül bende. Çok memnun oldum seninle tanişdima." (Und ich bin Betül. Bin sehr erfreut dich kennenzulernen.) Diese Frau ist sehr sympathisch und freundlich. Ich mag sie. Sie hat pummelige Wangen und strahlende weiße Zähne. Ihre Haare hat sie zu einem Dutt zusammengemacht. An ihrem Hals erkenne ich eine goldene Kette, auf der ein Name steht. Eda. Ihre Tochter. Das...ist sehr süß. Sie trägt den Namen ihrer Tochter an ihrer Halskette. ,,Na? Aufgeregt?" fragt sie mit einem breiten Grinsen. Oh ja, sehr sogar. Ich presse meine Lippen zusammen und schüttele meinen Kopf leicht. ,,Arbeiten Sie hier?" ,,Du kannst mich ruhig mit Du ansprechen, Kindchen. Und ja ich arbeite hier." antwortet sie zurück. Die Frau, die mir beim Kleid geholfen hat, stellt sich vor mich hin. ,,Ich will sie wirklich nicht stören, aber wir müssen mit dem Rasieren weiter machen." sagt sie schüchtern. Tief ausatmend antworte ich ihr. ,,Wir sind fertig. Mehr werden wir nicht machen." Dabei spüre ich, wie meine Wangen sich etwas wärmen. ,,Aber der...Intimbereich fehlt noch." höre ich sie widersprechen. Vor Scham wird mir ganz heiß. Ich will mich dort einfach nicht rasieren. Versteh es doch.
,,Ich...ich will..." zögernd wende ich meinen Blick ab und spiele mit meinen Fingern. ,,Ich werde ihr dabei helfen, geht ihr raus." höre ich neben mir sagen. Ohne zu widersprechen gehen alle Frauen aus dem Raum. Außer sie und ich. Toll. Diese Frau ist sehr stur wie es aussieht. Wie soll ihr jetzt sagen, dass ich das nicht will?

TURKISH MAFIAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt