41.Kapitel

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Mein Mund und meine Augen reißen sich auf und mir fällt es schwer zu atmen. Geschockt und enttäuscht gucke ich in die Augen meines Bruders, der noch immer den wütenden Ausdruck im Gesicht hat. ,,Was?" hauche ich auch und kann es nicht fassen, was er da gerade gesagt hat. Bist du zu seiner Hure geworden? Zu seiner Hure? Hure? Ich soll eine Hure sein?

,,CEVAP VER!" (Antworte!) brüllt er weiter auf mich ein und lässt mich stark zusammenzucken. Er soll nicht schreien. Er soll mich nicht beleidigen. Spüre wie eine Träne mein linkes Auge verlässt. Heute sollte doch nicht geweint werden. Heute sollte doch gelacht werden. ,,Bağırma."
(Schreie nicht.) sage ich leise und fühle mich unwohl. Schließe die Augen und streiche mir über den Oberarm. ,,Und was ist das überhaupt für ein hässliches Kleid?! Hat er dir gekauft gel?!" Was hat er denn jetzt gegen das schöne Kleid? Ich hätte eher ein Kompliment erwartet, anstatt sowas. Atme aus und gucke ihn mit feuchten Augen an.
,,Ja. Er hat es gekauft. Und das was du gerade trägst, hat er auch gekauft. Das Essen, was du gegessen hast, hast du auch Dank ihm gegessen. Dieses Haus, das Internat, die ganzen Handys und alles andere hat er gekauft!" kommt es etwas lauter als gedacht aus mir und ich trete näher an ihm ran. Ich schütze gerade Atakan. ,,Ich bin nicht seine Hure, i-ich bin nur seine Ehefrau, die ihm etwas Essen auf sein Teller gemacht hat. Mehr nicht." Ich bin seine Ehefrau, ein Satz den Hakan wütender macht und mich plötzlich am Oberarm packt. ,,Bist du nicht! Du bist nicht seine Ehefrau!" brüllt er mir ins Gesicht und spüre etwas von seiner Spucke auf meiner Wange, die ich langsam wegwische. ,,Hakan, lass los." Zu meiner Verwunderung lässt er los und läuft im Zimmer hin und her. Wenn Hakan wütend ist, dann macht er Dinge, die er nie macht und man von ihm nicht erwarten würde. Er wird so aggressiv. Er kann sich nicht unter Kontrolle halten. Er schreit und brüllt herum.

Als er plötzlich auflacht und vor mir dicht stehen bleibt, hebe ich meinen Blick.
,,Bestimmt hast du ihm schon deine Jungfräulichkeit gegeben." Und ehe etwas anderes passieren kann, passiert etwas, womit er und selbst ich nicht gerechnet haben. Meine rechte Hand trifft seine Wange und sie schellt nach rechts. Schnappe nach Luft und lege meine gleiche Hand auf meinen offenen Mund.

Was habe ich getan?!

,,Hakan." schluchze ich. Er presst seine Lippen zusammen und schließt seine Augen.
,,I-ich es-es tut mir Leid. E-s tut mir Leid. Es tut mir so Leid. Ich wollte das nicht, Canim."
wimmere ich und will mich ihm nähern, er jedoch macht ein Schritt zurück und ballt seine Hände zu Fäusten. Ich habe ihn geschlagen. Ich habe meinen Bruder geschlagen. Ich habe ihm die Hand gehoben und das Versprechen an meine Mutter nicht gehalten. Ich habe jemanden geschlagen. Meinen Bruder. Meinen jüngeren Bruder. Was habe ich nur getan?! Was zum Teufel ist los mit mir?! Ich entschuldige mich weiter bei ihm, und höre nicht wie die Tür rasch aufgemacht wird. ,,Hak-" ich komme nicht weiter, weil er plötzlich seine Augen öffnet und ich sehe, dass sie feucht sind. Eine Träne verlässt mein Auge, als ich die Kälte in seinen erkenne. Er macht einen Schritt nach vorne und zeigt mit einem Finger auf mich.

,,Babamiza benzedin!" (Du ähnelst unserem Vater!) zischt er mich kühl an, dreht sich um und will gehen, stoppt aber als Atakan vor ihm steht. Dieser hat seine Brauen leicht zusammengezogen und hat einen Ausdruck, der sagt, dass er wissen will was los ist. Hakan schnaubt, geht an ihm vorbei und verlässt somit das Zimmer. Mein Herz schmerzt weiter. Seine Worte sind wie ein Echo in meinem Kopf. Wiederholt sich immer und immer wieder. Ein Druck in meinem Bauch ist zu spüren. Mit einem Satz hat er mir gerade die Luft zum Atmen genommen. Mit einem Satz hat er mir eine Gänsehaut verpasst. Du ähnelst unserem Vater. Ein Satz, der wie tausend Schläge ist.
Das schlimmste was ich hören könnte. Ein Satz, der schlimmer ist, als eine Ohrfeige, die ich Hakan gegeben habe. Ähnele ich wirklich meinem Vater? Schon oder? Genau wie er, habe ich Hakan meine Hand gehoben. Aber...aber ich wollte das nicht. Es ist mir ausversehen passiert. Sein anderes Satz hat mich so wütend gemacht. Natürlich rechtfertigt es nicht meine Tat, die ich zu tiefst bereue.

TURKISH MAFIAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt