Freitag, 15:56 Uhr
,,Das sind für diese Woche die letzen Vokabeln. Ich bitte Sie, dieses Wochenende sie gut zu üben, Frau Aslanoğlu." Ich nehme die Blätter an mich, die meine Englisch Lehrerin mir reicht. Nicke. ,,Mache ich." Ich bin sehr motiviert. Etwas übermotiviert. Aber das ist okay. Ich meine, nach der Grundschule habe ich mit der Schule aufgehört. Ich habe es vermisst. Ich habe es vermisst, einen Lehrer oder eine Lehrerin vor mir zu haben, die mir etwas beibringen. Die ganzen Schulbücher. Die ganzen Buntstifte. Die Schultasche. Das Mäppchen. Früher hatte ich keins, immer nur ein Stift. Blätter hätte ich meistens von den anderen genommen. Auch wenn manche Schüler das Blatt immer schnaubend in meine Hand gedrückt hätten. Dadurch habe ich manchmal Angst, nach etwas mehrmals zu fragen. Ich habe vor den Reaktionen Angst. Aber jetzt habe ich alles. Gucke mir die Vokabeln an und fange an sie zu zählen. Okay. Nicht so viele. 25. Das kriege ich hin.
Ich verabschiede mich von der Lehrerin und begleite sie bis zur Tür. Sie kommt seit Montag immer für drei Stunden. Von 13 Uhr bis 16 Uhr. Ich mag sie. Sie ist ganz nett. Nicht streng und auch nicht zu locker.
Ich kann schon auf Englisch sagen, wie ich heiße. Ich kann mich vorstellen und weiß einige Vokabeln. Die Lehrerin meinte selbst, dass ich recht schnell bin. Wie gesagt, ich bin sehr motiviert. Außerdem habe ich erfahren, dass mich Atakan an einer Fahrschule angemeldet hat. Diese Woche habe ich zweimal an dem 90 Minutigen Theorieunterricht teilgenommen.
Außer mir gab es nicht viele Menschen. Neben dem Theorieunterricht bin ich auch wieder zum Übungsfahrplatz gegangen und habe dort etwas geübt. Manchmal mit Atakan und manchmal mit Zehir. Ich habe versucht mit ihm etwas zu reden, doch er ist sehr still. Außer mir zu sagen, was ich falsch gemacht habe oder mir etwas zu erklären, hat er nicht gesprochen. Aber na gut.Ich laufe wieder hoch und hole aus dem Lernraum, meine Sachen. Mein linierter Block, mein hell pinker Ordner den ich mit kleinen Glitersteinen geschmückt habe, die Übungsblätter und mein Mäppchen mit den ganzen bunten Stiften. Alles neu gekauft! Atakan und ist mit mir zusammen zur Stadt gefahren und wir sind zu einem Schreibwarengeschäft gelaufen. Erst wollte ich es nicht, doch als er dann gesagt hat, dass er selber es dann aussuchen wird und nach fünf Blöcken auf einmal gegriffen hatte, habe ich selber die Sachen ausgesucht. Zwei Blöche. Ein großer Ordner, ein kleinerer Ordner. Ein Mäppchen mit Holzstiften, Bleistiften und zwei Kugelschreiber. Und ich konnte mich nicht halten und habe zehn Textmarker gekauft, die sind so schön! Ich markiere immer so viel und das sieht dann einfach so hübsch aus! Ich liebe es! Als wir dann zuhause ankamen und ich die Stifte sofort ausprobiert und Atakan gezeigt habe, hat er mich nur amüsiert beobachtet und den Kopf geschüttelt. Er mag wohl buntes nicht. Auf seinem Schreibtisch sehe ich sowieso nur paar Kugelschreiber und ein Füller. Wie seine Schrift wohl aussieht? Ich muss ihn mal etwas vor mir schreiben lassen, damit ich es sehen kann.
Laufe in unser Schlafzimmer und lege die ganzen Sachen auf dem Bett ab. Setze mich glücklich drauf und greife nach meinem Handy, das auf dem Nachtschrank liegt. Drei neue Nachrichten. Klicke drauf und sehe, dass mir Bolat geschrieben hat. Er hat zwei Bilder geschickt. Hm. Eins auf dem ein rotes Hemd abgebildet ist und eins auf dem ein schwarzes abgebildet ist. "Welches soll ich anziehen?" fragt er. Das rote Hemd würde ihm stehen. Das schwarze aber auch. Trotz dessen würde rot mehr passen. "Das Rote." ,,Okay, danke." Ich gucke auf die Uhr und merke, dass sie bald losfahren müssten. ,,Ist der Wagen schon da?" schicke die Nachricht ab und erhalte sofort eine Antwort von Bolat. ,,Ja. Wir fahren gleich los, Abla." ,,Tamam."
Er geht offline. Okay. Dann fange ich gleich an zu backen. Eigentlich wollte ich heute Morgen schon den Erdbeerkuchen machen, aber ich bin so spät aufgestanden. Um 11 Uhr! Kaum zu glauben. Ich habe wirklich bis 11 Uhr geschlafen obwohl ich ein Frühaufsteher bin. Als ich aufgewacht bin, war Atakan nicht da. Er hat mich aber heute vor dem Unterricht noch angerufen und gemeint, dass er zum Abendessen da sein wird.
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TURKISH MAFIA
Teen Fiction𝙀𝙛𝙨𝙖𝙣𝙚 𝙔𝙖𝙣𝙢𝙖𝙯. Genau wie ihr Name ist sie eine lebende Legende. Mutter tot und vom eigenen Vater jahrelang gefoltert, bis er spurlos verschwunden ist. Mit ihren vier jüngeren Brüdern, versucht sie jeden Monat durch die Runden zu kommen...