67.Kapitel

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Samstag, 12:03 Uhr

,,Hast du alles?" fragt mich Atakan und ich nicke. Ich habe alles. In eine etwas größere Tasche als meine Handtaschen, habe ich alles rein gemach, was ich brauche. Auch Ersatzkleidung für Atakan und für mich. Wer weiß, vielleicht bleiben wir doch heute Nacht dort oder es passiert etwas anderes. Wir fahren zu meinen Brüdern. Atakan hat eingewilligt, dass wir heute gehen können. Ich habe meinen Brüdern geschrieben, dass wir kommen werden und sie haben geschrieben, dass sie glücklich sind. Ich habe sie vermisst, obwohl ich sie vor paar Tagen noch gesehen habe. Ist aber verständlich. Das sind meine Brüder. Mal schauen, wie ihr Internat so aussieht. Mal schauen, ob sie gute Freunde gefunden haben. Vielleicht sehe ich ja auch diese Pamuk. Mal schauen. Atakan nimmt mir die Tasche aus der Hand und wir laufen aus dem Haus hinaus. Ich trage mir die Sonnenbrille auf, die mir Atakan gekauft hat. Sie hat rote Gläser. Ganz schön finde ich. Unbemerkt schaue ich mich um, um nach Emirhan zu schauen. Er ist nicht da. Also ist er wohl mit Osman zusammen nach Italien gegangen. Oh man. Hoffentlich macht er dort kein Blödsinn. Wir steigen in den Wagen und ich darf mich wieder mit meinem Handy mit dem Auto verbinden und Musik anmachen. Ich mache ein Lied auf und lehne mich gemütlich hin. Die Fahrt dauert jetzt etwas. Ungefähr zwei Stunden. Ich kann ja ein kleines Nickerchen machen. Oder mich mit Atakan unterhalten, der den Motor startet und auf das große Tor zu fährt, ehe er raus fährt.

Es vergehen paar Minuten in denen es still ist und wir nur der Musik zuhören. Besser gesagt ich, bei Atakan kann ich es nicht genau sagen. Ich drehe meinen Kopf nach links und lasse es so. Betrachte meinen Mann, der konzentriert auf die Straße blickt.
Sein Outfit ist heute nur in schwarz. Nur seine Uhr ist aus Gold und funkelt. ,,Denkst du es gibt eine echte Zahnfee?" frage ich ohne Kontext und schmunzele leicht. Zahnfee. Atakan zieht die Brauen etwas zusammen, bevor er mir einen kurzen Blick zuwirft. ,,Wie kommst du drauf?" fragt er zurück und ich zucke nur mit meinen Schultern. Belustigt schaue ich ihn an. ,,Und?" ,,Nein. Es gibt keine Zahnfee." Schüttele sachte mit dem Kopf und grinse leicht. ,,Doch, Ato. Gibt es." Ich verwirre ihn nur noch mehr. Okay, okay. Ich verrate es ihm. ,,Ich bin die echte Zahnfee." Nach meinem Satz muss ich kurz leise auflachen. Atakan guckt mich grübelnd an. ,,Wegen deinen Brüdern?" Oh ja! Er weiß es. Er ist gut drauf gekommen. Du schlauer Mann. ,,Jaa. Früher habe ich ihnen immer ein kleines Geschenk unter den Kissen gelegt, wenn sie einen Zahn verloren hätten. Ich erinnere mich daran, wie Hakan nicht drauf klar gekommen ist, als er eine kleine Gummibärchen Packung gefunden hat." Lächele als ich mich daran denke. Seine Hände die er geschockt auf seinen Kopf gelegt hat und ganz weit seinen Mund geöffnet hat. Atme leise aus. Hakan...wie groß er doch jetzt geworden ist. Nicht genau reif, aber er ist nicht mehr der kleine Junge, der auf der Straße abhängt hat. Er hatte auch keine einfache Kindheit. Mein armer Bruder. Ja, unser Verhältnis hat sich etwas verschlechtert. Aber wir werden das wieder aufbauen. Ich habe ihn wirklich vermisst! Er ist doch mein kleiner Bruder, dessen Bett ich in der Nacht immer gegangen bin, wenn ich Angst gehabt hätte. Ich werde ihn und die anderen ganz dolle umarmen!

,,Erzähl mir von ihm." höre ich plötzlich Atakan sagen. Verwundert hebe ich meine Brauen etwas und blinzele paar Mal. Er will über Hakan mehr wissen? Das...hätte ich nicht erwartet, aber gut. Wenn er das will, dann tue ich das für ihn. ,,Hakan...wo soll ich da schon anfangen? Hakan ist nicht nur wie ein Bruder für mich und ich nicht wie eine Schwester für ihn. Ich...bin wie eine Mutter für ihn gewesen. Wenn er mal nicht weiter wusste, ist er nicht zu unseren Eltern gegangen. Er ist zu mir gekommen, um nach Rat zu fragen. Er ist auch wie mein Kind. Ein Kind, das ich großgezogen habe. Genauso wie meine anderen Brüder." Resigniert lasse ich einen Atomstoß raus und senke meinen Blick auf meinen Oberschenkel. Spüre Atakans Hand an meiner, die sich mit meiner verschränkt.
,,Er ist etwas naiv. Er glaubt eher an die Schönen Sachen, als an den schlechten Sachen. Wenn ihm etwas nicht anspricht oder es ihn nicht interessiert, kann er es einfach loslassen. Aber er kriegt sehr schnell Schuldgefühle. Schuldgefühle weil er es nicht schafft, es jedem recht zu machen. Wirklich schnell." Oh man. Schuldgefühle sind wirklich etwas schlimmes. Es plagt einen Menschen sehr, wenn man es nicht schafft, jedem recht zu machen. Wir verspüren Reuegefühle, wenn wir unser Verhalten als falsch ansehen. Man macht dann immer seinen Kopf kaputt darüber und regt sich über sich selber auf.

TURKISH MAFIAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt