37.Kapitel

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Türkei, Bursa

Dienstag, 14:19 Uhr

H A K A N

,,Schneller!" kommt die ungeduldige Stimme von dem Sportlehrer in meine Ohren und lässt mich genervt die Augen verdrehen. Dieser Typ fuckt mich schon seit Tag Eins ab. Lässt uns Sachen machen, die er selber mit seinem dicken Bauch nicht schaffen kann. Ich erhöhe mein Tempo und überhole dabei paar andere Jungs in meinem Alter.
Schon seit zwanzig Minuten müssen wir joggen. Ich wiederhole, zwanzig. In meinem Leben bin noch nie so lange gejoggt. Ja okay, abgesehen davon, als ich mal aus einem Geschäft eine Zahnbürste geklaut habe und der Verkäufer mich dann sehr lange durch ganz Istanbul verfolgt hatte. Das einzige Gute ist, dass wir nachdem wir hier fertig sind, gehen dürfen. Ich spüre den Schweiß unter meinen Achseln und rieche mich selber. Definitiv muss ich danach unter die Dusche. Hoffentlich hat Halil nicht früher als ich aus, sonst kann ich Stunden warten bis ich die Dusche benutzen kann. Jeden Tag duscht er sich und singt wie ein kleines Mädchen dabei. Wenn er normale Lieder singen würde, hätte ich damit kein Probleme, aber bei 'Let it go' von Elsa bin ich raus. Nein. Einfach Nein.

Im nächsten Moment werde ich plötzlich von hinten angerempelt und stolpere auf den Boden. Verfick- ,,Pass doch auf, du Opfer." höre ich die männliche Stimme, die ich über Alles auf der Welt hasse. Rücklings lande ich hart auf den Boden und stöhne gequält auf. Aua man. Als nächstes höre ich Gelächter, was mich wütender macht. Ich boxe den Spast gleich. Schlucke stark und sehe das Gesicht von dem Typen, der mich seitdem ich hier bin nicht in Ruhe lässt.
Grinsend guckt er mit seinen blauen Augen auf mich runter und provoziert mich noch mehr. Diese Position gefällt mir ganz und gar nicht. Rasch stelle ich mich auf meine Beine und beiße auf meine Zähne. ,,Du hast mich doch geschubst lan!" zische ich Arda an. ,,Halt's Maul. Kannst doch nicht mal gerade aus laufen." sagt er und stießt seine Schulter an meine, bevor er sich mit seinen Freuden verpisst. Spast. Dreckiger Spast. Ich mache dich fertig. Er wird sehen.

,,Letzte Minute. Fangt an zu Sprinten!"

Jaja. Tief ausatmend laufe ich los und bemerke, dass ich ganz hinten bin, somit auch der Letzte. Das werde ich gleich ändern. Ich werde nicht der Letzte sondern der Erste sein. Erst fange ich an zu rennen, überhole Andere und sprinte dann. Arda, der Hund, ist gerade der Erste. Ohh, dieses Mal wirst du nicht der Beste sein. Dieses Mal wirst du nicht damit flexxen. Überhole den dritten, den zweiten und bin somit auf dem zweiten Platz. Grinse schon schadenfroh, höre, dass ich noch zehn Sekunden habe. Er wird nicht gewinnen. Nicht wieder. Sprinte neben ihm, bis er mich bemerkt und verwirrt seine Augenbrauen zusammen zieht. Bevor er war sagen kann, stelle ich während dem Rennen ein Bein vor ihm, so dass er auf den Boden erschrocken stolpert. Der Sportlehrer pfeift laut mit seiner Pfeife und ich bin der Erste. Ich bin der Erste! Ich habe es geschafft. Zum aller ersten Mal ist nicht Arda Platz 1, sondern jemand anderes. Ich bin das! Ich bin Platz 1. Nicht er. Ich.

Lächele boshaft und jetzt bin ich, der auf ihn runter guckt. Diesmal bin nicht ich, der zu ihm hoch guckt. Arda ist es. Der Spast.
Genau wie ich vor einer Minute funkelt er mich wütend an. ,,Ich mache dich fertig!" ruft er laut, steht mit einem Mal auf und stellt sich dicht vor mich. Provozierend lächele ich ihn an und schnaube belustigt aus. Bevor er oder jemand anderes was machen oder sagen kann, nehme ich die Stimme von einer bekannten Person wahr.
,,Arda, uğraşma onunla. Gel gidelim."
(Beschäftige dich nicht mit ihm. Lass uns gehen.) Gereizt atmet der Typ vor mir aus und geht dann schlussendlich zu seiner Freundin. Pamuk. Das Mädchen mit dem komischen Namen. Sie steht in einem weißen Kleid an der Eingangstür von der Sporthalle und guckt zu Arda, der vor ihr stoppt. Er versucht leise zu reden, doch bis hierhin hört man, wie er anfängt mit ihr zu streiten. Begrüßt man so seine Freundin? Umsonst nenne ich ihn nicht Spast. Er ist die Definition von Spast. Kleiner Spast. Spasti.
Ihre schwarzen, langen Haare gehen bis zu der Mitte ihres Rückens und passt mit ihrem Kleid. Ihre roten Wangen passen zu ihren roten Lip- Das ist falsch. Das ist Ayip. Hör auf, Hakan. Komm zu dich. Keine Frauen detaillierter betrachten. Vorallem nicht die, die in einer Beziehung sind. Sowas gehört sich nicht. Sowas hat mir Abla nicht beigebracht. Will meinen Blick wegnehmen, aber sehe plötzlich, dass sie lächelt. Warte mal...ihre Augen sind woanders...guckt sie etwa mi- Niemals. Doch, doch sie guckt mich an, während ihr Freund vor ihr steht und mit ihr redet. Alta. Also. Sie geht doch gerade fremd, oder? Das wäre definitiv fremdgehen für mich, wenn meine Partnerin einen Jungen anlächelt. Das geht nicht.

TURKISH MAFIAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt