28.Kapitel

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,,Weißt du, dass ich deine hässlichen langen Haare hasse? Nein? Dann weißt du es ja jetzt." Auf meiner Zunge beißend, schrubbe ich weiter mit dem Schwamm auf der Pfanne, um das Öl wegzubekommen. Ich weiß doch schon, dass er alles an mir hasst. Muss er mir nicht tausend Mal sagen. Auch wenn ich lieber aus der Tür raus rennen möchte, bleibe ich vor dem Waschbecken stehen. Den Haushalt habe ich die letzten Tage sehr vernachlässigt, weshalb ich seit dem Aufstehen angefangen habe das ganze Haus zu putze. Mein angetrunkener Vater sitzt mit einem schwarzen Tanktop im Schneidersitz auf dem Boden, den ich eigentlich noch vor paar Minuten gewischt habe, und spielt mit den Tropfen von dem Bier, den er verschüttet hat. Weder habe ich was dazu gesagt, noch mein Gesicht zu ihm gedreht. Dafür habe ich keine Mut. Er würde wieder eine Flasche nach mir werfen. Oder mir Beleidigungen an den Kopf werfen, über die ich wieder weinen würde und Tag und Nacht denken würde. Ich drehe den Wasserhahn zu, lege die Pfanne auf die Ablage und greife nach dem trockenen Lappen.

Ich trockne die ganzen nassen Teller ab und höre beiläufig den Gemurmel meines Vaters zu. ,,Ohhh mein verdammten Rücken bricht mir gleich ein. Kein Wunder wenn man nicht mal ein Bett hat auf dem schlafen kann. Da geht die Tochter arbeiten, aber rückt nicht mal einen Cent raus...Efsane! Komm sofort her!" höre ich ihn plötzliche nach mir schreien und zucke unbewusst zusammen. Wie kann die Stimme des eigenen Erzeugers so viel Angst machen? Ich lege langsam das Tuch weg, ziehe mein Shirt, das eigentlich schon sehr lang ist, nach unten und gehe mit kleinem Schritt zu ihm rüber. Oh man. Obwohl ich das Haus schon gelüftet habe, stinkt es hier nach Zigaretten und Alkohol. Und nach dem Gestank meines Vaters. Wann war er das letzte Mal duschen? Letzten Monat? Letztes Jahr? Mehrere Meter entfernt bleibe ich vor ihm stehen und gucke nur auf den Boden. ,,Ja?" flüstere ich nur. ,,Komm her." sagt er mit gekränkter Stimme und macht mir nur noch mehr Angst. Ich gehe nur einen Schritt nach vorne. ,,Lak hörst du schlecht? Komm näher und massiere mir den Rücken!" befehlt er laut, harsch und dreht sich mit den Rücken zu mir. Das er dabei auf der Pfütze vom Bier sitzt macht ihm nichts aus. Ich schliesse angewidert kurz die Augen, als ich einen kleinen Teil von seinem Po sehe, weil die Hose runter gerutscht ist. Ich will nicht. Ich will ihn nicht berühren. Ich will nicht seinen Geruch atmen. Ich will nicht zu ihm. Aber ich muss. Sonst schlägt er mich wieder, was er bis jetzt komischerweise nicht gemacht hat. Ganz ganz langsam, wie eine Schnecke, gehe ich zu ihm und bleibe trotzdem einen ganzen Meter entfernt. Zögerlich lege ich meine Hände auf seine unbedeckten Schultern und fange an sie irgendwie zu massieren. Genervt stöhnt er übertrieben laut im nächsten Moment auf.

,,Mach das richtig, sonst kannst du heute Nacht in dem dunklen Zimmer pennen!" Ich presse meine Lippen zusammen. Automatisch mache ich fester und wende den Blick ab. Immer macht er das. Immer. Immer droht er mir damit. Er weiß ganz genau, dass ich die Dunkelheit hasse und nutzt es immer aus. Daswegen komme ich seiner Aufforderung sofort nach. Ja, die Schläge tuhen weh. Sehr weh sogar. Doch das alleine sein in einem stockdunkeln Raum, ist verdammt nochmal, ein Ticken schlimmer. Es ist so schlimm. So schlimm in Nichts zu starren. So schlimm nichts zu sehen. So schlimm zu weinen, anzubetteln die Tür zu öffnen und währenddessen sich selber in den Arm zu nehmen, sich hin und her zu wiegen und sich selbst sagen, das es gleich vorbei ist. Erbärmlich, ich weiß. Statt mich gerade hinzustellen und keine Angst zu spüren, benehme ich mich wie ein kleines Kind. Ich bin doch erwachsen. Ich bin 15 Jahre alt. Wieso benehme ich mich nicht so?

Mit großen Augen sehe ich wie er sich am Schritt kratzt und dabei komische Geräusche macht. Was...was macht er da? Als er dann noch anhängt sich zu massieren, nehme ich abrupt meine zitternden Hände weg. Sauer guckt er über seine Schulter und hört mit seinem Tun auf. ,,Darf...darf i-ich aufhören, Baba?" Meine Stimme zeigt so viele Emotionen. Angst. Ekel. Schmerz. Ich will weg. Ich will raus rennen. Raus aus diesem Haus. Eine Gänsehaut überzieht meine Haut, als er stöhnend aufsteht und seine blauen Augen mich bedrohlich angucken. Oh Nein. Bitte. Bitte nicht. Bitte. ,,Was kannst du eigentlich he?" Je näher er mir kommt, desto mehr Schritte mache ich nach hinten. Die Flasche in seiner Hand schwingt hin und her und lässt mir vorstellen was in den nächsten Minuten passieren wird. Entweder wird er die Flasche volle Kanne nach mir werfen oder an die Wand neben mir. Wahrscheinlich wird es die erste Möglichkeit sein. Ist ja nicht das erste Mal.

TURKISH MAFIAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt