Kapitel 1

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"Du musst mir helfen, mein Kind. Ich flehe dich an. Meine Tochter hat seit gestern Nacht Fieber und es geht ihr immer schlechter."

Die Frau blickte mich verzweifelt an und reichte mir ihr kleines Bündel. Behutsam nahm ich das kleine Kind in meine Arme und lag es auf eine weiche Fläche ab.

"Wie alt ist sie?", erkundigte ich mich während ich mir überlegte, welche Kräuter ich nehmen konnte.

"Sie ist erst zwei Monate alt."

Ich nickte und entschied mich für meine Zutaten, die ich zu einem Brei stampfte.

Danach schnappte ich mir ein Tuch und tunkte die Spitze in die Flüssigkeit. Langsam führte ich dem kleinen Baby das Tuch an den Mund und sie begann zu saugen.

"Das lindert das Fieber. Aber sie muss es mindestens drei Mal am Tag einnehmen. Ich bereite dir noch etwas zu, dann kannst du es mit nach Hause nehmen."

"Vielen Dank, Lyanna. Es ist schön, dass du in unser Dorf gekommen bist. Eine Heilerin hat uns gefehlt."

Ich lächlte die junge Frau an und bereitete ihr die Medizin vor. Als ich fertig war, überreichte ich es ihr und sie bedankte sich noch viele Male, bevor sie wieder nach Hause ging.

Ungefähr eine Stunde später, klopfte es erneut an meiner Tür.

Ich öffnete meine knarrende Holztür und lächlte: "Zora. Schön dich zu sehen."

Die blonde Schönheit betrat meine bescheidene Hütte und klatschte in die Hände.

"Du wirst es nicht glauben, Lyanna. Alvar hat mich gefragt, ob ich ihn ehelichen möchte. Obwohl er ein niedriger Soldat ist, habe ich dennoch eingewilligt."

Strahlend blickte ich sie an: "Ihr seid schon seid Monaten ineinander verliebt. Der Stand spielt keine Rolle."

"Ich weiß, aber dennoch habe ich gehofft, dass mir vielleicht ein Krieger des Königs einen Antrag macht. Meine Familie stellt so viele Forderungen."

"Zora. Du liebst Alvar doch. Das ist alles was zählt. Egal welche Herkunft oder welchen Stand er besitzt."

Sie nickte und fiel mir stürmisch um den Hals.

"Deshalb bist du meine beste Freundin. Ich werde meine Entscheidung nicht bereuen. Alvar ist der Richtige und ich bin mir sicher, dass auch dich bald jemand fragen wird."

Sie löste sich von mir und ihr Lächeln erblasste.

"Was hast du?", fragte ich besorgt.

"D...dein Tuch. Es ist verutscht."

Erschrocken riss ich meine Augen auf und versuchte mein Kopftuch zu richten. Sie hatte Recht. Einige meiner Haarsträhnen waren herausgefallen.

"Zora. Du darfst es keinem sagen."

Sie schien ein wenig benommen, lächelte dennoch.

"Es wäre wirklich besser, wenn es niemand erfährt. Du bist meine beste Freundin und dein Geheimnis ist bei mir sicher."

"Danke, Zora."

~

"Öffne die verdammte Tür, du Hexe!", hörte ich das Brüllen vieler Menschen.

Müde rieb ich mir die Augen und legte mein Tuch, schnell über meinen Kopf.

Verschlafen öffnete ich meine Holztür und sah das ganze Dorf. Sie trugen Fackeln und Mistgabeln und brüllten mich an.

"Sie ist eine Hexe!", hörte ich ein Kreischen.

Mein Blick fiel auf diese Person und ich erblickte Zora. Meine beste Freundin, die mich hasserfüllt ansah.

Ein Bauer quetschte meinen Arm und riss mir grob das Tuch vom Kopf. Ein Raunen ging durch die Menge und die Proteste wurden lauter.

"Rotes Haar! Sie ist eine Hexe!", schrie einer und die Menge stimmte ein.

"Was? Nein! Ich bin keine Hexe!", versuchte ich zu sagen, wurde aber geohrfeigt.

"Schweig, du elendige Hexe. Du wurdest vor zwei Winter bestimmt von deinem Dorf verbannt, als man dies herausgefunden hatte. Du bist eine Hexe. Niemand hat feuerrotes Haar und du konntest alle Kranken helfen."

Weinend schüttelte ich meinen Kopf. Ich war keine Hexe. Ich weiß nicht, weshalb mein Haar rot war. Meine Mutter hatte mein Haar jahrelang versteckt. Selbst vor meinem Vater. Sie hatte mir erzählt, dass ich es niemanden zeigen durfte. Keiner würde es verstehen. Sie war eine begnadete Heilerin und hatte mir alles beigebracht.

Vor zwei Winter starb meine Mutter plötzlich. Ich war so aufgelöst, dass ich einmal vergessen hatte, mein Tuch zu richten. Mein Vater hatte mich gesehen und da wurde ich das erste Mal als Hexe bezeichnet. Er verbannte mich und ich hatte dieses Dorf gefunden. Seitdem habe ich alle geheilt und mir Freunde gemacht, doch diese haben mich nun eiskalt verraten.

"Lasst mich gehen. Ich flehe euch an. Ich habe euch nie etwas getan!", sagte ich weinerlich.

"Vielleicht wurdest du damals verbannt. Aber bei uns passiert dies nicht. Bereitet ein Scheiterhaufen vor!", brüllte der Bauer der Menge zu.

...

Ich versuchte mich zu winden. Aber ein Fluchtversuch war unmöglich. Meine Hände waren hinter einem Pfahl verbunden und das Feuer verbreitete sich sehr schnell.

Ich hatte keine Chance zu fliehen, deshalb akzeptierte ich mein Schicksal. Ich schloss meine Augen und spürte schon, die Wärme des Feuers. Ich zischte vor Schmerz und versuchte meine Tränen zu unterdrücken. Das Feuer verbrannte meinen linken Arm und meine linke Gesichtshälfte.

"Sie ist keine Hexe!", brüllte eine Stimme plötzlich und ich öffnete meine Augen.

Alvar?

Er sprang durch das Feuer und schnitt meine Fesseln durch.

"Lauf, Lyanna. So weit du kannst."

"Wieso hilfst du mir?", fragte ich zitternd.

"Weil du meiner Schwester geholfen hast. Die anderen haben deine Hilfe vergessen, aber ich werde das nicht. Nun lauf!"

"Tötet sie beide!", schrie einer.

"Mach dir um mich keine Sorgen und renn! Ich halte sie so lange auf wie möglich!", sagte Alvar und verteidigte sich mit seinem Schwert.

Obwohl die Hälfte meines Körpers brannte rannte ich in den Wald hinein. Immer weiter und weiter, in der Hoffnung zu überleben.

Bride of Dragon (Arun & Lyanna)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt