Kapitel 1

1.7K 97 2
                                    

"Er ist gerade in einer Besprechung. Ich werde ihm ausrichten, dass er Sie zurückruft!", sage ich zu der Frau meines Chefs.

"Na gut. In letzter Zeit hat er häufiger Besprechungen."

Sie legt auf und ich lege den Hörer wieder ab. Mrs. Johnson tut mir leid. Ihr Mann betrügt sie nämlich mit seinen Angestellten. Am liebsten würde ich es ihr sagen, jedoch würde ich meinen Job verlieren. Ich kann es mir nicht leisten.

Meine Eltern haben zwar genügend Geld, jedoch will ich nicht auf sie angewiesen sein. Sie sind in der Politik tätig und ziemlich angesehen und berühmt.

Meine Mutter ist sehr liebevoll zu mir und will mich verwöhnen. Jedoch hat mein Vater etwas dagegen. Er kann mich nicht leiden und der Grund ist dämlich. Es geht um meine rote Haarpracht.

Niemand in seiner Familie und auch Mutter's Familie hat rote Haare. Zuerst dachte er wirklich, dass meine Mutter mich betrogen hatte und ich die Haarfarbe von ihm geerbt hatte.

Er hat sogar einen Vaterschaftstest gemacht, der zu seiner Überraschung positiv gewesen ist. Das Problem an seinen netten Gefühlen mir gegenüber ist, dass niemand anderes glaubt, ich wäre seine Tochter. Deshalb hatte er mich auch nie zu Veranstaltungen mitgenommen oder mich der Presse gezeigt.

Es wäre ein Skandal, wenn man glauben würde, dass meine Mutter ihn angeblich betrogen hatte.

Natürlich kann ich mir einfach meine Haare dunkel färben, jedoch hat es mir meine Mutter verboten. Sie lächelt mich jedes Mal an und meint lediglich, dass ich meine Haare nie färben darf, da es mein Schicksal ist.

Ich lebte 21 Jahre lang zusammen mit meinen Eltern in Washington. Erst vor vier Monaten bin ich nach New York gezogen. Viel gesehen von der Stadt habe ich bis jetzt noch nicht. Ich habe ein Weilchen gebraucht, um mich hier einzugewöhnen.

Eigentlich mag ich keine Menschenmengen. Ich fühle mich unwohl dabei. Aber mein Job ist gut, ich werde angemessen bezahlt und wohne fast vier Stunden von meinem Vater entfernt. Besser kann es nicht laufen.

(...)

"Verdammt nochmal!", schimpfe ich und trete gegen den Reifen meines Autos. Meines zerstochenen Reifens. Das ist eine Schattenseite, wenn man in New York lebt. Ich habe lange überlegt, ob ich mir in dieser Stadt ein Auto zulegen wollte oder nicht. Es ist viel Verkehr, aber ich muss öfters meine Mutter besuchen und außerdem will ich nicht täglich mein Geld für Taxifahrten verschwenden. Eine Fahrt ist ziemlich teuer. Die öffentlichen Verkehrsmittel wurden mir von meiner Mutter verboten. Nun, ich kann es ihr auch nicht verdenken. Immerhin wurde ich in meiner ersten Woche, beraubt. Da ich ziemlich ängstlich gewesen bin, habe ich dem Räuber meine Tasche hingeworfen und bin davon gelaufen.

Wer kann es mir da verübeln, wenn ich lieber ein eigenes Auto haben wollte?

"Ist alles in Ordnung?", erkundigt sich plötzlich ein Arbeitskollege von mir. Sein Name ist Danny.

"Ja, nur ein platter Reifen."

"Soll ich dir helfen?"

"Ehm...nein. Schon gut. Ich schaffe das schon irgendwie."

"Hast du einen Ersatzreifen?", erkundigt sich Danny.

"Nun, das ist der Ersatzreifen!", sage ich ärgerlich und deute auf den platten Reifen.

"Das ist mir bereits vor einem Monat passiert und ich habe vergessen, mir einen neuen zu kaufen."

"Okey, wir rufen einen Abschleppdienst und die werden das übernehmen. Ich bringe dich nach Hause."

(...)

Am nächsten Morgen bin ich in Eile. Ich habe komplett vergessen, dass ich für heute kein Auto habe. Das bedeutet, dass ich zur Subway rennen muss oder mir ein Taxi finden kann. Etwas, was um diese Uhrzeit unmöglich schien.

Ich gehe durch die Menschmenge und versuche, nur nicht mit jemanden zusammenzustoßen. Heute ist es windig, weshalb meine Haare durch die Luft wirbeln.

Eigenartigerweise, fühle ich mich beobachtet. Ich habe das Gefühl, dass mich jemand ansieht. Intensiv ansieht.

Ich drehe mich um und blicke um mich. Nun, außer hunderte von Menschen, kann ich nichts verdächtiges feststellen. Ich schüttle meinen Kopf und gehe weiter. Es ist lange her, dass ich durch die Menschenmenge laufe. Natürlich beobachten dich einige Leute.

(...)

"Ms. Grace? Könnte ich Sie unter vier Augen sprechen?", fragt mich mein Chef.

Ich nicke, stehe von meinem Platz auf und folge ihm.

"Setzen Sie sich."

"Ist alles in Ordnung?", frage ich skeptisch.

"Haben Sie meiner Frau etwas erzählt? Über meine...persönlichen Besprechungen?", fragt er gereizt.

"Nein, Sir."

Er seufzt und sagt: "Sie war gestern Abend skeptisch."

"Ich habe Mrs. Johnson nichts erzählt. Nur, dass sie in einer Besprechung sind."

"Also gut. Ich kann mich mit dem Drama so oder so nicht weiter befassen. Vorhin hat mich Mr. Black angerufen."

"Mr. Black?"

"Er ist einer der bedeutendsten Geschäftsmänner in unserer Zeit. Als er vorhin anrief, dachte ich zuerst, er hätte sich verwählt. Aber er möchte mit uns zusammen arbeiten. Bereiten Sie die Besprechung vor."

"Natürlich."

Ich verabschiede mich höflich und verlasse sein Büro, um alles für die anstehende Besprechung vorzubereiten.

Bride of Dragon (Arun & Lyanna)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt