Kapitel 6

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Arun konnte es nicht glauben. Nicht nur, dass man dieses unschuldige kleine Wesen so leiden hat lassen. Nein, es war noch etwas anderes.

Wenn Arun seine Beherrschung verlor, verwandelte er sich. Niemand konnte ihn aufhalten. Es war nicht so, dass er sich als Drache nicht beherrschen konnte. Immerhin verwandelte er sich selbst nachts, wenn alle schliefen. Er liebte das Fliegen, die Freiheit und die kühle Brise.

Aber wenn jemand einen Drachen sehen sollte, dann würde man ihn jagen. Aber bevor sie ihn fanden, war er verschwunden.

Das einzige was Arun nicht kontrollieren konnte war, seine Verwandlung wenn sie durch Emotionen verursacht wurde.

Deshalb war er auch verwundert gewesen, dass einzig allein eine Berührung von Lyanna ihn beruhigt hatte. Er war so kurz vor der Verwandlung gewesen. Noch nie in seinem Leben war er so wütend wie jetzt gewesen, als er erfuhr, was man Lyanna angetan hatte.

"Alles in Ordnung bei dir?", unterbrach ich seinen Schockzustand.

Er nickte benommen, weshalb ich meine Hand von seiner Wange nahm und mein Gesicht erneut erhüllte. Doch Arun unterbrach mich dabei, indem er sanft mein Handgelenk packte.

"Nicht. Du musst es nicht verdecken. Vor allem nicht vor mir."

"Es ist besser so. Es ist unansehnlich und diesen Anblick möchte ich jeden ersparen."

In seinen Augen blitzte Wut auf, und er legte seine Hand auf meine vernarbte Wange.

"Du sollst dich nicht verstecken. Außerdem stimmt es nicht. Du bist alles andere als unansehnlich."

Seine Worte schienen so ernst gemeint zu sein und seine Augen sahen mir tief in meine. Ich schüttelte meinen Kopf und wich einige Schritte nach hinten.

"Ich bin hässlich. Hör auf etwas anderes zu sagen."

"Lya...-"

"Nein. Arun. Lass uns einfach zurück zum Lager gehen. Ich bin müde und möchte einfach nur schlafen."

Ich ging nun an ihn vorbei und machte mich auf dem Weg zur Feuerstelle, wo ich mich direkt hinlegte und meine Augen schloss.

Lange blieb ich noch wach und hörte das Knistern des Feuers. Ich konnte einfach nicht schlafen und hatte das Gefühl, beobachtet zu werden.

Arun legte mir eine Decke über meinen Körper und einige Zeit später, hörte ich wie er ging. Tränen liefen über meine Wangen.

Ich wusste es. Sobald er mich sah, würde er das Weite suchen. Warum sollte er noch in meiner Nähe bleiben? Außerdem war er die Bestätigung für meine Gedanken.

Jeder würde mich meiden, wenn man mich sieht. Er war die erste Person, der ich meine Narben gezeigt hatte und er war davongelaufen. Bei allen anderen würde es genauso sein.

(...)

Am nächsten Morgen stand ich vom Boden auf und streckte meine Glieder. Ich sah mich um in der Hoffnung, dass Arun wieder zurückgekehrt war. Aber von ihm fehlte jegliche Spur.

Dann würde ich mich eben selbst auf dem Weg zu meiner Schwester machen. Ich bin in den letzten zwei Jahren sehr gut allein zurecht gekommen. Warum sollte es jetzt anders sein? Weil ich mich an Arun gewöhnt hatte?

"Holzkopf. Elender Holzkopf!", murmelte ich während ich mich fertig machte.

"Redest du von mir?", hörte ich plötzlich eine Stimme hinter mir.

Ich erstarrte und konnte mich erst kaum bewegen. Dann drehte ich mich langsam um und sah ihn. Arun. Er trug lediglich eine Hose und war oberkörperfrei.

Ich wusste, dass dieser Mann muskulös war. Aber dass er so gut gebaut war, konnte ich nicht wissen. Er musste sich gewaschen haben, denn die Tropfen liefen über seine nackte Brust. Auch seine Haare waren feucht und klebten an seiner Stirn.

Ich wusste nicht aus welchem Buch er entsprungen war, aber er sah einfach nur attraktiv aus. So sehr, dass ich ihn anschmachtete und er das bemerkte. Denn zum ersten Mal sah ich ihn lächeln und sein verruchtes Lächeln, brachte mein Herz schneller zum Schlagen.

"Hast du mich nun genug bewundert?"

Ich ging erst gar nicht auf seinen dämlichen Kommentar ein sondern rannte auf ihn zu.
Ich wusste nicht weshalb, aber ich warf mich in seine Arme.

Er schien zuerst verwundert zu sein, aber nach einer kurzen Weile, legte er selbst seine Arme um mich.

"Was ist los? Ist etwas passiert?", fragte er besorgt.

"Ich...ich...es ist nichts."

Er packte mich behutsam an den Schultern und entfernte mich von ihm, sodass er mir nun in meinen verweinten Augen sah.

"Das ist nicht «nichts». Hast du schlecht geträumt?"

Ich schüttelte meinen Kopf und seufzte.

"Ich dachte, dass du weg wärst. Dass du mich allein gelassen hättest."

Er runzelte seine Stirn und fragte: "Wieso hast du das geglaubt?"

"Ich dachte, dass du nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Nun...nachdem du mich gesehen hast."

Bride of Dragon (Arun & Lyanna)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt