Arun war wütend. Ziemlich wütend. Allein die Berühung von Lyanna vermied seine Verwandlung.
Er war nicht wütend darüber, dass Lyanna ihm um den Hals gesprungen war. Tief in seinem Inneren war er sogar ziemlich glücklich darüber, aber zugeben würde er dies nicht.
Er war wütend darüber, dass die kleine Gestalt dachte, er würde sich von ihr abwenden. Wegen einer Narbe. Er war aufgebracht, dass sie dachte, er würde sie hässlich finden.
Wenn er ehrlich war, war sie mit Abstand das schönste Mädchen, welches er gesehen hatte. Nun, man würde vermuten, dass er keine Mädchen kannte, da er den größtenteils seines Lebens in seiner Höhle verbrachte. Aber so war das nicht.
Lyanna war unglaublich attraktiv und er begehrte sie, seitdem er sie das erste Mal erblickte. Ihre wunderschönen grünen Augen, die wie kleine Smaragde funkelten. Ihre bezaubernde Art und Weise, wie sie sprach.
Sie dachte zwar, dass er die Narbe an ihr nicht mochte. Aber er fand sie dadurch nur noch aufreizender. Sie zeichnete Stärke, Mut und Tapferkeit aus und er wusste, dass sie eine Kämpferin war. Immerhin hatte sie nicht aufgegeben. Genau, wie er sie nie aufegeben würde.
"Du bist unglaublich dumm!", sagte Arun plötzlich.
Verärgert versuchte ich mich von ihm zu lösen, aber er hielt mich immer noch fest.
"Lass mich."
"Nein. Ich lasse dich nicht los, bis dir endlich bewusst wird, dass du wunderschön bist!", sagte er aufgebracht.
Meine Augen wurden groß.
Wunderschön? Ich?
"Hör auf damit. Hör auf mich anzulügen."
"Außerdem bist du wahnsinnig stur. Aber das bin ich bereits gewohnt!", lächelte er plötzlich.
"Was ich sagen möchte ist, dass dich diese Brandnarbe um ein vielfaches schöner macht, als du es ohne sie gewesen wärst. Sie zeigt, dass du stark bist. Dass du tapfer bist und eine wahre Kämpferin. Jede Narbe zeigt eine Schlacht an, die man gewonnen hat. Sei stolz drauf."
Ich blickte in seine blauen Augen und war sprachlos. Was sollte ich ihm sagen? Was konnte ich sagen? Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und legte meine Hand auf seine Narbe, die über seinem Augen ging.
"Welche Schlacht hast du gewonnen?", fragte ich ihn.
Er seufzte und antwortete: "Das ist keine Geschichte, die ich dir jetzt erzählen möchte. Wir müssen weiterziehen. Bald wird es anfangen zu schneien und bis dahin müssen wir deine Schwester finden."
...
Ich versuchte mich so gut es ging, durch den Wald zu schlängeln. Aber überall lagen Wurzel auf dem Boden, es war kalt und durch den Nebel sah man kaum etwas.
"Nimm meine Hand!", sagte Arun plötzlich. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass er stehen geblieben war.
Zögernd reichte ich ihm meine Hand und genoss die Wärme, die durch seinen Körper ausging.
"Wie kannst du bei dem Nebel überhaupt etwas sehen?"
"Sagen wir es mal so. Ich habe ein gutes Sehvermögen."
Ich schnaufte langsam und Arun blieb stehen.
"Vielleicht sollten wir eine Pause machen."
"Nein, wir sind erst seit einigen Stunden unterwegs. Wir können eine Pause machen, wenn es dunkel wird."
Arun schüttelte seinen Kopf und sah sich um.
"Da lang. Ich glaube, dass wir dort einen Unterschlupf finden. Es fängt gleich zu regnen an."
"Woher kennst du den Weg?", fragte ich ihn als er mich behutsam in die Richtung lotste.
"Ich kenn mich eben aus."
"Aber hier sieht doch alles gleich aus? Wie kannst du überhaupt etwas erkennen?"
"Vertraust du mir?", stellte er mir plötzlich die Frage.
Vertraue ich ihm?
Mein eigener Vater hatte mich verraten. Meine beste Freundin hatte mich verraten. Das Volk, welches ich immer gesund gepflegt hatte, hatte mich verraten. Wie konnte ich jemanden vertrauen? Wie konnte ich ihn vertrauen? Aber ich tat es.
"Ja. Ich vertraue dir."
Er schenkte mir eines seiner seltenen Lächeln und führte mich in eine Richtung. Etwa eine kurze Zeit später, erreichten wir eine kleine Hütte. Wohlgemerkt, völlig durchnässt.
"Da wohnt doch bestimmt jemand?", murmelte ich leise.
"Nein, sie ist verlassen."
Wir betraten die Hütte und Arun hatte Recht. Hier war lange niemand mehr hier gewesen. Was wohl aus den Besitzern geworden ist?
"Ich mache ein Feuer. Dort hinten ist eine Feuerstelle."
Ich nickte Arun zu und sah mich ein wenig um. Es schien nett hier zu sein. Außerdem freute ich mich darauf, mal in einem Bett zu schlafen, anstatt auf dem Boden.
"Im Schrank sind Kleider."
Ich drehte mich zu Arun um, der mir einige Sachen anbot.
Ich bedankte mich bei ihm und sah mich um. Nun, Privatsphäre würde ich keine haben.
"Ich gehe raus, dann kannst du dich umziehen."
"Es schüttet draußen wie aus Eimern."
"Mach dir um mich keine Sorgen. Ich werde mich nur ein wenig umsehen und komme dann wieder."
Er ließ mich allein und ich beschloss die dreckige und durchnässte Kleidung abzulegen. Ich zog mich bis auf mein Untergewand aus und entfernte meinen Schleier. Den legte ich zum Trocknen neben der Feuerstelle.
Dann stand ich auf und wollte mir gerade die Kleidung überziehen, als plötzlich die Tür aufging.
"Ich wollte-", fing Arun an doch er hörte auf zu reden, als er mich sah.
Dadurch, dass ich fast halbnackt war und meine roten Haare nun zu sehen waren, erschrack ich mich fürchterlich und stolperte nach hinten.
Arun's Augen wurden groß, als er bemerkte, dass ich ins Feuer fallen würde und er rannte auf mich zu.
Schnell packte er mich an meiner Hand und wirbelte mich herum, damit ich nicht ins Feuer fiel.
Wir atmeten beide schwer, als er auf mir lag und sich langsam erhob. Ich musste schlucken. Wir waren uns so nah und seine nasse Kleidung, die an ihm wie eine zweite Haut klebte, war nicht besser als mein kurzes Unterkleid.
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Bride of Dragon (Arun & Lyanna)
ФэнтезиLyanna, eine begabte Heilerin, die zu Tode verurteilt wird, da man sie der Hexerei bezichtigt. Arun, ein gefühlsloser Mensch, der ein Nachfahre des schwarzen Drachen ist. Was passiert, wenn diese beiden Welten aufeinander treffen? Buch 1 am 30.11...