Kapitel 18

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Das ertönende Geräusch schien so endlos, so Nerv tötend, dass Hinata am liebsten wieder aufgelegt hätte.
Immer wieder atmete er tief durch, schloss die Augen, während er im Kopf durchging, was er sagen wollte. Die Nervosität stieg bei jedem Piep, das erklang, und mit jeder Sekunde, die verging, konnte er spüren, wie sein Puls immer höher schlug.

Er bemerkte nicht sofort, dass das Piepen nicht mehr zu hören war und der Anruf offiziell lief.
Erst, als er Geräusche am anderen Ende der Leitung wahrnehmen konnte, realisierte er die Situation - und erschrak zugleich.

Seine Stimme war wie weggeschlagen, sein Atem stockte.

„Shoyo...?"

Hinata schluckte, öffnete die Augen, biss sich auf die Unterlippe, während er spürte, wie diese altbekannte Wut wieder in ihm hochstieg. „Ich hab gesagt, du sollst mich nicht mehr so nennen. Schon vor Ewigkeiten."
„Ja, sorry... Tut mir Leid..." Kageyamas Stimme brach, die Stille legte sich wieder über sie.

„Du hast angerufen?"
Die Antwort dauerte, die Stille war unerträglich.
„Ich hab mir Sorgen gemacht."

Hinata antwortete nichts. Er wollte nichts antworten, jedoch wusste er nicht wieso.

„In dieser Sprachnachricht, da-"
„Hab ich viel gesagt", unterbrach er ihn. Das letzte, das er in diesem Moment wollte, war, über seine depressive Phase zu sprechen, aus der er immer noch nicht ganz herausgekommen war.

Stille.

„Ja, aber... du meintest, dass du noch immer etwas für mich empfindest..."
„Hab ich das je abgestritten?"

Er hörte leises Rascheln, als würde Kageyama mit irgendeinem Papier herumspielen. „Nein", flüsterte er beinahe, so leise sagte er es. „Aber ich dachte es. Ich meine, du warst - oder bist - in einer Beziehung mit Oikawa, dann diese Sache letzte Nacht, mit diesem Typen-"
„Ich war betrunken und in der Manie. Der ist nicht einmal ansatzweise mein Typ, klar?"
„Ja, aber was ist mit Oikawa?"

Hinata rollte mit den Augen. „Was soll mit ihm sein? Er ist ein Mensch, der in Argentinien lebt und dort auch Volleyball spielt, sein Lieblingsessen ist Milchbrot, und-"
„Ich meinte die Sache zwischen euch..."

Stille.

Erneut rollte der Orangehaarige mit den Augen, seufzte dabei. Langsam ging ihm das ganze schon ziemlich auf den Zeiger, weshalb er einmal mehr das Ruder selbst in die Hand nahm. „Ist vorbei. Fernbeziehungen sind nicht so toll", erzählte er.

Kageyama kaufte ihm die Lüge ganz offensichtlich ab, denn wieder wurde es ruhig, und Hinata hatte das Bedürfnis, dieses Gespräch hier und jetzt zu beenden, bevor sein Ex wieder mit seinen Entschuldigungen anfangen würde.

„Sho- Hinata, ich..." Er unterbrach sich, und der Kleinere konnte förmlich vor sich sehen, wie Kageyama sich nun auf die Lippe biss und in der Gegend herum sah, dabei hoffte, dass irgendwo eine Antwort oder Hilfe auftauchen würde. „Es tut mir Leid... Alles. Wirklich. Ich hätte nie dorthin fahren sollen, das-"
„Ich habe wirklich keine Lust, darüber zu reden."
„J-Ja, verständlich, aber... ich wollte dich fragen, ob wir das nicht einfach hinter uns lassen können..."

Hinata zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. „Dein Ernst?", lachte er schon beinahe.
„Ich meine, wir könnten das doch einfach vergessen und neu anfangen."
„Selbst wenn wir das tun würden, das würde niemals wieder dasselbe sein, Kageyama", erklärte er ihm.

Wieder Stille.

„Wahrscheinlich hast du Recht..."

Er hörte ein Seufzen, dann wieder ein Rascheln.

Let my Heart beat for you - KageHinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt