Akt 2 | Kapitel 19

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Achtung

Enthält Spoiler zu "When Fate plays with your Heart"

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2021

In dem kleinen Zimmer war es still.
Normalerweise würde man an dieser Stelle davon erzählen, wie die Uhr ihre Takte tickte oder irgendeine Person irgendein Geräusch verursachte.
Doch nicht in diesem Fall - in dem Raum, in dem Hinata sich befand, herrschte eine Definition von Stille, die er im Alltag nie erlebte.
Sein Blick war auf den Boden gerichtet, auf dem ein heller Teppich ausgelegt war. Neben ihm befand sich ein kleiner Tisch, auf dem ein Glas Wasser stand.
Immer noch schweigend nahm er es sich, trank einen Schluck, während der gegenübersitzende Mann ihn anstarrte, als stünde er unter Dauerbeobachtung.

Stand er in gewisser Weise auch.

Irgendwann hörte er den Mann seufzen, dann klickte er mit seinem Kugelschreiber, notierte sich etwas.
Hinata wollte gar nicht wissen, was es war.

„Schauen Sie...", sagte er, doch Hinata sah nicht von dem Punkt, der seine vollste Aufmerksamkeit genoss, weg. „Sie können von mir aus diese ganzen Sechzig Minuten schweigen, aber ich werde Ihnen dann nicht weiterhelfen können."
„Okay. Ich brauche sowieso keine Hilfe."
„Wieso sind Sie dann hier?"

Der Orangehaarige sah auf, starrte ihn ungläubig an. „Uhm... naja..." Er zuckte ironisch die Schultern. „Ich bin Vierundzwanzig. Und ich wurde hier von meiner Mutter hergeschickt, weil sie meint, dass es so nicht weitergehen kann. Denken Sie ernsthaft, dass ich eine Wahl hatte?"
„Ich will Ihnen bloß helfen."
„Ich brauche keine Hilfe. Ich lebe seit fast Sieben Jahren damit. Ich komm zurecht", erklärte er, hob die Schultern, lehnte sich im Ledersessel zurück.
„So sehe ich das nicht."
„Okay. Und?"

Der Mann atmete leise durch, dann sah er durch seine - größtenteils unbeschriebenen - Notizen. „Sie hatten innerhalb dieser Zeitspanne, die Sie gerade nannten, zwei Suizidversuche. Wie es aussieht, wollen Sie auch nicht, dass man Ihnen hilft... Und-"
„Mir geht es gut!"
„Sie können so nicht leben, Hinata. Sie durchleben einen durchgehenden Wechsel zwischen drei Seiten, und jedes Mal sind Sie mit Glück davon gekommen. Ich muss Sie allein wegen diesen Fakten als suizidgefährdet einstufen, und wenn Sie mit mir nicht bald reden, kann es sein, dass Sie beim nächsten Mal direkt in eine Klinik kommen." Er beugte sich etwas vor, platzierte die Hände auf seinem Klammbrett. „Es wäre das Beste, wenn es gar nicht so weit käme", fügte er hinzu. „Aber Sie haben bis jetzt, soweit ich das verstanden habe, mit niemandem darüber geredet, bis auf-"
„Jaja. Verstanden."

Der Therapeut sah ihn wieder an, nickte - wieso auch immer. „Als Sie das erste Mal vor Sechs Jahren hier waren, da habe ich Sie gefragt, was Dinge oder wer Personen sind, die Ihnen Mut geben, weiterzumachen. Erinnern Sie sich daran?"
„Mhm."
„Damals-"
„Ich weiß, was ich damals gesagt habe."
„Sie sagten, dass neben Ihrer Schwester Ihr damaliger Freund Ihnen ziemlich wichtig wäre."
Hinata seufzte, strich sich durch die orangenen Haare, während er sich aufrecht setzte und die Ellenbogen auf den Knien abstützte.

„Sie hatten einen ziemlich großen Streit, nicht wahr?", fragte er.

Eine Zeitlang schwieg der Wing Spiker wieder, dann nickte er, während er hinüber zu der Topfpflanze starrte, die sich auf der anderen Wandseite befand.

„Und...?", sagte er leise.
„Reden Sie darüber. Wieso sind Sie wütend?"

Hinata sah wieder zu ihm. „Weil er mich hintergangen hat."
„Wie sind Sie darauf gekommen?"
„Foto. Artikel. Zeitung. Nachrichten. News. Fernsehen. Insta. Es war überall", erklärte er.
„Das meinte ich nicht", sagte der Therapeut, notierte sich dann etwas. „Ich meine, wie sind Sie auf den Gedanken gekommen, dass es wahr ist?"

Let my Heart beat for you - KageHinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt