~ Kapitel 11: Ich und die Feinde ~

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Je tiefer ich in den Wald fliege, umso dunkler und nebeliger wird es. Hier ist es schon ein wenig unheimlich. Aber da ich keine Angst vor der Dunkelheit habe, kann ich Ruhe bewahren. Noch...

Ich weiche den Bäumen aus, fliege, fliege und fliege. Doch nichts passiert in der Stille. Bis ich eine Stimme ganz weit von mir entfernt höre. Es klingt wie das Singen einer Sirene.

Zumindest wird es in den Büchern wie ein Lied ohne Worte, sondern nur mit himmlischen Tönen beschrieben. Gefährlich sollen sie angeblich nur für die Ohren junger Männer sein, doch Frauen sind ihnen auch schon zum Opfer gefallen.

Ich sollte das mal auschecken. Nicht, dass noch einer gefressen wird oder so. Ich mache mich geschwind auf den Weg zur Quelle des Gesangs.

Ich sehe das Wasser eines See im fahlen Licht glitzern. Hier irgendwo muss die Sirene sitzen. Doch wo genau, kann ich nicht erkennen.

Ich lande auf dem Boden und schaue mich um. „LAAAAAHAAAaaaaHAAAAA!", singt die Sirene mit langen schwarzen Haaren, die auf einem Felsen thront.

Sie hört auf und fangt an zu husten. „UUUUGH!", würgt sie und reibt sich den Hals. „Scheiße. Dieser Singsang macht noch meinen Hals kaputt", murmelt sie. Ihre Stimme ist tiefer, als ich gedacht hätte. Ich trete näher an sie heran. Und trete auf einen Stock, der zerbricht. Fuuuuuuuck...

Die Sirene dreht ihren Kopf zu mir und sieht mir direkt ins Gesicht. „Sup?", fragt sie. „Äh... HIIIIII, ich wollte dich eigentlich... gar nicht stören oder so-...!" „Kein Problem, Sis. Du bist for real die erste Person, die mich nicht einfach anlabert. Du da, du siehst so gut aus! Du da, lass mich dich heiraten! Du da hier, du da da. Ich habe NIE meine Ruhe. Mal abgesehen davon ist mein Name fucking Jonny, und nicht „du da"! Und ich WEIß, dass ich absolut ✨fabulous✨ bin", fängt Jonny zu reden. Okay.

„Girl, man hat mich gefangen genommen! Mich aus von meinem wunderbaren Freund und Zuhause getrennt. Jetzt darf ich wahrscheinlich für immer in diesem... LOCH hocken und mir meine Seele raussingen! Wenn ich Glück habe, kriege ich irgendein Virus, der mich umbringt oder so. Ich will nicht mehr!", jammert er.

„Äh... Das tut mir ja wirklich leid, aber ich muss dringend weiter..." „NEIN! BLEIB HIER!", fleht er mich an und kriecht von dem Felsen runter.

„I-Ich habe auch was für dich! Warte, wo ist das... Ah, hier!", sagt er und holt einen blauen Stein hervor und drückt ihn mir in die Hand.

„Das ist ein Wunschstein. Er erfüllt dir alles. Zumindest alles, was die Zukunft nicht stark beeinflussen würde", erklärt er mir. „Bitte bleibe noch... drei Minuten. Das reicht. Seit Jahren habe ich niemanden gesehen", berichtet er mir traurig.

Ich überlege ein wenig. „Funktioniert das wirklich?", frage ich ihn. „Ja, klar!", antwortet er nickend. „Aber warum hat's du ihn nicht selber genutzt, um zu deinem Freund zu kommen?" „Mädchen, könnte ich ihn für eigene Bedürfnisse benutzen, wäre ich gar nicht mehr hier", antwortet er.

„Ah, verstehe. Dann wünsche ich mir-..." „Überlege es dir gut! Du kannst das Gewünschte nicht mehr zurücknehmen", warnt der mich. „'Kay. Dann wünsche ich mir, dass du wieder mit deinem Freund vereint bist", spreche ich meinen Gedanken aus.

Jonny sieht mich mit großen Augen an und löst sich in Luft auf. Ich lächle. Hoffentlich hat es funktioniert und er ist wohlauf. Der Stein ist ebenfalls verschwunden.

Ich spüre, dass der Boden im Takt ein bisschen bebt. Es wird immer heftiger. Ich schaue mich erschrocken um. Was ist das?! Ich breite wieder meine Flügel aus und erhebe mich in die Lüfte.

Gerade noch rechtzeitig, denn wäre ich nicht jetzt gerade abgehoben, hätte mich ein Titan der 5-Meter-Klasse vielleicht erwischt.

„Memschleiiin, bleib hier", sagt er mit einem traurigen Gesicht. Mein Herz rast schnell. Scheiße ist das unheimlich! Am besten berühre ich den Boden gar nicht mehr, sonst werde ich noch aus dem Hinterhalt angegriffen.

„... müsst ihr töten und nebenbei noch die Wanderer retten..." Kacke, ich muss da wieder hin? Da trifft mich ein Gedanke wie ein Blitz.

Was ist, wenn nicht alle Monster so böse sind, wie jeder denkt? Jonny ist schließlich auch eine menschenfressende Sirene, doch er hat mir keinerlei Schaden zufügen wollen. Das heißt ja, dass hier auch gute Wesen rumlaufen!

Das ist natürlich nur eine Vermutung. Um mich ein wenig zu vergewissern, fliege ich wieder zu dem See, wo der Titan nun rumhockt und nichts tut.

Ich lande direkt vor ihm. Er grinst mich breit an. „Menschlein, du bist wieder da. Ein schöner Tag heute, nicht wahr?", fragt er mich heiter. „Ja... Wie lange läufst du schon in diesem Wald rum?" „Ääääääääh..." „Verstehe, sehr lange also. Haben sie dich gefangen und hier hin gebracht?" „Sie hatten Schokoriegel, okay! Keiner kann seinen Lieblingssnacks widerstehen!"

Ich seufze. Die haben also wirklich unschuldige und freundliche Wesen hier hin entführt... „Okay. Danke fürs Gespräch. Ich muss jetzt weiter, sorry", entschuldige ich mich und will schon wieder wegfliegen.

„Warte, Menschlein. Da draußen gibt es nicht nur gute, sondern auch blutrünstige „Monster" wie mich und Jonny. Pass auf dich auf", warnt er mich. „Mach ich", erwidere ich darauf und hebe ab.

Ich fliege noch gar nicht lange, da höre ich jemanden schreien. „OH MEIN GOTT! VERDAMMT! LASS MICH LOS!" Ist das... Marco?!

Ich beschleunige mein Tempo. Hoffentlich komme ich nicht zu spät! Ich sehe, dass ein sehr großer Kannibale Marco mit seinen Klauen festhält. „Ja, weine weiter! Tränen salzen die Haut gut!", zischelt es hungrig und leckt sich mit seiner langen Zunge über die nicht vorhandenen Lippen. Dieser Kannibale ist definitiv NICHT freundlich.

Er bemerkt mich nicht, weshalb ich ihm ohne Probleme den Kopf abhacken kann. Sein gräuliches stinkendes Blut spritzt mir ins Gesicht. Ich wische es mir ab und fange den fallenden Marco auf. Als ich lande, setze ich ihn ab.

„(V/N)! Oh Gott, oh Gott, oh Gott! (V/N), s-sie sind ÜBERALL! Nicht nur auf dem Boden, sondern auch in den Bäumen! Auch in der L-LUFT!" Sein Atem ist ungleichmäßig und die Augen weit aufgerissen.

„Marco! Was ist los?", fragt Jean, der auf und zugeflogen kommt, ihn. „Jean! Gott sei Dank, du lebst noch!", ruft Marco erleichtert aus. „(V/N). was ist passiert?", will er wissen.

„Dieser Kannibale hat deinen Freund geschnappt und war dabei ihn zu fressen", berichte ich ihm. „Am besten bleibt ihr beiden zusammen. Dann könnt ihr euch im Notfall helfen", schlage ich ihnen vor.

„Und was ist mit dir? Kommst du alleine klar?" „Ja. Passt auf euch auf", verabschiede ich mich und will wieder verschwinden. Doch Marco hält mich am Arm fest.

„(V/N). Danke, dass du mich gerettet hast. Aber wegen mir hättest du dich nicht in Gefahr begeben müssen", bedankt er sich und wischt sich die letzte Träne weg.

„Kein Problem, Marco. Aber in diesem Moment ist es sehr wichtig, sich zu unterstützen. Nur gemeinsam können wir den Feind besiegen", erwidere ich darauf und mache mich davon. „(V/N)!", ruft Jean mir noch hinterher, doch ich dreh mich nicht nochmal um.

Levi x fem!Reader - Wie mir das Böse die Augen öffnete (Fantasy A.U)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt