Part 1

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Es war verrückt. Die ganze Aktion war so spontan und so bescheuert, dass Mia nicht nur einmal unkontrolliert anfing zu kichern. Los ging es schon im Flugzeug, wo sie hoch über den Wolken am Fenster saß, mit Kopfhörern auf den Ohren, und versuchte mit einer Hand vor dem Mund ihr Giggeln zu unterdrücken. Der ältere Herr auf dem Sitzplatz neben ihr sah irritiert zu ihr herüber, sagte jedoch nichts. Nach der Landung betrat sie das große Flughafengelände, ließ sich von der Menge treiben und suchte dann nach dem Café, in dem Hannah warten wollte, da ihr Flugzeug schon anderthalb Stunden vorher gelandet war. Als die beiden jungen Frauen sich gegenseitig entdeckten, liefen sie aufeinander zu und tanzten mehrmals im Kreis umher. Sie lachten bestimmt fünf Minuten, weil sie sich so freuten, einander zu sehen. Sie machten sich direkt auf den Weg zur Konzerthalle, an der trotz der frühen Tageszeit schon circa zehn Mädels in ihrem Alter warteten. Normalerweise würde Mia nie so früh zu einem Konzert anreisen, aber sie hatten eine Mission: Sie mussten in der ersten Reihe stehen und ihre besten Freunde aus Italien auf sich aufmerksam machen. Und es hat geklappt. Es dauerte etwas, aber nach circa der Hälfte des Konzerts, als es aufgrund einer technischen Panne an einer der Boxen eine fünfminütige Pause gab, erkannte Vic die beiden Mädels und rastete fast aus vor Freude.

Die Halle war so groß, dass die nächste halbe Stunde nach Konzertende nicht einmal daran zu denken war, dass sie den Ausgang erreichen konnten, daher lehnten sich die beiden Mädels zunächst an das Absperrgitter und beobachteten die Backliner, wie sie die Bühne aufräumten, während sie miteinander quatschten. Nach einiger Zeit kam ein Security-Mitarbeiter, Typ Schrank mit bösem Blick, auf die Beiden zu und sprach sie mit deren Namen an. Und jetzt standen sie hier im Backstage-Bereich vor der Tür des Gemeinschaftsraumes der Band.

Ohne groß nachzudenken sparte Hannah sich das Klopfen an der Tür und stürmte direkt in den Raum, dicht gefolgt von Mia. Ehe sie sich versah, hatte Vic beide kreischend in die Arme geschlossen.

„Wow, das hat ja schnell geklappt. Thomas meinte noch, es sei etwas leichtsinnig, den Security einfach so loszuschicken. Er hatte Angst, dass hier gleich zwei völlig fremde und wildgewordene Fans im Backstage stehen." Vics Lachen war wie damals sofort ansteckend.

„Ach, Thomas", meinten Hannah und Mia gleichzeitig und prusteten wieder los.

Hannah und Vic waren direkt in ein Gespräch vertieft, während Mia sich in dem geräumigen Zimmer umschaute. Der Drummer der Band, Ethan, stand telefonierend am Fenster und hatte den Tumult nur am Rande mitbekommen. In einem angrenzenden Raum stand die Tür halb offen und Mia meinte Thomas von hinten erkennen zu können, der sich gerade ein graues Shirt über zog und dann aus ihrem Sichtfeld verschwand. Stattdessen kam Damiano aus der Tür, die er zuvor ganz geöffnet hatte.

Und da stand er nun vor ihr. Mia war kurz abgelenkt von seinem Aussehen, denn wie er mit nassen Haaren und oberkörperfrei im Raum stand, konnte man schnell auf nicht ganz jugendfreie Gedanken kommen. Aber die Wiedersehensfreude überwog dann doch.

„Dami!", rief Mia aus und rannte auf den Sänger zu.

„Mimi!" Er zog sie in eine feste Umarmung, hob sie hoch und wirbelte sie einmal herum.

Mimi. Diesen Namen hatte sie ewig nicht mehr gehört. Mimi war der Spitzname, den sich Vic damals für sie überlegt hatte. Zwar war Mia der Meinung, dass ihr Name kurz genug und ein Spitzname, der länger als der eigentliche Name war, relativ sinnlos war, aber Vic ließ sich nicht davon abbringen. Es dauerte nur wenige Tage, da hatte jeder aus ihrer italienischen Klasse den Namen übernommen. Zurück in Deutschland war sie aber wieder Mia, Mimi ist damals sozusagen in Rom geblieben. Deshalb fühlte es sich irgendwie auch ein wenig wie nach Hause kommen an, als Damiano sie nach sieben Jahren direkt bei ihrem Spitznamen nannte.

REBEL REBEL - Eine Damiano David FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt