2. Erwacht

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Ein dunkler Ort, nur von vereinzelten Kerzen erhellt. Man kann die Umrisse eines alten zerfallenen Schreines erkennen. Es regnet und auf dem Boden haben sich schon mehrere große Pfützen gebildet. Der Regen prasselt erbarmungslos auf mich nieder und durchnässt meine Klamotten. Mit leeren Augen blicke ich die steilen Treppen an, die hoch in einen finsteren Schrein führen. Wie besessen fange ich an zu lachen. Ich kann ganz deutlich diese mächtige und furchteinflössende Aura spüren. Die Panik ergreift mich, als ein tiefes dunkles Knurren den Boden zu beben bringt. Das irre Grinsen hat sich in meinem Gesicht festgesetzt. Es ist wieder dasselbe.

„Komm! KOMM DOCH, DU FEIGLING!", wütend brülle ich so laut ich nur kann. Ich kann sehen wie die Aura gefährlich aufflammt. Ich will weg, ich muss aufwachen! Verzweifelt zwicke ich in meinen linken Unterarm. „Wach auf! Wach auf! WACH AUF!". Mein Körper fühlt sich an, als ob er verbrennen würde. Vor mir glüht die Luft. Mein Atem beschleunigt sich. Der Regen verdunstet und bildet Nebelschwaden. Durch den dicken Nebel kann ich die Bestie nur schwach erkennen. Sie ist nah. Ab und zu kann man blaue Flammen aufflimmern sehen. Die bernsteinfarben Augen hell erleuchtet. Den Gestank eines sich öffnenden Mauls beißt sich in meine Nase. Die Angst erschüttert mich bis ins Mark. „WACH AUUUUUFF!".

Geschockt reiße ich meine Augen auf, mein Atem geht schnell. Ich habe das Gefühl, als ob ich keine Luft mehr bekommen würde. Panisch stürme ich aus meinem Bett und reiße das Fenster auf. Kalte Nachtluft bläst mir entgegen. Meine Atmung beruhigt sich langsam. Meine Hände sind am Fenstersims festgekrallt, erschöpft lasse ich mich langsam zu Boden gleiten. „Ich kann nicht mehr...". Seufzend lehne ich mich an der Wand an und fasse mir an meine Halsschlagader. Ich spüre meinen schnellen Puls und noch immer das Gefühl, als ob ich von Innen verbrennen würde. Zitternd atme ich ein und aus. Langsam rappel ich mich auf und schlürfe aus dem Zimmer. Meine Beine führen mich Richtung Badezimmer. Ich öffne den Wasserhahn und spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht. Ich fasse nach meinem Handtuch und presse mein Gesicht in den weichen Stoff. Bevor ich daran ersticke lege ich das Handtuch auf die Seite und blicke in den Spiegel. Ich erkenne mich selbst nicht mehr. Weiß nicht, wer mich da gerade anschaut. Es ist so surreal.

Ich verlasse das Bad und mache kurzen Prozess. Ich Streife mir meine Jacke über und ziehe mir meine Schuhe an. Mir vollkommen egal, dass ich mit meinem Pyjama auf die Straße gehe. Ein kalter Nieselregen begrüßt mich und schneidender Wind peitscht um mein Gesicht. Man merkt, das wir mitten im Herbst sind. Zitternd laufe ich schnellen Schrittes durch die dunklen Straßen Tokyos. Ich vermeide mit Absicht die belebten Party- und Restaurantmeilen. Mein Weg führt mich durch mehrere Gassen. Ein mulmiges Gefühl bildet sich in meinem Bauch.

Panisch schaue ich mich in der Gasse um. Wie ein Tier hebe ich meinen Kopf leicht hoch und schnuppere. Ich zucke zusammen und halte mir geschockt meine Nase. „Was zum...Ich bin doch kein Tier!". Wild schüttel ich meinen Kopf hin und her, in der Hoffnung, dass alles wieder normal wird. In meinem Augenwinkel flackert etwas auf. Irritiert blicke ich in die Richtung. Schwach kann ich etwas braunfarbiges erkennen. Eine Gänsehaut überzieht meinen Körper. Alle meine Gehirnzellen schreien geradezu danach wegzulaufen. Wie versteinert bleibe ich an Ort und Stelle. Diese Braune Masse scheint sich zu bewegen und meine Richtung anzusteuern. Meine Nase zuckt. Es stinkt nach Mordlust. „Woher...? Was ist nur los mit mir?!", verzweifelt halte ich meinen Kopf fest und sinke in die Knie. Selbst mit geschlossenen Augen kann ich dieses Braune Etwas erkennen. Ein unglaublich stechender Schmerz durchzuckt meinen Kopf. Die Hitze kehrt in meinen Körper zurück. Ich höre einen wiederlichen Schrei. Keinen menschlichen. Das Ding muss direkt neben mir sein.

Töte es".

Eine tiefe Stimme hallt in meinem Kopf. Hysterisch atme ich laut durch den Mund. Der Gestank des braunen Dinges dringt in meine Nase. Die Stimme wird immer lauter.

Lass uns den Fluch töten, aufschlitzen, es in seinem eigenen Blut baden!"

„Halt... den Mund...!", keuchend kralle ich meine Finger in meine Haare. Das Verlangen zu töten wird stärker. Die Luft wird immer dicker und meine Haut glüht. Ich kann das Ding neben mir murren hören.

Töte es! Töte es! LASS ES UNS TÖTEN! LOS...-".

„Töte... Ich bring dich um", leise lachend lasse ich die Stimme in meinem Kopf siegen. Ich rappel mich langsam auf, das irre Grinsen in mein Gesicht gemeißelt. Meine Sicht ist anders, ich sehe ein undefinierbares Monster vor mir, welches von diesem Braunton umgeben ist. Ich starre das Wesen vor mir stumm an. Mann kann keine richtige Form erkennen, es ist einfach ein Beulenartiges Etwas mit mehreren Augen. „E-Ein Men-sch... Nein... Ei-n Ar-tgeno-sse...?", die Stimme des Ungetüms klingt wie einErtrinkender. Eine Lunge, die sich mit Unmengen an Wasser gefühlt hat und sich noch verzweifelt an den restlich Sauerstoffreserven klammert.

Schweratmend gehe ich auf das Monster zu. Mein ganzer Körper erzittert, fühlt sich so unglaublich mächtig. Meine Hand hebt sich wie von selbst und eine grauenhafte Schadenfreude breitet sich in mir aus. „Verbrenne im Fuchsfeuer", flüster ich. Loderndes blaues Feuer. Ein wiederlich gequältes Schreien. Diese unerträgliche Hitze. Das dunkle Lachen in meinem Kopf. Die Kopfschmerzen nehmen überhand, ich merke wie meine Sicht immer schärfer wird. Die vorher blass braune Umhüllung des Monsters wird kräftiger und gerät aus den Fugen. Man kann in diesem Braunton förmlich den Tod sehen. Das Monster geht zugrunde. Mein Lächeln wie weggewischt, starre ich geschockt auf den Fleck, wo zuvor das sterbende Monster seinen letzten Atemzug genommen hat.

„Was habe ich...", geschockt fasse ich mir an den Kopf. In diesem herrscht nur noch gähnende Leere. Keine Spur mehr von dieser gehässig bösartigen Stimme, die mir den Verstand geraubt hat. Die Bilder des Ungetüms tauchen vor meinem inneren Auge auf. Ich kann mich mit einer schrecklich verzogenen Fratze erkennen, die über den Anblick erfreut scheint. Kraftlos lasse ich mich auf den Boden fallen. Die Kälte wird mir erst jetzt wieder bewusst, während der zunehmende Regen meine Klamotten komplett durchnässt. Müde blicke ich hoch in den Himmel. „Wer bin ich...?"

Im Bann des Fuchses (Gojō Satoru x Oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt