11. Option

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Eine Kurzschlussreaktion. Ich weiß nicht, was mir in diesem Moment durch den Kopf ging. Eigentlich sollte ich erleichtert sein, dass dieser Fluch entsorgt wurde. Trotzdem bildete sich ein ungutes Gefühl in meiner Magengegend und alles in mir schrie 'Renn!'. Mein Körper wurde von Adrenalin durchschüttet und wie ein aufgeschrecktes Reh sprang ich auf meine Beine und versuchte an dem Mann vorbei zu sprinten.  Was er in diesem Moment von mir dachte? Keine Ahnung. Ich habe mich nur auf die Tür konzentriert. Die Tür, die mich in die Freiheit hätte bringen können.

Eine Kurzschlussreaktion, die ich bereuen werde. Ich kann mich nicht mehr an vieles erinnern. Das mysteriöse Lächeln des Weißhaarigen und der Geruch, der von ihm ausging. Sowie ein starker Schmerz im Nacken, bevor ich das Bewusstsein verloren habe. Schwach konnte ich noch die flackernde Seele des großgewachsenen Mannes neben mir spüren. Sie begleitete mich geduldig in die Dunkelheit, bis sie erlosch.

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Die vertraute Dunkelheit umhüllt mich. Mein Körper schmerzt. Das Bedürfnis groß mich einfach nur noch ins Bett zu legen. Meine Augen flattern leicht. Es kostet mich große Anstrengung sie endlich öffnen zu können. Die letzten Wochen haben ihren Tribut gefordert. Mit zusammengekniffenen Augen versuche ich zu erkennen, wo ich bin. Das gedämmte Licht hilft mir nicht dabei. Langsam kann ich ganz viele weißen Zettel erkennen. Erschöpft versuche ich zu erkennen, was darauf geschrieben steht. „Endlich wach, Netsune?".

Dumpf erreicht die Stimme meine Ohren. Irritiert hebe ich meinen schmerzenden Kopf. Entspannt sitzt er mir gegenüber auf einem weiteren Stuhl und lächelt mich an. Seufzend lasse ich meinen Kopf wieder hängen. „Warum so deprimiert? Oder hast du Hunger?", amüsiert redet er drauf los. „Wo...bin ich". Meine Stimme krächzend. Alles kommt mir ausgetrocknet vor. „Hm... In einer Schule!". Ich hebe meinen Kopf leicht und blicke ihn entgeistert an. Der Weißhaarige hebt seine linke Hand und zeigt mir zwei Finger. „Kommen wir doch gleich zur Sache! Du hast zwei Optionen. Erstens: Du wirst noch heute hingerichtet werden". Diese Option klingt nicht gerade prickelnd. Mit ernstem Gesichtsausdruck fährt er fort. „Oder zweitens: Du erzählt mir jede Kleinigkeit was diesen Fuchs angeht und ich werde dir ein bisschen helfen... Sind doch tolle Optionen, nicht wahr?", zufrieden klatscht er zwei mal in die Hände.

Erschöpft schließe ich meine Augen. Mein Blick fällt auf meine Beine. Die Klamotten dreckig und etwas zerrissen. Sie entsprechen meinen Gefühlszustand. In meinen Gedanken gehe ich nochmal alles durch. Mir wird nichts anderes übrig bleiben ihm alles zu erzählen. Aber kann ich ihm vertrauen? Werde ich wirklich mit dem Leben davon kommen, wenn ich ihm alles erzählt habe? Er wirkt so, als ob er sich schon sicher ist, dass ich nachgeben werde.

Er ist bestimmt auch nicht mehr normal im Kopf. Ihn zu verärgern wird nicht gut ausgehen, das sagen mir meine Instinkte. Seufzend hebe ich meinen Kopf und blicke in sein vermummtes Gesicht. „Warum Netsune?". Warum ich das Frage? Keine Ahnung. Es ist mir gerade nur im Kopf rumgegeistert. Vielleicht will ich damit auch nur Zeit schinden. „Hä, gefällt dir der Name so gut?“, amüsiert lehnt sich Satoru im Stuhl etwas zurück. „Netsune ist eine Mischung aus Neko und Kitsune, außerdem heißt es auch 'es ist heiß', wenn man die Wörter an der richtigen Stelle trennt! Du weißt schon, wegen deinem Fuchsfeuer! Ich hab mir richtig Mühe gegeben!".

Überfordert starre ich den Mann an. Er wirkt wie ein kleines glückliches Kind, das den Sinn eines Wortes erkannt hat und dafür gelobt wurde. In diesem Moment ist alles Bedrohliche von ihm gewichen. Ein kleines Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen. Gefährlich, wie unberechenbar dieser Mann zu sein scheint.

„Ich weiß nicht, wie es passiert ist...", meine Stimme ist leise, fast ein Flüstern. Trotzdem reicht es aus, dass die gesamte Aufmerksamkeit des Weißhaarigen auf mir liegt. „Es hat plötzlich mit diesen merkwürdigen Albträumen angefangen. Jeden Tag aufs neue, hatte ich immer den selben Traum. Ich lief unendlich lang in purer Finsternis. Hinter mir eine gefährliche und einschüchternde Aura, die mich verfolgte. Irgendwann verschwand plötzlich der Boden unter mir und ich fiel", gespannt hört mir Satoru zu. Mein Körper wird vom Zittern übermannt.

Allein an diesen Traum zu denken, löst ein ungutes Gefühl in mir aus. Den dicken Kloß im Hals runterschluckend, fahre ich fort. „Ich landete mit starkem Aufprall auf einem Boden, spürte Regentropfen die auf mich niederprasselten. Ich war umgeben von einem düsteren Wald, aus denen die verschiedensten Stimmen mir etwas zuflüsterten. Ein starker Wind kam auf und führte mich zu einem alten Schrein. Er war herabgekommen und vermodert. Aus dem großen Eingangstor konnte ich mehrere Auren spüren, die einen mehr, die anderen weniger gefährlich. Nur eine stach raus, die sich mir immer mehr näherte. Die Mordlust war enorm, hat mich auf den Boden gezwängt. Ich hörte ein markerschütterndes Brüllen und hatte nur noch höllische Schmerzen...Normalerweise wachte ich danach immer auf und konnte an Schlaf gar nicht mehr denken".

Im Bann des Fuchses (Gojō Satoru x Oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt