16. In Angesicht des Rektors

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Ich bin glücklich. Richtig glücklich. Das Lächeln will mir nicht mehr von den Lippen weichen und ein Kribbeln breitet sich in meinem Körper aus. Ich habe schon wieder vollkommen vergessen wie gut sich das anfühlt. Das Gefühl von vielen kleinen warmen Wassertropfen, die auf der Haut abperlen. Es ist, als würde eine unsichtbare Last von meinen Schultern weggespült werden. Der ganze Dreck der letzten Tage wird weggewaschen.

Ein zufriedenes Seufzen kann ich nicht unterdrücken. Ich habe mich lange nicht mehr so entspannt gefühlt. Zufrieden betrachte ich das Wasser, welches im Abflussrohr verschwindet. Wie es von dunkelgrau immer klarer zu werden scheint. Mein Körper erlangt wieder eine normale Temperatur. „Ich bin im Himmel...", ich will nie wieder raus. Die Wasserperlen wirken auf mich beruhigend, wie ein Schutzschild, das mich von der Außenwelt abschirmt. Selbst das brennen meiner Schürfwunden stört mich nicht.

Meine Muskeln entspannen sich. Vorsichtig öffne ich meine Augen und blicke zu den Hygieneprodukten. Sollte ich? Ich schüttel meinen Kopf. Nein. Es gehört nicht mir. Es reicht, wenn ich mich mit dem Wasser abdusche. Nachdenklich nehme ich eine nasse Strähne meiner Haare in die Hand. Sie fühlt sich strohig und verfilzt an. Nachdenklich beiße ich mir auf die Lippe. Es wird bestimmt niemand herausfinden, wenn ich ein bisschen Shampoo borge.

Vorsichtig greife ich nach der Flasche und öffne sie mit einem lauten Klack. Zufrieden nehm ich mir eine Portion und fahre durch meine Haare. Der frische Duft des Shampoos erfüllt die Luft. „Jetzt fühl ich mich endlich sauber...".

Ich verharre kurz in der Bewegung. Für einen kurzen Augenblick kam es mir so vor, als ob meine linke Hand wärmer geworden wäre. Vorsichtig wasche ich mir das Shampoo aus den Haaren. Ob ich mir das eingebildet habe? Nachdenklich starre ich meine Hand an. Sie sieht aus wie immer, aber was erwarte ich auch? Das meine Hand plötzlich zu einer Klaue mutiert? Ein kleines Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen. Bescheuert. Ich werde schon übervorsichtig.

„Regel Nr. 2: Hinterfrage alles und jeden. Du kannst in diesen Zeiten niemanden mehr trauen. Jeder kleinste Fehler kann fatale Folgen für dich haben"

Die Worte von Kuzunoha kommen mir erneut in den Sinn. Ob ich ihr wirklich vertrauen kann? Kann ich überhaupt irgendjemanden vertrauen?
Nachdenklich drehe ich den Wasserhahn zu. Ich sollte nicht zu viel darüber nachdenken. Kopfschüttelnd steige ich aus der Dusche. Ich greife nach dem großen Handtuch, das bereits auf mich wartet. Meine Augen weiten sich vor Schreck. Meine Hand steht in Flammen und das Handtuch mit dazu. „Shit..!", leise fluchend schmeiße ich das fackelnde Handtuch in die Dusche. Panisch drehe ich das Wasser auf und halte meine linke Hand mit unter den Wasserstrahl. Es zischt laut, Rauch steigt im Raum auf. Mein Herz rast. Ungläubig ziehe ich meine Hand aus dem Wasserstrahl. Die blauen Flammen züngeln ungestört an meiner Hand ihren Weg entlang.

~•~•~•~

„Ich kauf dir ein neues Handtuch und das Waschbecken und den Spiegel ersetze ich dir auch!". „Wie gesagt, das brauchst du nicht". Seit guten 10 Minuten laufe ich neben dem großen Mann her und diskutiere mit ihm. Es war eine unangenehme Situation. Ich, wie ich panisch versucht hatte die Flammen durchs Wedeln meiner Hand auszubekommen und Satoru, der nachgeschaut hatte, warum sein Bad in Brand steckte.

„Trotzdem schade, dass du ausgerechnet mein Lieblingshandtuch verbrennen musstest...", schmollend blickt Satoru auf mich herab. „Urgh...", von Schuldgefühlen geplagt blicke ich zur Seite.

„Anderes Thema, wie werden wir gleich vorgehen?". Nachdenklich blickt der weißhaarige in den Himmel. Es ist ein sonniger Tag und kaum Wolken sind zu sehen. „Gute Frage. Improvisier einfach! Ich glaub an dich!", grinsend blickt Satoru zu mir. Also liegt doch wieder alles an mir. Innerlich seufzend wandert mein Blick auch in den Himmel. In letzter Zeit hat es oft geregnet. So merkwürdig es auch klingt, aber ich vermisse den Regen.

„Achja, außerdem wird es zu Planänderungen kommen". Aus meinen Gedanken gerissen starre ich ihn irritiert an. „Was meinst du damit?". Die Lage nicht ganz begreifend. Auf seinem Gesicht sind keine Emotionen erkennbar. Nur ein Hauch Bitterkeit aus seiner Stimme entnehmbar.

„Den Rest erklär ich dir später. Ich habe bereits mit Yaga gesprochen und alles wichtige geklärt. Er will dich nur noch persönlich kennenlernen". Stumm trotte ich dem großen Mann hinterher. Ich wusste es. Die ganze Angelegenheit wird nur komplizierter. Wir betreten eine abgedunkelte Halle. Vereinzelt brennen an manchen Stellen Kerzen vor sich her. Ich bleibe irritiert stehen, als ich einen breitgebauten Mann, auf dem Boden sitzend, erkennen kann.

Er ist umringt von Stofftieren, die Schatten umranden unheimlich seine Gesichtszüge. Gänsehaut breitet sich an meinen Armen aus. Ich hätte normalerweise Angst vor solchen Menschen ... Mein Blick wandert schräg zur Seite. Die Stofftiere lassen ihn allerdings weniger gefährlich aussehen. Ich setze mich wieder in Bewegung und schließe zu Satoru auf. Der Direktor, der mich an einen Biker erinnert, blickt langsam zu uns auf. „Da seid ihr ja endlich", seine Stimme ist tief. Diese Szene wirkt äußerst befremdlich auf mich. „Ja, wir mussten uns noch um einen kleinen Notfall kümmern", kommt es lachend von dem Weißhaarigen. „Ein Notfall? Und deswegen seid ihr zwei Stunden zu spät!". Wir hatten einen festen Termin beim Biker?! Langsam wandert mein Blick zu Satoru. Ist das sein Ernst?

„Das ging leider nicht anders! Das Füchschen hat mein Bad fast abgefackelt und wir mussten die Schadensersatzkosten klären!". Ich beobachte Satoru wie locker er mit dem Direktor umgeht. Er scheint seinen Spaß zu haben. Genervt blickt Yaga den jungen Mann an.

„Was soll's. Ich bin Yaga, der Direktor dieser Schule", Satoru ignorierend blickt mich der ältere Mann an.

„Ah, Tsunagi Kaya mein Name... Freut mich!". Uwah. Ich hab es schon immer gehasst mich förmlich vorstellen zu müssen. „Also Kaya-chan. Warum bist du hier". Irritiert blicke ich den Direktor an. Es klang fast wie ein Vorwurf. Unsicher blicke ich zu Satoru, der sich an den Rand des Raumes gestellt hat. Ja, warum bin ich überhaupt hier? Weil er es mir gesagt hat? Weil ich es so wollte? Ein leises Seufzen kann ich nicht unterdrücken. „Ich bin ehrlich zu Ihnen... Ich weiß es nicht".

Yagas rechte Augenbraue ist nach oben gezogen. Ich kann seinen vorwurfsvollen Blick auf mir spüren. „Was machs-...". „Ich weiß nur, dass ich herausfinden will, warum", ich unterbeche den Rektor ohne groß nachzudenken. „Ich hab so viele Fragen. Ich könnte beinahe platzen vor Neugierde, aber diese gewaltige Angst hält mich zurück. Ich verlange endlich nach Antworten und werde mich nicht mehr abwimmeln lassen. Ich weiß auch, dass es zu gefährlichen Situationen kommen wird, aber darauf bin ich gefasst", wo kommen plötzlich die Wörter her? Es fühlt sich an, als ob sie nur darauf gewartet hatten endlich auszubrechen.

„Aber wofür das alles?", streng blickt mich Yaga an. „Weil ich nichts mehr bereuen will. Dafür hab ich keine Geduld mehr".

Im Bann des Fuchses (Gojō Satoru x Oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt