18. Verzerrung

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„Diese Puppe?", irritiert blicke ich hoch zu Satoru. Dieser nickt bestätigend. „Die hilft dir dabei deine Fluchenergie zu kontrollieren". Neugierig betrachte ich die kleine Bärenpuppe. Wie soll das funktionieren? Ist in diese Puppe ein bestimmter Mechanismus eingearbeitet? Aufmerksam mustere ich den Bären in meiner Hand. Es muss eindeutig eines von Yagas Stofftieren sein. Ob er wohl ein Faible für süße Tiere hat? Lächelnd piekse ich in die Wange des Bären. Mir entgeht der neugierige Blick des Weißhaarigen nicht, weswegen ich ihn fragend erwidere. „Ist was?". „Nein. Du scheinst es bis jetzt schon gut zu machen". „Was?", leicht lege ich meinen Kopf schräg. „Ich mache doch noch gar nichts?". Satoru grinst und hält seinen Zeigefinger vor seine Lippen. „Du wirst es schon früh genug bemerken, falls du keine Kontrolle mehr haben solltest".

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Entspannt sitze ich auf dem Sofa und schaue wie gebannt auf den Fernseher. In meinen Armen halte ich die Fluchpuppe von Yaga fest an mich gedrückt. Es läuft gerade eine spannende Stelle, in der sich der Hauptprotagonist seinen Erzfeind gegenüber steht. Ansich ist der Film relativ simpel gehalten, aber die Art, wie sie den Film gedreht haben ist einfach fantastisch.

Mein Blick wandert ab und zu nach unten. Der Bär hat bis jetzt keine Regung gezeigt. Glücklich lehne ich mich etwas zurück. Ich schließe meine Augen und höre den Geräuschen des Filmes zu. Ich kann einen Schrei vernehmen, der Feind ist wohl gestorben. Warum gewinnt eigentlich immer der Gute? Es gibt kaum Filme oder Serien, wo einfach mal der Bösewicht gewinnt. Ziemlich unrealistisch, wenn man mich fragt. Ich horche leicht auf, als kein Ton mehr zu hören ist. Müsste jetzt nicht der Abspann kommen?

Verwundert öffne ich meine Augen. Es ist dunkel in dem Raum. Der Fernseher ist aus, es herrscht eine wiederliche Stille. Vorsichtig taste ich neben mir nach der Fernbedienung. Bin ich etwa kurz eingeschlafen?

Ich verziehe mein Gesicht, als meine Hand in etwas glitschig nassem landet. Angewidert ziehe ich meine Hand zurück. Meine Nase rümpft sich, als mir ein metallener Duft entgegen kommt  Langsam stehe ich vom Sofa auf. Mit zusammengekniffenen Augen versuche ich irgendwas erkennen zu können. Nichts, es ist einfach zu dunkel. Seufzend taste ich um mich herum. Ich kann mir einen überraschten Laut nicht verkneifen. Da wo gerade noch das Sofa hätte stehen sollen, war nichts mehr zu erfühlen.

Ich bin komplett verwirrt. Ich will weiter nach vorne laufen, komme aber nicht mehr vom Fleck. Ich kann meine Beine nicht mehr bewegen. Leichte Panik beginnt in mir zu wachsen. Ich ziehe an meinem linken Bein so stark ich nur kann. Ein unangenehmes Knacksen ertönt und ich halte zischend inne. Keine Chance. Ich stecke fest. „Krrrrr....Klak.". Erschrocken zucke ich zusammen. Dieses hohe Geräusch lässt mir alle Haare zu Berge stehen. Man kann etwas Kratzendes hören. Es ist langsam und bedacht.

Panisch blicke ich um mich herum. Mein Atem geht stoßweise. Die Geräusche kommen immer näher. Verzweifelt rüttel ich weiter an meinem Bein. Ich muss hier weg! „Komm schon...", zähneknirschend ziehe ich weiter. „Mh, Ah Scheiße!", fluche ich laut. Die Haut meines Beines brennt und schmerzt stark. Worin auch immer ich feststecke, es hält wie Beton. Wütend schlage ich mit meiner Faust auf den Boden. Mein Atem geht schwer.

Angespannt lausche ich in die Dunkelheit. Ich kann mein Blut in den Ohren rauschen hören. Wo ist das Vieh hin? Ich kann es nicht mehr hören. Ich halte den Atem an, als ich in meinem Nacken einen Windhauch spüren kann, der unangenehm riecht. In mir kommt Übelkeit auf. Direkt hinter mir ertönt ein Schmatzendes Geräusch, welcher den Gestank verschlimmert. „Rrrrhhh...", es ist leise. Das Zittern meines Körpers will nicht aufhören. Ich brauche Hilfe. Das Vieh wird mich umbringen.

Konzentriert versuche ich das Wesen auszumachen, kann durch die Dunkelheit aber nichts erkennen. Das Knurren lässt die Luft vibrieren. Vorsichtig atme ich tief ein und wieder aus. Ich muss einen klaren Kopf behalten. Bloß nicht in Panik ausbrechen. Ich konzentriere mich so gut es geht auf das Vieh hinter mir. Schwach kann ich die dunkle Seele erkennen. Die Seele ist fast so dunkel wie die Lichtverhältnisse hier. Ein mulmiges Gefühl breitet sich in mir aus. Die Seele beunruhigt mich. Lässt mich Zweifeln.  

Ich kann die Krallen weiter über den Boden kratzen hören. Es läuft um mich herum. Schleicht wie ein Raubtier im Kreis. Für einen Moment kann ich in mir die vertraute Hitze spüren. Was soll ich tun? Ein leises Knurren, für einen kleinen Augenblick flackern die Augen des Viehs auf. Ungläubig starre ich das Vieh an. Ich kann hören wie es das Maul aufreißt und mir näher kommt. Bereit mich mit einem Schlag zu töten. Ich kann nichts tun. Ich will nichts tun. Ich kann plötzlich alles ganz klar sehen. Die vertrauten Umrisse. Wie in Zeitlupe kommt mir das große Maul entgegen. Weit geöffnet und mit spitzen Zähnen geschmückt. „Kuzunoha...".

„KUZUNOHA, STOP!", mein Schrei hallt in meinen Ohren wieder. Ich kann sehen, wie sich das Maul direkt über meinem Kopf befindet, kurz davor mir diesen abzureißen.

In diesem Moment sind mir unendlich viele Gedanken durch den Kopf geschossen. Ich weiß nicht, ob es das Adrenalin war, aber ich habe nichts gefühlt. Keine Gefühlsregungen mehr, es war alles weg. Nicht einmal meine Flammen konnte ich spüren. Es war alles taub. Ich sah einfach nur dabei zu. Wie die Flammen sich in die windende Gestalt von Kuzunoha fraßen. Das einzige was ich am Rande mitbekam war, als eine Person in meinem Blickfeld auftauchte und irgendwas zu sagen schien. Oder Schrie die Person sogar? Ich weiß es nicht. Ich fühlte mich so leer. Ich wollte meine Augen schließen, als mir ein Gedanke durch den Kopf schoss.

Habe ich Kuzunoha umgebracht?

Im Bann des Fuchses (Gojō Satoru x Oc)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt