„Wer bist du?". Starr blicke ich dem großen Mann ins Gesicht. Meine Knie zittern vor Angst und alle Warnsirenen in meinem Kopf schlagen Alarm. Der Typ schreit geradezu nach Macht und Stärke. Lächelnd legt der große Mann seinen Kopf leicht schräg „Ziemlich unhöflich, normalerweise stellt man sich zuerst vor!", tadelnd wedelt er mit seinem Zeigefinger vor meinem Gesicht. „Ha?", irritiert blicke ich ihn an. Meine Angst kurz vergessen, rattert mein Gehirn verzweifelt nach einer geistreichen Antwort. „Also?", das Lächeln auf seinem Gesicht versteinert.
Ein professionelles Pokerface aufgesetzt. Die typische Ruhe vor dem Sturm. Wie vor den Kopf gefahren starre ich ihn mit großen Augen an. „Äh... Tsunagi Kaya... Freut mich?", aus Höflichkeit verbeuge ich mich leicht und lasse den unheimlichen Mann nicht aus den Augen. Er zeigt keine Reaktion sondern scheint mich nur anzustarren. Diese Augenbinde geht mir auf die Nerven... Warum trägt er überhaupt eine? Erschrocken zucke ich zusammen, als er anfängt vor sich her zu glucksen. „Kaya-chan also! Nenn mich ruhig Satoru. Okay! Du hast dich bestimmt verlaufen, nicht wahr? Ich kann dir gerne den Weg zeigen, wenn du willst!".
Sprachlos blicke ich zu dem jungen Mann hoch. Hab ich mir diese gefährliche Atmosphäre nur eingebildet? Ich sollte trotz allem Vorsicht walten lassen. „Äh. Mh.... Hm! Genau, ich war... e-eigentlich nur Spazieren und bin irgendwie vom Weg abgekommen", verlegen kratze ich leicht an meiner Wange. Es ist wenigstens nur halb gelogen. „Soso? Wohin warst du denn unterwegs?". Nervös blicke ich durch die Gegend.
Das ist meine Chance glimpflich davon zu kommen! „Ramenladen!", zu schnell verlassen diese Worte meinen Mund. Der warme Rotton bildet sich auf meinen Wangen und pünktlich zum Stichwort fängt mein Magen an zu knurren. „Was für einer?", lächelnd beobachtet er jede meiner Reaktionen. „A-Alsooo... Ich habe gehört ... Da-das hier in der Gegend ein... sehr beliebter Ramenstand sein soll...?". Ich könnte mir an die Stirn klatschen. Allein wie unsicher ich das gesagt habe, bemerkt doch jeder, dass ich gelogen habe. „Ah!", geistreich klatscht der Weißhaarige in die Hände. „Ich weiß welchen Stand du meinst, der ist fünf Straßen von hier entfernt!". Erstaunt blicke ich ihn an. Es gibt hier also tatsächlich einen Ramenladen. „Hä ech-?... Dann bin ich gar nicht so schlimm vom Weg abgekommen!", begeistert erwidere ich sein Lächeln. Es fühlt sich befremdlich an, die Gesichtsmuskeln nach langer Zeit wieder zu benutzen.
„Ja, jedenfalls noch nicht", sein Lächeln ist verschwunden. Der Typ ist ja schlimmer als eine schwangere Frau! „Auf jeden Fall... Danke für deine Hilfe... Äh... Satoru-san?", leicht verbeuge ich mich. Ich will hier nur noch weg. Das Lächeln auf seinem Gesicht kehrt zurück. „Gerne. Vielleicht sieht man sich ja mal per Zufall, Kaya-chan". Bitte nicht. Ein aufgesetztes Lächeln meinerseits, verabschiede ich mich winkend von ihm. Schnellen Schrittes laufe ich den kleinen Weg wieder zurück, aus dem ich wahrscheinlich gekommen bin. Unangenehme Schauer laufen meinen Rücken runter, seinen starren Blick auf mir spürend. Erst als ich um eine Ecke biege und aus seinem Sichtfeld verschwinde, fällt die ganze Anspannung von mir ab. „Dieser Ort ist wirklich seltsam...", erschöpft lasse ich mich an einer Steinmauer nieder. Diese sonderbare durchsichtige Wand kommt mir wieder in den Sinn. Wie ist sowas überhaupt möglich? Und was meinte er vorhin mit "jedenfalls noch nicht"? Und dieses unheimliche Gefühl... Wie ein Raubtier, dass nur darauf wartet mich zum Frühstück zu verspeisen.
„Ah...", irritiert denke ich an die letzten Tage zurück. Komische Farben, die ich um Lebewesen gesehen habe, ein abartiges Monstrum mit mehreren Augen... Ein Fuchs, der von mir Besitz ergriffen hat...
„Ich sollte mich vielleicht über gar nichts mehr wundern", seufzend setze ich mich wieder auf und schaue durch die friedliche Wohngegend. Mein Magen fängt an sich bemerkbar zu machen. Essen klingt doch, nach der ganzen Aufregung, nach einer guten Idee. Was meinte dieser Satoru vorhin? Fünf Straßen entfernt soll dieser Ramenladen sein?
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Im Bann des Fuchses (Gojō Satoru x Oc)
RomanceMeine Atmung und mein Herzschlag setzen aus. Mit weit aufgerissenen Augen starre ich in diese Fratze. Ich muss hier weg, aber das Monster versperrt den Ausgang. So schnell wie ich kann, greife ich den nächstgelegenen Gegenstand von der Rezeption und...