4. Verwirrung

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Ängstlich schlich sie im Flur herum. Irgendwo hier musste es doch sein. War sie in der falschen Etage? Erleichtert atmete sie aus, als sie das Schild neben der nächsten Tür sah. Kurz zögerte sie, doch schließlich klopfte sie an der Bürotür. Keine Antwort. Auch nach dem dritten Versuch machte keiner auf. Sie wollte sich gerade umdrehen und zurück zu ihrem Büro gehen, als sie Schritte hörte. Panisch blickte sie sich nach einem Versteck um.

Gestern hatte sie gar nicht daran gedacht, welche Konsequenzen ihr Handeln haben könnte. Wenn jemand Alice Weidel und Sahra Wagenknecht zusammen bei den Abgeordnetenbüros der Linke Fraktion sehen würde, bedeutete es das Aus ihrer Politischen Karriere. In diesem Teil des Jakob-Kaiser-Hauses war sie normalerweise nie, da die Büros der AfD Abgeordneten in einem komplett anderen Abschnitt des Gebäudes waren. Für die linksgrünversifften Medien wäre dieser Skandal Perfekt. Ein anderes Gesprächsthema würde danach es möglicherweise gar nicht mehr geben.

Sie merkte, wie ihr Herz bei diesem Gedanken panisch immer schneller schlug. Ein Versteck konnte sie nicht finden. Sie steckte in der Falle.

Die Schritte kamen immer näher, doch Weidel war nicht in der Lage, sich von der Stelle zu bewegen. So nah, bis sie hinter sich hörte, dass die Person stehen geblieben sein muss.

„Oh, ja hallo Frau Weidel!" Die immernoch ängstliche Blondine erwachte schließlich aus ihrer Starre und drehte sich um. Anscheinend merkte man ihr die Erleichterung an, da die Frau, die ihr gegenüberstand belustigt schmunzelte. 

„Hatten sie Angst, vor meinem Büro gesehen zu werden? Gestern hatten sie noch kein Problem damit."

„Ja hallo, Frau Wagenknecht. Für einen Moment hatte ich wirklich Angst, dass Katja Kipping gleich vor mir stehen würde. Gestern hatte ich einfach nicht wirklich darüber nachgedacht, welche Folgen das für uns haben könnte."

„Seit wann gibt es denn ein uns?" provozierte sie die rot anlaufende AfDlerin und tat so, als würde sie irritiert sein. In Wirklichkeit wusste sie jedoch ganz genau, was gerade in Alices Kopf vorging. „Außerdem hat dieses Treffen einen ganz normalen Grund nehme ich an, wir tun hier nichts Verbotenes oder? Außer sie wollen mit mir in meinem Büro rummachen, dann konnte ich ihre Angst durchaus verstehen."

Schadenfroh grinste die Kommunistin, als sich Weidels Wangen in ein dunkles Rot verfärbten und sie nervös auf den Boden sah. Ohne auf eine Antwort zu warten, öffnete Sahra schließlich die Tür und ließ Alice zuerst eintreten.

„Eigentlich wollte ich nur kurz vorbeikommen, um ihnen die Bluse zurückzugeben. Normalerweise bügle ich meine Klamotten nicht aber heute habe ich eine Ausnahme gemacht."

„Das ist sehr nett von ihnen, dankeschön." antwortete die linke Politikerin, legte die Bluse auf ihren Schreibtisch und ging einen Schritt auf Alice zu. Nun waren sie sich so nahe, dass Alice sich nur einige Zentimeter nach vorne beugen müsste, um die bildhübsche Frau zu küssen. Als sie sich in ihre Augen sahen, streckte Sahra ihre Hand nach dem Gesicht der blauäugigen Politikerin aus. Geschockt riss diese die Augen auf und versuchte zu verarbeiten, was hier gerade vor sich ging.

Umso irritierter war sie, als Wagenknecht schließlich ihr Kinn berührte und darüber streichelte. 

„Sie haben ein sehr schönes Doppelkinn, Frau Weidel. Es ist so weich und fluffig, wie ich es mir immer vorgestellt hatte." sagte Sahra und lächelte sie an.

„Ehh, danke?" antwortete Alice irritiert.

'Hat Sahra gerade ernsthaft mein Doppelkinn gestreichelt?' dachte sie sich. 'Noch merkwürdiger kann dieser Tag ja nicht werden.'

Wagenknecht war sich nun zu 100% sicher, dass die blonde Faschistin doch mehr als nur Sympathie für sie empfand. Jetzt wusste sie, wo die Schwachstelle der AfD war. Wenn sie dieses Spiel weiter spielte, könnte sie diese schreckliche Partei möglicherweise für eine gewisse Zeit schwächen...

mit dem Essen spielt man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt