15. Ein letztes Mal

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Sahra antwortete nicht. Sie wollte einfach aus dieser unangenehmen Situation verschwinden. Möglichst unauffällig wagte sie einen erneuten Versuch, irgendeinen Knopf des Fahrstuhls zu erwischen. Immer näher ging sie an Frau Weidel heran und schaute ihr in die Augen, während ihre linke Hand langsam zu den Knöpfen wanderten. Doch Alice fing ihre Hand kurz davor ab, ohne dabei den Blickkontakt zu lösen.

„Bitte Sahra, nur ein letztes Mal. Wenn du möchtest kannst du mich danach für immer ignorieren. Nur noch ein Mal will ich mit dir darüber reden. Ich kann das jetzt nicht einfach so stehen lassen. So viele Wochen lang musste ich in dieser Ungewissheit leben. Bitte..." flehte Alice und wurde bis zum Ende hin immer leiser. Sie musste mit den Tränen kämpfen und drehte ihren Kopf, damit Wagenknecht ihre leicht wässrigen Augen nicht sah.

Sahra war schockiert von Alices ehrlicher Aussage. Niemals hätte sie gedacht, dass sich hinter der kühlen und herzlosen Fassade der Faschistin eine verletzte und ehrliche Person befand. Weidel hatte ihr einfach so all ihre Emotionen offenbart. Wenn sie jetzt noch nein sagen würde, hätte sie ein schlechtes Gewissen. Doch war das nur ein Trick, um sie zu manipulieren?

Nein, bestimmt nicht. Vielleicht sollte sie Alice einfach eine Chance geben, alles zu klären. Bestimmt war Weidel privat gar nicht so übel, wie sie sich immer vorstellte.

„Okay." sagte Sahra schließlich und nahm den Zettel aus Alices Hand und steckte ihn in die Tasche ihres Blazers. Erleichtert atmete Weidel auf und ging einen Schritt zur Seite, damit Sahra die Knöpfe des Aufzugs betätigen konnte.

Als die Kommunistin schließlich ausstieg, nickte sie Alice ein letztes Mal zu und verschwand um die Ecke.


Sahra Wagenknecht stand mit drei verschiedenen Outfits in der Hand vor ihrem Spiegel. Eins davon war nicht geeignet für ein privates Treffen, da sie so etwas normalerweise nur auf der Arbeit trug. Das zweite war viel zu schick für solche Anlässe. Wenn sie das tragen würde, könnte man meinen sie gehe auf ein Date mir Frau Weidel, was nun wirklich nicht der Wahrheit entsprach. Das übrige Outfit war jedoch zu lässig, weshalb sie alles wieder in ihren Schrank packte und weiter in ihrem Schrank herumwühlte.

Einige Zeit nach der Klamottenkrise saß die Kommunistin schließlich in ihrem Auto und parkte direkt vor Alices Wohnung. Plötzlich wurde sie ohne Grund panisch. Sie malte sich die schlimmsten Situationen aus, die passieren könnten. Was wäre, wenn es nur ein mieser Trick von Weidel war, um sie bloßzustellen? War das ihre Art, um ihre Rivalen auszuschalten?

Oder falls Alice nur auf das Eine hinauswollte und sie am Ende vergewaltigen würde?

Schließlich stoppte sie ihre Gedanken, indem sie aus dem warmen Auto ausstieg und, ohne nachzudenken, die Klingel betätigte. Das war doch absurd. Sie sollte alles nicht immer so skeptisch sehen. Alice Weidel würde schon nichts böses mit ihr vorhaben. Zumindest hoffte sie das.


Habt ihr auch das Gefühl, das zu viele abartige Handlungen (und Drama) hintereinander geschehen? Oder bilde ich mir das nur ein? Vielleicht sollte ich anfangen, immer einige Zwischenkapitel zu schreiben, wo nicht so viel Drama passiert... Was haltet ihr von dieser Idee?

mit dem Essen spielt man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt