18. Geständnis

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„Wieso nicht?"

„Ich will nicht schon wieder von dir verletzt werden. Letztes Mal war es für dich ein Fehler. Doch für mich hat es so viel mehr bedeutet als du denkst." fing Alice an und holte tief Luft. "Sahra... ich habe mich in dich verliebt. Ich mag dich schon so lange. Aber ich werde nur mit dir schlafen, wenn es dir wirklich etwas bedeutet."

Sahra war überfordert. Natürlich war ihr klar gewesen, dass die Faschistin sie attraktiv fand und gerne mit ihr ins Bett gehen würde. Jedoch hatte sie nicht wirklich geglaubt, dass starke Gefühle dort im Spiel waren.

„Sag doch was..." flüsterte Alice, während sich Tränen in ihren Augen bildete. Sie konnte es nicht ertragen, in die wunderschönen braunen Augen zu schauen, die sie unzählige Male in den Bann gezogen hatte. Sie konnte es einfach nicht ertragen da sie wusste, dass eine Frau wie Sahra Wagenknecht niemals Gefühle für sie haben konnte. Sahra war attraktiv, intelligent, ehrlich und hatte ein gutes Herz. Obendrauf war sie ja eigentlich auch heterosexuell. Alice dagegen war nur eine sexuell frustrierte Lesbe mit einer Links-Rechts-Schwäche, die in einer homophoben und rassistischen Partei war. Sie hasste sich selber dafür, dass sie so naiv war und sich auf diese gemeinen Spielchen der Kommunistin eingelassen hatte, obwohl Wagneknechts Intentionen von Anfang an offensichtlich waren. Das hier war alles nur ein Spiel, um Weidel und die AfD zu beseitigen.

„Ob du es glaubst oder nicht, ich habe auch Gefühle für dich Lille..."

„Spiel deine kommunistischen Spielchen mit jemand anderem! Ich habe dich durchschaut!"

Alice wurde plötzlich unglaublich wütend. Nicht nur auf Sahra, sondern auch auf sich selber, auf die AfD und einfach alles, was existierte. Doch diese braunen Augen der Kommunistin strahlten so viel Liebe und Ehrlichkeit aus, sodass sie all ihren Hass plötzlich vergaß. Sahra machte einen Schritt auf sie zu, ohne den intensiven Augenkontakt abzubrechen und legte eine Hand auf ihre Wange. Die Faschistin spürte Wagenknechts warmen, nach Alkohol riechenden Atem auf ihrem Gesicht.

„Ich weiß es ist schwer für dich, mir zu vertrauen. Ich habe dir vorhin nicht die Wahrheit erzählt. Für mich war es kein Fehler. Ich habe nur versucht, mir das selber einzureden. Doch ich kann diese Gefühle für dich nicht mehr loswerden."

Weidel war wie erstarrt. Das einzige was sie fühlte, war das Verlangen, Sahra endlich zu küssen. Sehnsüchtig wartete Alice darauf, diese zarten Lippen der linken Politikerin endlich auf ihren zu spüren. Doch für einige Minuten standen sie nur dort und schauten sich intensiv in die Augen, während Sahras Hand auf der Wange der jüngeren Frau ruhte. Alices Fassade fing an zu bröckeln und sie zerbrach die kalte Wand, die ihre wahren Emotionen von der Außenwelt versteckten. Nun offenbarte sie dieser besonderen Frau, für die sie alle Regeln brechen würde, all ihre Gefühle, die sie in dem Moment spürte. All das Verlangen und diese Liebe, welches sie spürte. Die Liebe zu einer Marxistin und das Verlangen, diese unglaublich schöne Marxistin Sahra Wagenknecht zu küssen.

Endlich beute Sahra sich nach vorne und küsste sie schließlich so liebevoll und zärtlich wie noch nie. All diese Gefühle, die sich in den letzten Wochen angestaut hatten, wurden endlich frei. Sie vergaßen alles auf der Welt. Es gab nur noch zwei Frauen. Alice Weidel und Sahra Wagenknecht. Sie vergaßen, dass sie in unterschiedlichen Parteien waren und komplett verschiedene Meinungen hatten. Vergaßen, dass sie sich eigentlich hassen sollten. Und, dass dieses Verhältnis zwischen einer Faschistin und einer Kommunistin niemals gut enden würde, da sie ihre Karrieren und ihre Partner dafür riskierten. Doch das war ihnen egal. Alles was es an diesem Abend gab waren zwei Frauen, die endlich zueinander gefunden hatten.

mit dem Essen spielt man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt