13. Schmerz

563 39 19
                                    

Alice saß gelangweilt auf ihrem Stuhl im Plenum. Sie schenkte weder Robert Habeck, der gerade eine Rede hielt, noch Christian Lindner, der währenddessen nervös auf seinem Stuhl herumrutschte ihre Aufmerksamkeit. Alles was sie sah, war dieses wunderschöne Gesicht mit den braunen Augen. Die braunen Augen, die Weidel jede Nacht in ihren Träumen verfolgten.

Sahras Augenringe waren wie immer dunkel, was bei der Faschistin nicht unbemerkt blieb. Seit mehreren Wochen machte sie sich Sorgen um ihre Rosa und versuchte mehrmals, sie nach den Sitzungen abzufangen. Doch die linke Politikerin flüchtete immer aus dem Plenarsaal, bevor Alice überhaupt ihre Sachen einpacken konnte. Sie vermutete, dass Sahra den Vorfall auf der Toilette bereute und verfluchte sich selber dafür, dass sie so etwas getan hatte. Doch eigentlich war es Sahra Wagenknecht, die den ersten Schritt wagte. Es war sie, die Alice zuerst geküsst hatte. Doch trotz diesen Umständen fühlte Weidel sich unglaublich schuldig.

Zwei Wochen lang hatte sie jeden Abend getrunken in der Hoffnung, dass sie diese Schmerzen und Schuldgefühle loswerden konnte. Jedoch machte der Alkohol sie nur emotionaler, was dazu führte, dass Alice sich jede Nacht in den Schlaf weinte. Der Fakt, dass sie ausgerechnet Sahras Lieblingswein trank machte es auch nicht viel besser. Eines Tages wurde ihr diese Tägliche Routine jedoch zu blöd, weshalb sie ihre Wohnung aufräumte, die unzähligen leeren Flaschen entsorgte und beschloss, mit Sahra Wagenknecht zu reden. Sie wollte unbedingt wissen, wieso die Kommunistin sie bewusst ignorierte, auch wenn sie die Antwort wahrscheinlich schon längst wusste.

Als Robert Habeck seine Rede beendete, huschte Sahras Blick für einen Moment in Weidels Richtung, doch als sie merkte, dass Alice sie anschaute, drehte sie ihren Kopf schnell in eine andere Richtung. Es war schmerzhaft für Alice zu sehen, wie blass und krank die linke Politikerin seit fünf Wochen aussah, da sie womöglich daran Schuld war.

Nach der Sitzung packte Alice extra schnell ihre Sachen ein und hoffte, dass sie diesmal schnell genug war. Als sie von ihrem Platz aufstand und sich umschaute, war Sahra jedoch nicht mehr zu sehen. Enttäuscht machte sie sich auf den Weg zu ihrem Büro und stieg in den Aufzug ein.

Traurige Augen blickten sie durch den großen Spiegel an. Sie brauchte einen neuen Plan. Die Kommunistin konnte ihr schließlich nur aus dem Weg gehen, wenn sie wusste, wo sie sich aufhalten würde. Alice beschloss, dass sie demnächst bei Sahras Büro klopfen würde. Eine andere Möglichkeit hatte sie schließlich nicht.

Verdutzt schaute sie sich um, als der Aufzug stehen blieb. Das war doch nicht ihre Etage. Weidel seufze genervt, als die Aufzugtür aufging. Jetzt müsste sie wahrscheinlich wieder mit irgendwelchen Idioten in einem Aufzug Smalltalk führen, worauf sie gerade überhaupt keine Lust hatte.

Doch vor ihr stand kein Idiot. Geschockt schaute Sahra Wagenknecht ihr in die Augen und wollte gerade gehen, um die Treppe zu nehmen. Jedoch war Alice viel schneller. Aggressiv packte sie die Kommunistin am Handgelenk und zog sie mit in den Aufzug.

„Du kannst dich nicht ewig vor mir verstecken Rosa."

 „Ich bevorzuge Frau Wagenknecht. Wir waren nie beim 'du' und außerdem ist mein Name Sahra und nicht Rosa." schnaubte Wagenknecht genervt.


mit dem Essen spielt man nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt