Die Mission

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Die Mission

Unruhig tippte Hermine mit der Spitze ihrer Feder immer wieder auf den Block vor sich. Er war zu spät, viel zu spät. Sie zuckte zusammen, als ihr Name genannt wurde.

„Miss Granger. Könnten Sie mir vielleicht verraten, wo sich Mr. Malfoy noch herumtreibt?" Hermine biss sich auf die Lippe und sah ihrem Chef, einem kleinen rothaarigen Mann mit netten Gesichtszügen, in die Augen. 

„Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, Sir", antwortete sie wahrheitsgemäß und warf einen schnellen Blick auf die Uhr. Sie hasste es, wenn Draco es auskostete, dass jeder auf ihn wartete. Was Hermine daran am meisten störte, war ganz einfach die Tatsache, dass auch ihr Ansehen dabei auf dem Spiel stand. Es war die Arbeit von ihnen beiden gewesen.

Nach zwei weiteren elendig langen Minuten des Wartens stand Hermine auf und entschuldigte sich, um nach dem „Langschläfer" zu suchen. Sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, beschwor sie einen Patronus herauf und schickte ihn zu Draco. Wutschnaubend hastete sie den Gang entlang und nahm abermals einen der goldenen Aufzüge hinauf in die Eingangshalle des Zaubereiministeriums.

Oben angekommen stieß sie tatsächlich sogleich auf Draco, der kein bisschen so aussah, als ob er gerade in Eile wäre. „Das geht so nicht", zischte sie aufgebracht und klammerte eine Hand um seinen Oberarm, um ihn dazu zu bewegen, schneller zu laufen. 

„Was ist denn, Granger? Hast du dich etwa so sehr nach mir gesehnt?" 

Er grinste selbstgefällig - wie immer. 

Hermine konnte sich gerade noch ein inbrünstiges „Halt's Maul" verkneifen und schnaubte stattdessen nur leise. 

„Alle warten schon auf Sie. Hier steht nicht nur Ihr Job auf dem Spiel, klar? Und im Übrigen heißt es Miss Granger." Draco schüttelte ihren Arm ab und verdrehte nur die Augen. Allerdings folgte er ihr ohne weitere Widerworte in den nächsten Aufzug. 

„Findest du es nicht ein bisschen lächerlich, mich zu siezen?" Hermine antwortete nicht, verschränkte die Arme vor der Brust und drehte sich in Richtung der vergoldeten Gitter, die sich rasselnd schlossen.

+.+.+

„Und wie Sie hier sehen.." Draco ließ seinen Zauberstab einmal schnippen und die an die Wand projizierten Zeilen verschwanden und an ihrer Stelle erschien ein Diagramm. „.. gibt es mehrere Beziehungen, die zum australischen Minister führen. Das heißt wir haben hier nicht nur einen, sondern sogar zwei Minister auf Abwegen." Draco setzte ein strahlendes Lächeln auf und erntete ein paar Lacher – hauptsächlich von den zwei blonden, langbeinigen Schönheiten aus der magischen Strafverfolgung, die ganz vorne saßen und schon die ganze Zeit mit aufmerksamen Gesichtern seinen Ausführungen lauschten.

Hermine hätte schwören können, dass er sie beide mehrmals im Bett gehabt hatte – wahrscheinlich ohne, dass die jeweils Andere etwas davon wusste. Das war eine von Dracos Spezialitäten. Er zog immer soviel Nutzen aus anderen Menschen, wie er konnte, und dummerweise fiel er dabei noch nicht einmal auf die Nase. Es war eine Schande, dass er mit so etwas durchkam. Hermine betrachtete die beiden Frauen von hinten und verzog das Gesicht. Sie waren leichte Opfer. Dumm, naiv und seinem Charme unabdingbar erlegen. Und das war nun einmal der Fehler – man durfte sich nicht auf Draco Malfoy einlassen, denn nichts an ihm war wirklich echt. Er war eine Lüge auf zwei Beinen. Und gleichzeitig scheinbar ein Versprechen, dass die meisten Frauen einfach nicht ignorieren konnten.

Kopfschüttelnd wandte Hermine sich wieder Draco zu, der seine Rede weitergeführt hatte, und fragte sich, warum sie überhaupt über so etwas nachdachte. 

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