Verloren
Hermines anfängliche Euphorie war schneller wieder verflogen, als sie angehalten hatte. Sie und Draco nutzten jetzt nur noch die Zeit, die ihnen noch übrig blieb. Zwar waren sie tagsüber auch viel im Ministerium, doch abends nahmen sie sich Zeit für sich und redeten oft stundenlang. Hermine fand es unglaublich, wie viel sie über Draco herausfand, das sie vorher nicht gewusst hatte. Und mit jedem Gespräch wurde sie sich sicherer, dass sie ihn wirklich liebte. Es war wie ein Traum und Hermine wollte einfach nicht aufwachen. Doch sie wusste, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis alles auf die Probe gestellt werden würde. Schon morgen konnte es zu Ende sein und sie hatte unglaubliche Angst davor.
„Hast du Angst?", fragte Draco leise am Freitagabend, als hätte er ihre Gedanken gelesen. Es würde nur noch ein paar Stunden dauern, bis Mr. Kilmore den versprochenen Patronus schicken würde, damit sie ins Ministerium kamen.
„Natürlich", sagte Hermine leise und kuschelte sich an ihn. Draco malte kleine Kreise auf ihrem Beckenknochen und legte seine Lippen auf ihre Stirn.
„Es wird alles gut werden", murmelte er leise und Hermine hoffte, dass er recht hatte.
„Ich will nicht ohne dich dort wieder rauskommen", sagte sie schließlich gequält und ihr stiegen die Tränen in die Augen. Er seufzte leise und Hermine hatte Angst, dass er aufstehen und sie mal wieder von sich stoßen würde. Sie hatte mittlerweile begriffen, dass er solchen Situationen lieber aus dem Weg ging. Doch dieses Mal blieb er einfach neben ihr liegen.
„Bitte denk nicht an so etwas. Wir werden es schaffen – irgendwie." Er nahm ihre Hand und streichelte sie sanft. „Dir wird nichts passieren." Hermine richtete sich auf.
„Es ist mir egal, ob mir was passiert. Ich will nicht, dass dir etwas passiert!"
Draco erwiderte nichts. Es war so gut wie klar, dass er nicht heil dort herauskommen würde, sobald ihn die Todesser erkannt hatten. Er würde Hochverrat begehen, aber er wollte nicht im Ministerium sitzen und so tun, als wäre er nicht beteiligt. Er war so stur, aber Hermine hatte es nicht anders erwartet. Wahrscheinlich würde sie selbst nicht anders handeln, wenn sie in seiner Situation wäre, aber es war schwer zu akzeptieren, dass sie vielleicht ihren letzten Abend zusammen verbrachten. Hermine machte sich da nichts vor. Sie war schon immer Realistin gewesen und auch heute wusste sie genau, was sie erwartete.
„Ich gehe noch duschen", sagte Draco und schwang die Beine aus dem Bett. Er stand auf und Hermine bewunderte einen Moment seinen nackten Rücken.
„Darf ich mitkommen?", fragte sie leise und Draco drehte sich herum. Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
„Wird das jetzt zur Gewohnheit?", fragte er neckend und Hermines Wangen färbten sich leicht rosa. Sie sahen sich einen Moment an und Dracos Gesichtsausdruck wurde sanfter und einen Moment sah er sogar liebevoll aus. Hermine hätte heulen können, doch sie riss sich abermals zusammen.
„Ich liebe dich, Draco", flüsterte sie leise und er streckte seine Hand aus.
„Komm."
+.+.+
„Bist du fertig?", fragte Hermine und packte ihre Tasche. Draco murmelte ein halbherziges „Ja, gleich", tigerte weiter im Wohnzimmer auf und ab und schloss die Knöpfe seines Hemdes. Sie hatten bestimmt eine Stunde unter der heißen Dusche verbracht und dementsprechend vernebelt war nun auch die Wohnung. Hermine stand auf und riss die Fenster auf, während Draco ins Schlafzimmer lief, um ihre Zauberstäbe zu holen. Der Patronus von Mr. Kilmore hatte sie zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt überrascht und Hermine hätte sich gewünscht, dass sie ihn einfach ignorieren könnten. Doch das war nun einmal unmöglich.

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Animagi Secrets
Fanfictionᴅʀᴀᴍɪᴏɴᴇ • Hermine Granger und Draco Malfoy verabscheuen sich immer noch abgrundtief - schön blöd, wenn man sich trotzdem ein Büro teilen muss. Als Hermine eines Tages auch noch einen Auftrag erhält, den sie in ihrer Animagus-Gestalt bewältigen muss...