Wiederkehr
Gott, wie blöd kann man eigentlich sein? Hermine lief unruhig vor Draco Malfoys Haustüre auf und ab. Natürlich war sie in ihrer Katzengestalt erschienen, aber trotzdem war Hermine ihr eigenes Verhalten unerklärbar. Was zum Teufel machst du hier? Geh nach Hause. Lass ihn leiden. Aber sie konnte nicht.
Es waren dreieinhalb Tage vergangen, seitdem sie von Dracos Balkon gehüpft und in der Nacht verschwunden war. Jetzt war es Samstagmittag und Draco würde höchstwahrscheinlich in der nächsten Zeit hier aufkreuzen. Soweit Hermine wusste, blieb er am Wochenende nie besonderes lange im Ministerium – wenn er überhaupt kam.
Hermine schnaufte. Die letzten drei Tage hatten ihr Dracos Leid auf dem Präsentierteller serviert und sie damit scheinbar mürbe gemacht. Nachdem er am ersten Tag nach ihrer Befreiung aus dem Tierheim noch unverschämt fröhlich und beschwingt zur Arbeit erschienen war, kehrte sich sein Gemütszustand immer mehr ins Gegenteil um. Die letzten zwei Tage hatte sie ihn motzig und reizbar erlebt, aber immer wieder bemerkt, wie ein sorgenvoller Ausdruck über sein Gesicht huschte, wenn er sich unbeobachtet fühlte.
Irgendwann hatte Hermine es nicht mehr ausgehalten und jetzt saß sie vor seiner Tür, gab sich die Schuld dafür, dass er sich Sorgen machte, und wusste noch nicht einmal warum sie das überhaupt interessierte. Ich bin einfach dankbar, weil er mich aus dem Tierheim befreit hat. Irgendwie muss man sich ja revanchieren, redete sie sich ein. Allerdings hatte sie nicht sonderlich viel Zeit weiter darüber nachzudenken, denn schon bald hörte sie Schritte auf der Treppe und ließ sich auf Dracos Fußmatte plumpsen.
Draco erstarrte, als er sie dort erblickte. Dann breitete sich ein riesiges Lächeln auf seinem Gesicht aus und er nahm die letzten Treppenstufen ein wenig schneller. Hermine maunzte unsicher und sah fragend zu ihm auf. Sie war es nicht gewohnt, Draco so freudestrahlend auf sich zulaufen zu sehen – das gehörte definitiv nicht zu seinem täglichen Verhaltensrepertoire.
Er ließ sich ungeniert vor ihr auf die Knie fallen, was Hermine abermals überraschte. Andererseits war es eigentlich ziemlich plausibel, wenn man einmal genauer darüber nachdachte. Es gibt niemanden, der ihm dabei zuschaut. Er denkt immer noch, dass er mit einem Tier alleine ist.
Hermine wusste nicht wieso, aber sie war immer davon ausgegangen, dass Draco Malfoy einfach immer Draco Malfoy war. Egal, ob jemand daneben stand oder ob er zuhause alleine in seinem begehbaren Kleiderschrank hockte. Wie sie nun vor Kurzem herausgefunden hatte, besaß er einen solchen noch nicht einmal. Die Vorurteile häuften sich und Hermine beschloss, dass sie sich das wohl abgewöhnen musste.
„Da bist du ja wieder. Verdammt, ich habe mir echt Sorgen gemacht!" Hermine merkte, wie ihr schlechtes Gewissen mindestens auf die doppelte Größe anwuchs. Sie maunzte leise und setzte unbewusst einen unterwürfigen Blick auf. Draco hingegen lachte nur erleichtert. „Jetzt kriegst du auf jedenfall erst einmal das Halsband, das ich dir gekauft hab. Bevor du wieder beschließt, plötzlich für ein paar Tage abzutauchen." Er grinste und kraulte ihr den Nacken.
„Wie bist du eigentlich ins Treppenhaus gekommen?" Für einen Moment runzelte er nachdenklich die Stirn und kratzte sich an den paar Bartstoppeln, die auf seiner Wange schimmerten. Doch dann zuckte er mit den Schultern und schien sich mit dem Umstand abzufinden, den Hermine tatsächlich nicht durchdacht hatte.
Nach ein paar Momenten richtete er sich wieder auf. „Na dann mal rein mit dir. Du hast bestimmt Hunger", sagte er und schloss seine Tür auf. Hermine schlüpfte vor ihm durch den Türspalt und lief ins Wohnzimmer, wo sie es sich auf dem Teppich bequem machte. Von dort beobachtete sie, wie Draco sich entspannt Jacke und Schuhe auszog und dann erst einen kurzen Abstecher ins Badezimmer machte, bevor er ihr folgte.

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Animagi Secrets
Fanfictionᴅʀᴀᴍɪᴏɴᴇ • Hermine Granger und Draco Malfoy verabscheuen sich immer noch abgrundtief - schön blöd, wenn man sich trotzdem ein Büro teilen muss. Als Hermine eines Tages auch noch einen Auftrag erhält, den sie in ihrer Animagus-Gestalt bewältigen muss...