Einsamkeit

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Einsamkeit

Hermine blinzelte. Die Sonne kitzelte ihre Nase und als sie die Augen etwas weiter geöffnet hatte, konnte sie die Staubkörner durch die Luft tanzen sehen. Sie wackelte mit der Nase und sah sich irritiert um. Einen Moment wusste sie nicht, wo sie war, doch dann kamen die Erinnerungen zurück. 

Sie drehte sich auf den Rücken und verdrehte den Kopf so weit, dass sie einen Blick auf das große Bett werfen konnte, vor welchem sie lag. Das Einzige, was von Draco zu sehen war, waren sein blonder Haarschopf und ein Bein, das über die Bettkante hinaus ragte. Hermine maunzte vergnügt und rappelte sich langsam auf. Sie lief auf das Bett zu und sprang leichtfüßig darauf. Dann musterte sie Draco.

Wenn schon Haustier, dann auch ein richtiges Haustier, dachte sie vergnügt und schlich auf leisen Pfoten bis zu seinem Kopf. Sie warf einen Blick auf seinen Wecker, der zeigte, dass es gerade einmal sieben Uhr morgens war. An einem Sonntag war das für Draco bestimmt eine halbe Katastrophe. Hermine bleckte die Zähne. Jetzt zahle ich dir alles heim. Ohne Vorwarnung drückte sie ihre feuchte Katzennase leise maunzend an seine Wange und rieb sie daran. Er war ein bisschen kratzig, aber ansonsten fühlte er sich gut an, wie sie sich insgeheim eingestehen musste.

Dann krabbelte sie auf seine Brust und fing an, mit den Vorderpfoten auf ihm herum zu treten, während sie weitere feuchte Nasen-Spuren in seinem Gesicht verteilte. Draco stöhnte leise und Hermine miaute zufrieden, als er sich endlich bewegte. Zu ihrer Verwunderung breitete sich ein seeliges Lächeln auf seinem Gesicht aus. Er war kein Stück verärgert und somit hatte sie genau das Gegenteil von dem bewirkt, was sie eigentlich in ihm auslösen wollte.

„Ich glaub, du spinnst ein bisschen", murmelte er liebevoll und schlang einen Arm um sie. Mit der anderen Hand kraulte er ihren Nacken und Hermine hörte auf, ihn zu treten. Sie schloss automatisch die Augen und genoss das Ganze eine Weile, wobei sie freilich ein schlechtes Gewissen bekam, weil es natürlich immer noch Draco Malfoy war, auf dem sie lag, und weil sie ja ursprünglich vorgehabt hatte, ihm den Morgen zu versauen. Er setzte sich ein wenig auf und Hermine betrachtete ihn.

Draco sah noch besser aus, als sonst. Seine Haare waren verwuschelt und der verschlafene aber relaxte Ausdruck in seinem Gesicht gab ihm nur noch mehr Charisma. Hermine wusste jetzt, warum ihm die Frauen scharenweise hinterherliefen. Für diesen Anblick konnte man es gut und gerne eine Nacht mit ihm aushalten. Du brauchst eindeutig eine kalte Dusche, dachte sie im Stillen und hüpfte wie von der Tarantel gestochen von seinem Bett. Soweit kam es noch, dass sie sich in die Reihen von Dracos zahllosen Verehrerinnen einreihte. Das hatte sie nicht nötig.

Sie hörte, wie er sich im Schlafzimmer bewegte und wahrscheinlich anzog. Sie selbst hatte allerdings schon sehr große Pläne für diesen Sonntag. Sie konnte es sich nicht leisten, wieder den ganzen Tag hier zu bleiben und Draco beim faulenzen zuzusehen, sondern würde sich noch einmal zur Villa des Ministersohnes begeben und hoffen, dass sie dabei nicht wieder eingefangen wurde. Draco würde sie bestimmt nicht ein zweites Mal retten können.

Nach einem Schälchen Milch und einer weiteren Streicheleinheit, die Hermine relativ genießerisch über sich ergehen ließ, setzte sie sich vor die Tür und wartete darauf, dass Draco sie nach draußen ließ. Den restlichen Tag verbrachte sie damit, sich vor der Villa herumzudrücken und zu recherchieren.

+.+.+

Es war Montagmorgen und Hermine saß stumm mit einer Tasse Kaffee an ihrem Schreibtisch und schrieb ihre Beobachtungen nieder. Sie war natürlich nicht geschnappt worden. Nochmal hätte sie sich so einen Fauxpas aber auch nicht leisten dürfen. Sie zuckte zusammen, als die Tür aufging und Draco hereinkam. 

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