Gefallener Held

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Gefallener Held

Die Zeit, die Hermine alleine im Ministerium verbringen musste, verging quälend langsam. Sie wusste nicht, wie sie jetzt mit der ganzen Situation umgehen sollte. Alles was sie tun konnte, war auf und ab laufen und an ihren Fingernägeln knabbern. Hin und wieder schluchzte sie leise, schloss die Augen und bewegte ihre Lippen in einer Art stummen Gebet. Sie schaute auf die Uhr und stöhnte leise. 

„Sie sind schon fünfzehn Minuten dort. Schon fünfzehn Minuten", sagte sie verzweifelte und drehte sich zu dem Ministeriumsangestellten herum, der mit ihr nach Hause appariert war. 

„Ich weiß, Miss. Aber wir können nichts tun. Wir können nicht dorthin zurück – jetzt nicht mehr. Sie müssen den Auroren vertrauen. Ich bin zuversichtlich, dass sie die Situation unter Kontrolle haben." Hermine nickte, weil sie all das ja bereits wusste. Trotzdem war es schwer, diese Hilflosigkeit zu akzeptieren. Sie hatte Angst um Draco. Seufzend ließ sie sich auf einen Stuhl fallen und vergrub das Gesicht in den Händen. 

„Wie heißen Sie?", fragte sie schließlich leise und massierte mit den Fingerspitzen ihre Schläfen. 

„Ich bin Darren Smith, Miss", antwortete der junge Mann leise und setzte sich auf einen der Stühle neben sie. 

„Danke, dass Sie mich hierher gebracht haben, Darren. Ich denke, das war sehr vernünftig." Hermine war überrascht darüber, wie gefasst sie plötzlich sein konnte. Aber war es nicht schon immer so gewesen? Hatte sie, Hermine Granger, nicht schon immer in den schlimmsten Situationen einen kühlen Kopf bewahrt? Und war sie nicht immer diejenige gewesen, die jeden gerecht behandelt hatte? Darren hatte nur seinen Job gemacht. 

Sie richtete sich langsam wieder auf und sah zu Darren herüber, der auch nicht wirklich entspannt aussah. 

„Mr. Malfoy hat gewollt, dass wir Sie da rausholen, sobald es richtig losgeht", sagte er kleinlaut und zuckte entschuldigend mit den Schultern. 

„Wie meinen Sie das?", fragte Hermine alarmiert und hob die Augenbrauen. So war das nicht geplant gewesen. Ihre Hände verkrampften sich in ihrem Schoss. 

„Naja, Miss, ich weiß nicht, ob ich Ihnen das erzählen darf.." Hermine schnaubte aufgebracht. 

„Rücken Sie mit der Sprache raus, Darren." Der junge Mann sah zerknirscht drein und wich ihrem Blick aus. 

„Nachdem Sie ins Haus gegangen sind, hat er uns allen dieselben Instruktionen gegeben: Sobald wir das Haus stürmen, soll der Erste, der Sie zu fassen kriegt, mit ihnen apparieren und Sie in Sicherheit bringen. Das war sein Plan. So hat er es gesagt." 

Einen Moment lang war Hermine tatsächlich sprachlos. Sie wusste nicht, ob sie gerührt sein sollte, dass Draco sich solche Sorgen um sie machte, oder ob sie vor Wut schreien sollte, weil er sie damit vom ganzen Geschehen verbannt und ihr die Möglichkeit genommen hatte, mit ihm gemeinsam zu kämpfen. Sie hatte ihm versprechen müssen, dass sie sich rettete, wenn es brenzlig wurde. Aber es war niemals die Rede davon gewesen, dass sie überhaupt nicht kämpfen durfte. Sie war erschüttert, dass er sich so über ihren Kopf hinweg gesetzt hatte. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Sie hatte schon viel schlimmere Erlebnisse mit Todessern hinter sich und das wusste keiner besser als Draco.

„Ich hätte helfen können!", brüllte sie wütend und sprang auf. Wenn Draco jetzt dabei verletzte wurde oder - bei Merlin - Schlimmeres, würde sie sich ewig Vorwürfe machen, dass sie nicht da gewesen war. „Dieser Sturkopf!" 

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