Dunkle Geheimnisse

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Dunkle Geheimnisse

„Draco?", fragte sie leise und lehnte den Kopf gegen die Badezimmertür des Motels. Es war nun fast zehn Minuten her, seitdem er sich dort drin verschanzt hatte, und es drang kein Laut aus dem Inneren des Raumes. Hermine spürte, dass sie am ganzen Körper zitterte. Was machte er da drinnen? Versuchsweise drückte sie die Türklinke hinunter und seufzte leise. Natürlich war die Tür verschlossen. 

„Draco, bitte mach die Tür auf. Lass uns darüber reden. Es tut mir wirklich leid." Ein Schluchzen stieg in ihrem Hals auf und sie spürte ganz genau, dass sie es nicht mehr lange würde unterdrücken können. Dabei hatte sie sich fest vorgenommen, nicht zu weinen. Sie war Hermine Granger, verdammt nochmal. Sie hatte viel Schlimmeres erlebt und musste nicht wegen einem Mann andauernd Gefühlsausbrücke zulassen. 

Sie hörte ein leises, resigniertes Stöhnen von drinnen und das Schloss der Türe klickte leise. Erleichtert seufzend betätigte sie die Türklinke abermals und öffnete die Tür ganz vorsichtig. Draco saß auf dem Boden vor der Badewanne. Er trug jetzt frische Boxershorts und sein Gesicht war in seinen Händen verborgen. Doch soweit Hermine es von ihren Standpunkt erkennen konnte, fehlte ihm nichts. Sie lief langsam auf ihn zu und setzte sich vorsichtig neben ihn. 

„Es tut mir leid", flüsterte sie erneut und verzog das Gesicht. „Es tut mir wirklich, wirklich leid, dass ich dich so lange angelogen habe. Du weißt es doch. Ich liebe dich, Draco, bitte." Sie holte tief Luft und schniefte verzweifelt. „Es war doch alles okay. Lass es nicht deswegen enden, bitte. Ich habe mich noch nie bei irgendjemandem so gefühlt, wie bei dir. Es ist verrückt.. ich will, dass es so bleibt", hauchte sie leise. 

Sie kuschelte sich sehnsuchtsvoll an seine Seite und versuchte ihr Gesicht in seine Halsbeuge zu drücken, wie sie es so oft getan hatte, als sie ihn als Katze besucht hatte, doch er schob sie von sich. 

„Ich kann das gerade einfach nicht, Hermine." Sie ließ ihn los und lehnte sich ebenfalls gegen die Badewanne. 

„Sag mir doch wenigstens, was mit dir los ist", flüsterte sie. „Du machst mir Sorgen, Draco. Ich kann nur noch an dich denken, wenn ich zuhause bin. Und ich musste dich einfach sehen. Ich will dich nicht wieder verlieren." Draco löste seine Hände von seinem Gesicht und er sah seltsam getroffen aus. Dann schüttelte er den Kopf.

„Hermine. Das mit uns ist nicht richtig, okay?" Hermine runzelte die Stirn und wischte sich über die Augen. 

„Warum?", fragte sie leise. „Nur, weil wir in der Schule.. unsere Streitigkeiten hatten? Weil ich eine Gryffindor war und du ein Slytherin? Das ist doch Schnee von gestern. Es ist mir egal." Draco schüttelte abermals den Kopf. 

„Meine Familie zum Beispiel, Hermine. Sie würden dich niemals akzeptieren. Niemand, der mich kennt, würde es akzeptieren." Er klang fast traurig und drehte den Kopf, um sie anzusehen. „Ich beende es, bevor wir zu weit gehen", sagte er leise und Hermine stockte der Atem. 

Es dauerte einige Sekunden bis Hermine verstand, was er ihr da sagte. Sie stieß ein freudloses Lachen aus. 

„Du machst es von diesen Menschen abhängig?", fragte sie ungläubig. „Die Menschen, die dich an Weihnachten alleine lassen?" Dracos Kiefermuskeln zuckten. 

„Was hast du überhaupt noch mit ihnen zu tun?", fragte sie misstrauisch und dann stieg die Erkenntnis in ihr auf, wie ein Schatten, der alles vernichtete, was sich in ihre aufgebaut hatte. Die bedingungslose Liebe zu Draco und der Glaube daran, dass er ein guter Mensch war, der völlig allein im Leben stand und jemand brauchte, der ihn beschützte.

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