Wahnsinn
Der Abend war einer von der schrecklichen Sorte. Nachdem Hermine nach Hause gekommen war, hatte sie sich ein Glas Wein eingeschenkt und sich damit aufs Sofa gesetzt, von dem sie bis jetzt auch nicht wieder hochgekommen war. Abwechselnd hatte sie immer wieder ein Glas Wein und ein kleines Glas von einem Likör, den sie noch in einer ihrer Vitrinen gefunden hatte, getrunken. Mittlerweile hatte sie die Flaschen geleert und fühlte sich leicht schwindelig.
Es war zwar kein purer Whiskey, aber Hermine trank kaum Alkohol in ihrer Freizeit und deshalb machte der Wein sich schnell bemerkbar. Ausschlaggebend war am Ende natürlich der Likör, denn Hermine hatte es versäumt, auf dem Etikett nachzuschauen, wie viel Prozent er enthielt. Und nach den ersten zwei Gläsern war sie nicht mehr klar genug, um das noch nachträglich zu tun. Sie war es einfach nicht mehr gewohnt. Wenn sie etwas trank, dann tat sie das nur auf Partys oder an Geburtstagen - und auch dort eher sparsam und schon gar nicht wild durcheinander. Doch nun hatte sie ihre Gründe dafür und im Gegensatz zum vorherigen Abend sagte ihr moralisches Gewissen diesmal keinen Ton.
Einerseits war sie sehr froh, dass Draco verschwunden gewesen war, als sie nach ihrer Auszeit auf der Toilette des Ministeriums zurück in ihr Büro gekommen war. Andererseits war sie enttäuscht gewesen, dass er einfach so abgehauen war, ohne auch nur versucht zu haben, irgendetwas aufzuklären. Das bestätigte sie nur in der Annahme, dass es ihm scheinbar wirklich egal war, wie es ihr ging oder was sie über ihn dachte. Wenn er überhaupt wirklich verstanden hatte, was mit ihr los war. Hermine war sich in diesem Fall nämlich noch nicht so sicher.
Sie entkorkte eine neue Flasche Wein und goss sich das Weinglas wieder voll. Dann nahm sie es mit ins Badezimmer und ließ sich heißes Wasser ein. Sie gab etwas von ihrem Lieblings-Badeöl dazu und atmete den beruhigenden Duft ein, während sie das Weinglas leer trank. Dann zog sie sich schon relativ schwerfällig aus und nahm ein weiteres Glas mit in die Wanne. Sie ließ sich in das warme Wasser sinken und seufzte.
Es dauerte nicht lange, bis ihr die Augenlider schwer wurden, und sie stellte vorsichtshalber das Weinglas auf dem Wannenrand ab. Dann handelte es sich nur noch um Sekunden bis ihr, von dem warmen Wasser und den Dämpfen benebelt, die Augen zufielen und sie in einen leichten Dämmerschlaf sank.
Sie hatte nicht besonders viel Zeit, um sich auszuruhen. Ein paar Minuten, nachdem sie die Augen geschlossen hatte, klingelte es an der Tür. Erst einmal und dann noch ein zweites Mal. Hermine setzte sich langsam auf und legte die Hand an ihren Kopf. Sie fühlte sich mittlerweile wirklich betrunken und schwankte leicht, als sie aus der Wanne stieg. Sie griff sich das erstbeste große Handtuch und schlang es sich um den Oberkörper, wobei sie das Weinglas vom Badewannenrand herunter stieß. Sie fluchte leise und machte einen großen Bogen um die Glasscherben.
Auf dem Weg zur Türe wischte sie sich mit der Hand die feuchten Locken aus dem Gesicht. Vorsichtshalber griff sie sich ihren Zauberstab von der Kommode und stöhnte, als sie beim ersten Versuch daneben griff. Dann schob sie ihn in ihr Handtuch und drückte auf den elektronischen Türöffner. Sie öffnete die Tür einen Spalt und lehnte sich gegen den Türrahmen, damit sie sehen konnte, wer die Treppe hinauf kam.
Fast hätte sie sich an ihrer eigenen Spucke verschluckt, als sie schließlich Dracos Silhouette erkannte, der leichtfüßig die Treppenstufen nach oben lief. Er wurde langsamer, als er sie in der Tür stehen sah, und Hermine fühlte sich sofort unwohl, weil sie nur mit einem Handtuch bekleidet war. Sie schlang es ein wenig fester um sich und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
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Animagi Secrets
Fanfictionᴅʀᴀᴍɪᴏɴᴇ • Hermine Granger und Draco Malfoy verabscheuen sich immer noch abgrundtief - schön blöd, wenn man sich trotzdem ein Büro teilen muss. Als Hermine eines Tages auch noch einen Auftrag erhält, den sie in ihrer Animagus-Gestalt bewältigen muss...