Verfolgungsjagd

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Verfolgungsjagd

Hermine verließ das Büro pünktlich um sieben Uhr abends und beeilte sich, nach Hause zu kommen. Sie war absolut euphorisch und versuchte sich schon innerlich darauf vorzubereiten, was sie gleich tun würde.

Zuhause angekommen, warf sie ihre Tasche achtlos in die Ecke und rieb sich die Hände. Dann dachte sie noch einmal kurz über alles nach und zwang sich schließlich noch dazu, ein karges Abendbrot zu sich zu nehmen. Sie wusste ja nicht, wie lange sie wegbleiben würde, und wollte nicht unbedingt Hunger leiden, während sie durch die Straßen Londons streifte.

Als sie endlich das letzte Stückchen Toast mit Käse und Tomaten in ihren Mund geschoben hatte, lief sie in die Mitte der Wohnung und schloss konzentriert die Augen. Es dauerte einen Moment, bis das vertraute Gefühl durch ihren Körper schoss, aber dann spürte sie, wie ihr Körper sich veränderte. Und als Hermine schließlich die Augen wieder öffnete, waren diese strahlend grün mit schlitzartigen Pupillen. Hermine stieß ein wohliges Maunzen aus und schlüpfte leichtfüßig aus der Kleidung, die über ihr zusammen gefallen war. 

Sie genoss das Gefühl, wie sich ihre vier Beine fast von alleine bewegten – im Einklang und geschmeidiger als jeder Mensch auf der Welt laufen konnte. Hermine hatte es schon immer gemocht, sich in ihre Animagus-Gestalt zu verwandeln, aber aus irgendeinem Grund hatte sie dies in letzter Zeit nicht mehr besonders oft getan und jetzt ärgerte sie sich über die mangelnde Erfahrung. 

Sie lief vor den Spiegel und legte den Kopf schief. Hermines Animagus-Gestalt war die einer gewöhnlichen Hauskatze. Das Fell war kurz und hatte dieselbe Farbe, wie Hermines Haar, wobei sie am Maul und an drei von vier Pfoten weiße Flecken hatte. Warum das so war, konnte Hermine sich nicht erklären, aber sie war damit zufrieden und würde mit keinem anderen Animagus tauschen wollen. 

Sie drehte sich herum und sprang probeweise zuerst auf das Sofa und von dort auf die Kommode, wo sie ein wenig ihren Gleichgewichtssinn testete. Als sie nach ein paar Minuten davon überzeugt war, dass alle motorischen Sinne vernünftig funktionierten, lief sie zu der gekippten Balkontüre und quetschte sich durch den Spalt. Sie würde die Tür geöffnet lassen, damit sie jederzeit in ihre Wohnung zurückkehren konnte. Immerhin musste sie ihren Zauberstab zurücklassen, wenn sie als Katze auf Streifzug ging. Hermine warf einen letzten, prüfenden Blick zurück und sprang dann von der Balkonbrüstung. Mit einem leisen Maunzen verschwand sie in der Dunkelheit Londons. 

+.+.+

Hermine lief schon seit einiger Zeit durch die verwinkelten Straßen und wunderte sich, wie gut ihre Kondition in ihrer Katzengestalt war. Als Mensch hatte sie keine halb so gute Ausdauer und wünschte sich, sie könnte das ändern. Im Vorbeilaufen warf sie einen Blick auf die Uhr eines beleuchteten Geschäftes und war zufrieden, weil ihre Augen genauso perfekt funktionierten, wie sie es in Erinnerung hatte. Es hatte eindeutig viele Vorteile, eine Katze zu sein. 

Sie bog in eine kleine aber noble Seitenstraße ein, in der sich Villa an Villa reihte, und wenn sie als Mensch unterwegs gewesen wäre, hätte sie wahrscheinlich „Wow" gesagt. Nun beschränkte sie sich auf ein verblüfftes Ohrenwackeln. Anhand der Beschreibung hatte sie sich vorstellen können, mit was für einer Art Gegend sie es zu tun bekommen würde. Aber so etwas hatte sie sicherlich nicht erwartet. 

Sie sprang auf eine der Steinmauern, die die pompösen Gärten vor neugierigen Blicken schützten, und lief so lange auf ihnen entlang, bis sie bei der richtigen Hausnummer angekommen war. Dann sprang sie mit einem Satz in den Vorgarten, duckte sich und beobachtete eine Weile das Haus.

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