Kontrollverlust
Der Türöffner summte und Hermine betrat mit klopfendem Herzen den Flur des Hauses, in dem Draco wohnte. Sie lief die Treppen langsam nach oben, strich dabei ihren Mantel glatt und wurde mit jedem Schritt nervöser. Am liebsten wäre sie auf der Stelle umgekehrt. Was hatte sie sich bloß dabei gedacht? Er würde sie gar nicht erst hinein lassen – da war sie sich plötzlich ganz sicher. Doch trotzdem lenkten sie ihre Schritte bis zu der Tür, durch die sie gefühlte hundert Male in ihrer Katzengestalt gehuscht war.
Draco lehnte im Türrahmen. Er trug eine schwarze Jeans und einen grauen Pulli. Er war nicht unbedingt herausgeputzt, aber er sah gepflegt und ordentlich aus, und Hermine musste lächeln, da er scheinbar darauf geachtet hatte, so sein Weihnachtsfest zu verbringen – und das obwohl er ganz alleine war. Er sah sie einen Moment einfach nur an. In seinen Augen lag Verwirrung, aber gleichzeitig ein leichter Schimmer von positiver Überraschung.
„Was machst du denn hier?", fragte er leicht misstrauisch und Hermine nahm die letzte Treppenstufe.
„Freut mich ebenfalls, dich zu sehen", neckte sie ihn leicht und nahm zur Kenntnis, dass ein leichtes Schmunzeln über sein Gesicht huschte.
„Woher weißt du, wo ich wohne?", wollte er berechtigterweise wissen und Hermine versteifte sich. Es war wie ein durchdringendes Deja-Vu. In dem Moment, in dem Draco diesen Satz ausgesprochen hatte, erinnerte sie sich, dass sie diesen Satz ebenfalls schon einmal zu ihm gesagt hatte. Und dann kamen auch die restlichen Erinnerungen zurück.
Hermine riss sich zusammen und verdrängte die aufkommenden Bilder, in denen sie Draco umarmte und schließlich aufs Bett zog, erfolgreich aus ihrem Kopf. Trotzdem schlich sich eine leichte Röte in ihre Wangen.
„Mr. Kilmore hat mir gesagt, wo du wohnst", wiederholte sie seine eigenen Worte und bemerkte, dass er kurzzeitig verblüfft war. Dann grinste er. Er hatte sie bereits durchschaut und er wusste auch, dass es gelogen war – er wusste nur noch nicht, woher sie die Information stattdessen hatte.
„Na dann. Komm rein", sagte er und machte ihr tatsächlich Platz. Hermine ging langsam an ihm vorbei. Sie spürte ihn hinter sich und warf ihm einen überraschten Blick zu, als er ihr zuvorkommend den Mantel abnahm.
„Danke." Er nickte nur.
„Du kannst deine Schuhe anlassen oder ausziehen. Ganz wie du magst. Hier ist genug Platz", sagte er und deutete auf die Stelle, die Hermine bereits kannte. Sie ließ sich nichts anmerken und schlüpfte langsam aus ihren Stiefeln, während sie Dracos intensiven Blick auf ihrem Rücken spürte. Dann strich sie unsicher ihr Kleid glatt und drehte sich herum.
„Du hast es schön hier", sagte sie ehrlich und Draco legte den Kopf schief.
„Wieso bist du hier?", fragte er, ohne darauf zu antworten. Hermine sah ihn einen Moment an.
„Naja", sagte sie leise und machte einen Schritt in sein Wohnzimmer. „Ich bin Weihnachten alleine und.. du hast gesagt, ich soll mich melden, wenn ich weiß, was ich will." Sie warf ihm einen vorsichtigen Blick zu. „Aber ich sollte nicht hier sein – du hast recht. Du kriegst bestimmt noch Besuch." Sie senkte beschämt den Blick. Wie hatte sie auch einfach davon ausgehen können, dass er sich darüber freuen würde, wenn sie hier auftauchte? Wie konnte sie sich so sicher sein, dass er wirklich allein sein würde? Vielleicht hatte er spontan Barbie eingeladen - oder ihre Nachfolgerin. Hermine schluckte hart.
„Nein, ich kriege keinen Besuch", sagte er leise und seine Stimme klang ein wenig seltsam. Hermine hob den Kopf und sah ihn an. Er hatte einen sanften Gesichtsausdruck und seine Gesichtsmuskeln zuckten, als wenn er sie nicht unter Kontrolle hätte. „Du kannst bleiben, wenn du willst. Aber ich hab nichts Besonders zum Essen geplant, deshalb.." Hermine winkte ab.
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Animagi Secrets
Fanfictionᴅʀᴀᴍɪᴏɴᴇ • Hermine Granger und Draco Malfoy verabscheuen sich immer noch abgrundtief - schön blöd, wenn man sich trotzdem ein Büro teilen muss. Als Hermine eines Tages auch noch einen Auftrag erhält, den sie in ihrer Animagus-Gestalt bewältigen muss...